Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
zurück. Prochnow hatte recht, die von der Spurensicherung waren Profis. Die konnten feststellen, ob Pfeiffer nur kurz die Wohnung verlassen hatte, schon länger weg war, oder gar fluchtartig die Wohnung verlassen hatte. Aber nach dem ersten Eindruck von Bruhns zu urteilen, sah die Wohnung nicht so aus, als ob jemand fluchtartig die Wohnung verlassen hatte. Sie wirkte sehr ordentlich und sauber.
Es lagen keine Becher auf irgendwelchen Tischen oder angebrochene Süßigkeitenverpackungen und auch keine Getränke. Alles Indizien dafür, dass es jemand eilig gehabt hätte. Stattdessen war sogar das Bett gemacht.
Wahrscheinlich ist er einfach nicht zu Hause, vielleicht im Urlaub , dachte Bruhns. So oder so, die Spurensicherung würde ihr Auskunft geben.
Eine halbe Stunde später war die Spurensicherung in der Wohnung. Drei Zivilwagen mit sechs Zivilipolizisten standen draußen Wache, falls Pfeiffer doch noch in die Wohnung zurückkommen würde, damit sie ihn verhaften konnten.
Bruhns ahnte, dass dies eine sehr lange Nacht werden könnte. Zum Glück hatten die Kollegen jedem einen Pappbecher mit Kaffee mitgebracht.
„Ich denke, wir sollten die anderen Mieter mal fragen, ob sie Pfeifer kennen und wann sie ihn zuletzt gesehen haben. Bei dem Lärm, den die Spurensicherung jetzt gemacht hat, wissen eh alle Bescheid, dass hier etwas nicht stimmt“, äußerte Bruhns.
„Und was, ist wenn einer der Anwohner Pfeiffer warnt?“, warf Prochnow ein.
„Nun, glaube mir, bei dem Lärm wird er das eh schon gemacht haben. Da wird unser Klingeln und Fragen auch nichts mehr dran ändern.“
„Bruhns hat recht, Prochnow. Wir sollten die Anwohner fragen. Wir teilen uns auf. Prochnow, du nimmst die ersten beiden Stockwerke. Bruhns, du drei und vier - und ich fünf und sechs.“
Nachdem Bruhns und Prochnow zugestimmt hatten verließen sie die Wohnung von Pfeiffer. Bruhns klingelte an der Tür von Pfeiffers Nachbarn. Sie klingelte ein zweites Mal, aber keiner öffnete. Und so ging sie von Tür zu Tür. Wenn geöffnet wurde, zeigte sie ihre Dienstmarke und stellte ein paar Fragen. Einige Anwohner antworteten freundlich, wieder andere reagierten sauer, dass sie zu so später Stunde aus dem Bett geholt wurden.
Aber die Antwort war immer die gleiche: dass sie den Mann nicht wirklich kannten. Nur vom Sehen her, aber noch nie mit ihm gesprochen hatten und auch nicht mitbekommen haben, ob er jemals Besuch bekommen hätte.
Es war schon merkwürdig. Da wohnte man Arschback an Arschback mit anderen Personen zusammen und war sich dennoch komplett fremd.
Der Spruch, je mehr Menschen sich zusammengesellen, desto einsamer und anonymer ist es, hatte schon viel Wahrheit in sich. Die Großstädte waren der beste Beweis dafür.
Auch im vierten Stock das gleiche Ergebnis. Entweder kannte wirklich niemand den Verdächtigen, oder es war einfach normal, dass sich die Anwohner aus dem Weg gingen. Bruhns hoffte, dass Kraft und Prochnow mehr Erfolg hatten.
Sie stand wieder vor der Eingangstür von Pfeiffers Wohnung, als sie auf den Boden blickte und ihr ein kleiner Lichtschimmer auffiel, welcher vom Linoleumboden reflektiert wurde. Sie folgte diesem kleinen Lichtschimmer und sah, dass es aus der Nachbarwohnung kam. Sie legte sich hin und konnte erkennen, dass die Tür nicht ganz mit dem Boden abschloss und Licht durchließ. Es waren zwar nur wenige Millimeter, aber es reichte, dass Bruhns das Licht sehen konnte. Das bedeutete, dass jemand in der Wohnung war und dieser jemand hatte sich geweigert, die Wohnungstür zu öffnen.
Bruhns bekam eine Gänsehaut. Vielleicht war das nur ein Nachbar, der nicht gestört werden wollte. Vielleicht aber auch jemand, der Angst vor unangenehmen Fragen hatte. Aber vielleicht hatte Pfeiffer mitbekommen, wie die Polizei sich an der Haustür zu schaffen gemacht hatte, und Unterschlupf beim Nachbarn gesucht. Bruhns musste alle Optionen in Erwägung ziehen und hielt ihre rechte Hand dicht bei ihrer entsicherten Waffe im Halfter.
Soll ich auf Kraft und Prochnow warten?, dachte sie kurz, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Denn wenn es nur ein Nachbar war, der ungestört sein wollte, hätte dies Spott und Häme für sie bedeutet. Nach dem Einlauf wegen Marc wollte sie nicht nochmal zum Gespött der Kollegen werden.
Sie drückte wieder die Klingel. Nichts geschah. Ihre Hand war noch immer an der Waffe, bereit, sie sofort aus der Halterung zu ziehen, wenn es notwendig sein würde.
Sie klingelte noch ein zweites Mal und
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