Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
ihr Handeln zu erklären.
„Du bist jetzt still, Bruhns. Du hast genug Chaos angerichtet!“
Bruhns schaute Wolke verwundert an, der Blick von Kraft war nicht minder überrascht.
„Weswegen hast du Schlönz verhaftet?“
„Beamtenbeleidigung!“
„Bist du total verrückt geworden? Wo ist er?“
„Nun, Chef, es war die einzige Möglichkeit ihn im Revier zu halten. Es bestand Fluchtgefahr und da er mich beleidigt hat, dachte ich, ist das die Gelegenheit ihn hier zu behalten, ohne dass er Verdacht schöpft, dass wir ihn verdächtigen könnten. Er ist in der Ausnüchterungszelle.“
„Beamtenbeleidigung? Für wie dumm hältst du eigentlich die Menschen? Ich will keine Antwort darauf. Du geht’s zu Schlönz und entschuldigst dich für das große Missverständnis.“
„Was? Wieso das? Der wollte abhauen, Chef!“ Bruhns Ton wurde laut.
„Tu, was ich dir sage! Keine Diskussion! In 30 Minuten treffen wir uns alle im Besprechungszimmer, dann erklär ich euch alles. Und jetzt geh zu Schlönz.“ Wolkes Ton hatte eine Autorität und Härte, die selbst Bruhns Angst machte. Sie nickte nur und verschwand.
„Was hat dir Marc erzählt, Chef?“, versuchte Kraft in ruhigem Ton sein Glück.
„Das erzähl ich im Meeting. Nur so viel: Kraft, diesmal hattest du recht. Der Kleine ist unschuldig.“
Krafts Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
„Sehr gut, Chef, der Kleine ist nämlich einer der Guten. Das habe ich schon immer gefühlt.“
Wolke klopfte auf Krafts Schultern.
„Ja, du hast recht. Ich gehe jetzt zu den Eltern. Und du mach mir bitte eine warme Schokolade, mit extra viel Milch und Honig.“
„Für Marc?“
„Ja, das hat er sich mehr als verdient. Ich hoffe, dass der Anwalt jetzt besonnen bleibt.“
„Viel Glück!“, antwortete Kraft und verließ das Büro.
„Danke, kann ich gebrauchen“, erwiderte Wolke und folgte ihm. Wolke begab sich direkt ins Wartezimmer, wo die Eltern samt Anwalt saßen.
„Wann lassen Sie uns zu Marc?“, fragte der Anwalt ohne sich vorzustellen. Frau und Herr Vogel saßen noch auf ihren Stühlen, nur der Anwalt war aufgestanden, als er Wolke sah.
„Guten Abend, mein Name ist Martin Wolke, ich leite die Ermittlungen in der Soko Nina. Es tut mir wirklich sehr leid, dass sie so lange warten mussten.“ Wolke reichte dem Anwalt und den Eheleuten Vogel die Hand zur Begrüßung.
„Wieso wird Marc Vogel festgehalten und wieso darf ich nicht mit ihm reden? Ich hoffe, Ihnen ist bewusst, dass ich gegen Sie und ihre Mitarbeiter ein Disziplinarverfahren bei der Staatsanwaltschaft anstoßen werde.“
Noch immer hatte sich der Anwalt nicht mit Namen vorgestellt. Aber diese Sorte von Rechtsverdrehern kannte er bereits. Sie drohten nicht nur, sondern ließen ihren Worten auch Taten folgen. Das war das letzte, was Wolke jetzt gebrauchen konnte: dumme Fragen vom Staatsanwalt oder der Polizeidirektion. Er wusste nicht recht, ob er Bruhns an die Wand klatschen oder es bei einer mündlichen Ermahnung belassen sollte. Immerhin, wenn Bruhns Marc nicht mit aufs Revier genommen hätte, hätten sie nicht erfahren, wer Nina entführt hat. Glück im Unglück quasi. Nichtsdestotrotz: Bruhns hatte einen paar Fehler gemacht und das konnte Wolke nicht einfach durchgehen lassen.
„Herr Vogel, darf ich von Großvater zu Großvater mit Ihnen sprechen?“ Wolke ignorierte den Anwalt und hoffte, dass Vogel verstand, was Wolke meinte.
„Mein Mandant wird nicht mit Ihnen sprechen wollen. Wir wollen zu Marc. Sofort!“, betonte der Anwalt in einem Ton, der keinen Zweifel an seiner Entschlussfreudigkeit zuließ.
„Nur fünf Minuten, Herr Vogel. Danach dürfen Sie sofort mit Marc reden. Es ist alles gut, vertrauen Sie mir bitte.“
„Herr Wolke, Sie haben wohl nicht ...“, ehe der Anwalt weitersprechen konnte, hob Vogel die Hand und der Anwalt hielt sofort inne.
„Fünf Minuten, Herr Wolke.“
„Danke. Wollen Sie mir bitte folgen?“, gab Wolke von sich und beide verließen das Wartezimmer. Vorher gab Vogel seiner Frau noch einen Kuss auf die Wange. Wolke musste kein Hellseher sein, um zu sehen, wie viel Kraft es die beiden kosten musste, die Fassade aufrecht zu erhalten. Ihre Augen sprachen die Wahrheit. Sie waren von Angst umschlossen. Und wer konnte ihnen das übel nehmen?
Beide betraten Wolkes Büro.
„Nehmen Sie doch bitte Platz. Möchten Sie was trinken?“
„Nein, danke“, antwortete Vogel und setzte sich auf den Stuhl am Konferenztisch, Wolke direkt neben ihn.
„Warum
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