Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
haben Sie mich hergeholt?“
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich glaube, Sie werden mich eher verstehen, als dieser Paragraphenreiter. Und Vernunft sollte unsere Entscheidungen lenken.“
„Deswegen haben Sie meinen Sohn verhaftet?“
„Verhaftet? Nein, Herr Vogel, Marc wurde nicht verhaftet. Wir haben uns nur mit ihm unterhalten.“
„Auf einem Polizeirevier? Das nennen sie „unterhalten“? Hatten Sie eben nicht selbst gesagt, Vernunft sollte unser Handeln lenken?“, fragte Vogel und wollte gerade aufstehen, als Wolke ihn mit der Hand bat, sitzen zu bleiben.
„Sie haben recht, Herr Vogel. Aber wir haben Marc wirklich nicht verhaftet. Keine Handschellen, kein Blaulicht. Aber er wurde verhört, weil ein Mitarbeiter von mir ihn verdächtigte, dass er etwas mit der Tat zu tun haben könnte.“
„Was? Marc? Sie spinnen. Was haben Sie ihm angetan?“ Das Entsetzen sprach aus Vogels Gesicht und Wolke verstand seine Sorgen nur zu gut.
„Seien Sie unbesorgt, Marc weiß von all dem hier nichts. Er weiß nicht, dass wir ihn verdächtigt haben ...“
„Wie kommen Sie überhaupt auf so einen Schwachsinn? Marc liebt seine Nichte über alles. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass Marc nicht wie andere junge Erwachsene ist. Er wäre niemals zu solch einer abartigen Tat fähig! Marc würde nie jemanden weh tun.“
„Ich weiß, aber meine Mitarbeiter haben Ninas Teddy bei Marc gefunden. Und da er nicht beantworten konnte, wie dieser in seinen Besitz kam, sahen sich meine Mitarbeiter dazu gezwungen, ihn mit aufs Revier zu nehmen.“
„Er hat eine Schwerbehinderung. Wie kann er da ihren wirren Gedanken folgen?“
„Sie mögen recht haben, aber der Teddy war zum Zeitpunkt der Tat bei Nina und nicht bei Marc. Aber als wir Marc in der Jugendherberge aufgesucht haben, war er bei Marc. Und darauf mussten wir Antworten haben.“ Den Vorwurf, warum die Vogels Bruhns und Kraft nichts von Marc erzählt hatten, behielt er für sich. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie dabei nur Marcs Wohl im Sinne hatten. Sie wollten ihn schützen, dachten wahrscheinlich, dass Marc dadurch nicht mit dem Fall konfrontiert wird.
„Ich verstehe Sie nicht. Wieso bei Marc ...?“
Wolke spürte, dass Vogel ihm nicht mehr folgen konnte.
„Weil der Täter Marc den Teddy für sein Schweigen gegeben hat.“
Vogel hielt seine Hand vor den Mund. „Das kann nicht sein ...“, stammelte er.
„Es ist nicht, wie sie denken. Marc trifft keine Schuld. Er hat den Täter mit Nina in dessen Armen im P&C gesehen und vermutet, dass Nina schläft. Der Täter hat anscheinend die Gefahr, die durch Marc ausgeht, unterschätzt und ihm Ninas Teddy geschenkt, wenn er dafür niemandem erzählt, dass er ihn gesehen hat. Marc hat dem Täter vertraut.“
„Vertraut? Ist der Täter aus unserem Bekanntenkreis? Wie schrecklich ...“Furcht stand in Vogels altem Gesicht und wanderte seine Falten schleichend und unbarmherzig entlang , ließ sie dadurch noch tiefer wirken.
„Wir gehen davon aus, dass es der Clown war, den ihre Tochter engagiert hat.“
„Der Clown? Oh mein Gott! Wie kann das sein? Die Kinder haben ihn doch geliebt ...“
„Das wissen wir noch nicht. Aber wissen Sie, ob ihre Tochter den Clown vorher bereits kannte?“
„Ja, also nein. Sie hat ihn über eine Anzeige gefunden. Er hat sich sogar einige Tage vorher bei uns vorgestellt und machte einen sehr sympathischen Eindruck.“
Wolke fühlte sich bestätigt. Melanie Vogel hatte den Clown über eine Anzeige gefunden. Aber wie passte das ins Puzzle? Wenn sie den Clown über eine Anzeige gefunden hat, dann konnte der Clown die Tat unmöglich gezielt und von langer Hand geplant haben. Nur wenn er sie nicht geplant hatte, wie konnte er Nina aus P&C entführen, ohne dass die Kamera sein Gesicht aufgenommen hatte? Zufall oder Glück hatten damit aus seiner Sicht nichts zu tun. Nur jemand, der ganz genau wusste, wie die Kameras geschaltet waren, konnte in dem Einkaufshaus ein Kind entführen, ohne dass er dabei aufgezeichnet wurde.
Das aber würde bedeuten, dass er vorher bescheid wissen musste, dass sie im P&C einkaufen würde.
„Sagen Sie, Herr Vogel: Wissen Sie vielleicht, ob die Shopping-Tour ins P&C spontan war, oder hatte Melanie die sie schon vorher geplant?“
„Oh, der Termin stand schon vorher fest. Weil Nina seit Wochen nur darüber erzählt hat, dass sie nach ihrer Geburtstagsparty bei P&C zum Shoppen geht. Sie müssen wissen, Nina liebt shoppen.“
Welche Frau nicht ,
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