Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
genug Zeit. Machen Sie nur. Alles OK.“
Um ehrlich zu sein, war Walsh damit mehr als zufrieden. Sollte die Alte ruhig ihren Schnaps kaufen, damit er sich endlich Carlos vorknöpfen konnte. Hätte er Carlos während seiner Gabennutzung nicht gesehen, Walsh wäre geneigt zu glauben, dass Carlos ein richtig cooler Typ war. Und wie es schien, war Carlos auch bei seinen Kunden sehr beliebt.
Aber das war die Fratze des Lebens! Der lustige Büdchenbesitzer, der beste Kumpel, der hilfsbereite Nachbar, alles Typen die bewundert und respektiert wurden, aber wenn nachts die Lichter ausgingen, wurden aus diesen Typen Bestien. Dr. Jekyll und Mr. Hyde waren am Ende nichts anderes, als wir selber. Menschen, die wir vorgeben zu sein, und der Mensch, der wir wirklich sind!
Und Carlos war die niederste Form dieser Menschen, da er sich an Kindern vergriff.
Carlos kehrte mit einer Flasche Berentzen Apfel zurück.
„Hier, Frau Fest. Möchten Sie noch was Anderes?“
„Nein, Carlos. Das ist schon genug. Aber der hübsche Mann war vor mir dran.“
„Nein, nein, ist schon OK. Bitte“, winkte Walsh ihr den Vortritt.
Die alte Dame bedankte sich, zahlte und verabschiedete sich.
„Eine ganz liebe, aber seit ihr Mann vor zwei Jahren gestorben ist, hat die Gute ein Alkoholproblem. Sie waren fast 60 Jahre verheiratet“, versuchte Carlos die alte Dame zu entschuldigen. In seiner Stimme war nicht mehr der Klang des lustigen Carlos, sondern sehr viel Wehmut. Walsh nickte nur.
„Aber genug des Wehmuts, mein neuseeländischer Freund. Willkommen in Kalk. Du musst wissen, Kalk ist auf der Schäl Sick und hat in Kölle eine ganz besondere Stellung“, lachte er laut.
„Ja, das ist doch dieses rechts- und linksrheinisch, oder? Davon hat mir schon mein Kumpel erzählt. Kann ich bitte noch eine Stange Marlboro Light haben.“
Schäl Sick, links- oder rechtsrheinisch, das interessierte ihn einen Dreck. Er wollte endlich wissen, wo Nina war. Melanie hatte ihm mal die ganzen Kölner Besonderheiten, damals, als sie sich Karneval kennengelernt hatten, erklärt gehabt. Aber soweit er sich erinnerte, war die linke Rheinseite die richtige Seite zum Leben. Wahrscheinlich kam dies aber wohl darauf an, wen man fragte. Auch die Feindschaft zwischen Köln und Düsseldorf hatte Melanie, ihm versucht zu erklären, die ins 11./12. Jahrhundert zurückging. Die damals mächtige Handelsstadt Köln besaß, im Gegensatz zu Düsseldorf, die wichtigen Zoll-, Umschlags- und Stapelrechte, auf die die Düsseldorfer neidisch blickten, mussten sie doch auf den Kölner Märkten die Waren verteuert einkaufen.
„Ja, genau. Der ewige Krieg zwischen den Links- und Rechtsrheinern. Wie der ewige Krieg zwischen Altbier und Kölsch“, bestätigte Carlos ihn noch immer lachend und drehte sich um, um vom Regal hinter ihm eine Stange Marlboro zu entnehmen.
Diesen Moment nutzte Walsh, holte aus der Jackentasche seine Waffe und richtete sie gegen Carlos.
„Keine Bewegung. Ganz langsam umdrehen, sonst drück ich ab!“
„Was für eine Scheiße soll das denn werden?“, schrie Carlos sichtlich irritiert und scheinbar nicht begreifend, was hier gerade geschah.
„Halts Maul“, antwortete Walsh in trockenem Ton.
„Hombre, nimm das Geld, aber mach keine Dummheiten, die du später bereuen könntest“, sagte Carlos nun sichtlich nervöser, da er wohl einsah, dass Walsh keinen Spaß machte. Er öffnete die Kasse und wollte gerade das Geld greifen, als Walsh sagte: „Es geht mir nicht ums Geld, du Schwachkopf!“
„Was willst du dann?“, fragte Carlos ängstlich, versuchte aber, das nicht zu zeigen. Für jemanden wie Walsh stand jedoch außer Frage, dass Carlos richtige Todesangst verspürte, und das erfreute Walsh. Er tat gut daran, um sein Leben zu fürchten.
„Halst Maul. Komm langsam vom Tresen weg und schließ die Tür ab. Und spiele nicht den Helden, sonst bist du tot.“
Carlos kam hinter dem Tresen hervor und ging zur Eingangstür. Langsam schloss er das Büdchen ab.
„Was jetzt, Hombre? Was willst du?“
„Ich hab doch gesagt, du sollst das Maul halten! Wir gehen nach hinten. Los!“, schrie Walsh und drückte Carlos vor sich. Jetzt hatte er ihn endlich, den Entführer seiner Tochter, und schon bald würde Carlos ihm alles erzählen, was er wissen wollte. Sein Spezialwerkzeug würde schon dafür Sorge tragen.
„Gibt es einen Keller?“, fragte Walsh ihn, als sie im Lager waren.
„Nein, Hombre.“
„Lüg mich nicht an“, schrie Walsh und schlug
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