Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
vergessen, dass die Milch noch nicht da ist“, versuchte Wolke Zeit zu gewinnen, obwohl er die Ausrede alles andere als klug fand. Ihm fiel nur auf die Schnelle nichts besseres ein.
„Wieso?“, fragte Marc.
Mist, nicht wieder ablenken lassen, Wolke, aber diese Frage hast du verdient!
„Weil du die letzte Milch bekommen hast und wir immer erst abends neue Milch bekommen. Kannst du noch ein bisschen warten? Wäre voll cool von dir“, umschmeichelte Wolke Marc.
„OK, cool zu sein ist immer toll“, antwortete Marc und lächelte übers ganze Gesicht. Seine Wangen liefen rot an. Anscheinend stand Marc darauf, wenn man ihn umschmeichelte.
„Denkst du, der Clown könnte mir auch so coole Tricks zeigen?“
„Das weiß ich nicht, da müsste ich Melanie fragen … hehe … aber, wenn ich sie selber kann, zeige ich dir das … hehe …“
„Wieso Melanie? Kennst du ihn nicht?“
„Doch. Aber erst sehr kurz. Das ist Melanies Freund.“
Melanies Freund? Scheiße! Was geschieht hier?, dachte Wolke ohne zu ahnen, wohin die Geschichte ihn trieb. Als erstes hatten sie Marc und Schlönz verdächtigt, und bis vor Kurzem war Wolke bereit gewesen, Marc und Schlönz als Verdächtige zu akzeptieren. Aber wie passte dieser Clown ins Spiel? Und vor allem: Was meinte Marc damit, dass er Melanies Freund sei? Laut Ermittlungen ist Melanie Single. Oder doch nicht? Was verheimlichte die Familie? Schließlich hatten sie auch Marc verheimlicht. Wolke ahnte nichts Gutes.
„Ach so. Und wo hast du ihn kennengelernt?“
„Auf Ninas Geburtstag. Da er hat die ganze Zeit mit uns gespielt und uns ganz viele Zaubertricks gezeigt … hehe …“
Melanies Freund? So langsam begriff Wolke. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Clown Melanies Freund war. Wahrscheinlicher war, dass Melanie diesen Clown zur Geburtstagsparty ihrer Tochter engagiert hatte. Aber wenn dem so war, stellte sich die Frage, wie Melanie auf diesen Clown aufmerksam wurde? Hatte sie ihn aus einer Anzeige heraus kontaktiert oder über Empfehlungen? Oder war sie schon länger mit ihm in Kontakt, weil er schon andere Veranstaltungen von ihr bespaßt hatte, z. B. eine Betriebsfeier?
Und da Melanie den Clown zur Geburtstagsfeier mitgebracht hatte, dachte Marc, er sei ihr Freund, so wie Marc auch dachte, dass Wolke und er die besten Buddys sind. Noch waren viel zu viele Fragen darüber offen, wie der Clown in diese Entführung passte. Wolke wusste aus den Akten, dass am Freitag die Geburtstagsparty stattfand, und am Samstag wurde Nina entführt. Woher wusste dann der Clown, dass Nina am Samstag bei P&C anzutreffen war? Vielleicht hatten Marc oder Nina es ihm erzählt. Denkbar war das. Aber dennoch: Woher wusste der Clown, wo die Kameras in P&C standen? Das passte nicht. So schnell konnte man einen großen Laden wie P&C nicht auskundschaften. Irgendetwas passte in diesem Puzzle einfach noch nicht zusammen. Aber Wolke hatte große Zweifel, dass Marc zur Aufklärung beitragen konnte.
Marc hatte schon mehr geholfen als ihm bewusst sein dürfte. Er hatte ihnen den Tatverdächtigen geliefert.
„Sag mal, Marc, weißt du wie der Clown heißt?“
„Ja, klar“, grinste Marc.
„Und wie hieß er?“
„Na Clown … hehe … ist doch klar“, lachte Marc laut.
Wolke konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. Das ganze Verhör war ein einziger Witz gewesen, musste er sich eingestehen. Bruhns und Kraft, vor allem Bruhns, hatten Marc mit aufs Polizeirevier gebracht, weil sie ihn für den Hauptverdächtigen hielten. Und jetzt stellte sich heraus, dass aus dem Hauptverdächtigen der Hauptzeuge wurde.
Dennoch wusste Wolke, dass es verdammt schwer sein würde, den Clown zu finden. Sie müssten so schnell wie möglich ein Profilbild von dem Clown erstellen und ihn zur Fahndung herausgeben. Seine Mitarbeiter müssten ganz schnell Melanie Vogel noch einmal aufsuchen. Sie hatte den Clown engagiert und sie könnte daher auch am ehesten helfen, das Phantombild zu erstellen. Vielleicht hatte sie ja sogar noch seine Kontaktdaten. Dann könnte das alles hier schon bald vorbei sein.
„Sag mal, Marc, wenn ich dich um was bitten würde, denkst du, du könntest mir helfen?“
„Na klar, wir sind doch Freunde. Und Freunde helfen einander“, antwortete Marc und reichte Wolke die Hand zum Abklatschen.
Wolke erwiderte und war, wenn er ehrlich war, erleichtert darüber, dass Marc nicht zum Täterkreis zählte. Er war wirklich verdammt cool, aber leider auch verdammt naiv. Und
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