Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
der rechten Wandseite der Hütte befand, in Richtung Haupteingang. Er hielt nochmal an der Wand an und überlegte, ob er nicht durchs Fenster einsteigen sollte.
Während seines Ausflugs dank der Gabe hatte er die Hütte nur kurz wahrgenommen. Viel zu schnell hatte die Gabe ihn in den Keller gebracht. Aber so viel er gesehen hatte, war die Hütte leer und sah auch im Inneren eher so aus, als sei sie unbewohnt. Dennoch wollte Walsh es nicht riskieren und das Fenster einschlagen. Wer konnte schon sagen, ob sich Ralle nicht gerade in der Hütte aufhielt.
Er prüfte das Fenster. Es war verschlossen. Also doch der Haupteingang , dachte er und schlich langsam zum Haupteingang. Ein kurzer Griff zur Tür; sie war nicht verschlossen. Vorsichtig öffnete er sie und hatte die Waffe entsichert und somit schussbereit in der Hand. Er trug noch immer seine dünnen schwarzen Spezialhandschuhe, die wie eine zweite Haut an lagen.
Dann betrat er die Hütte und er fand sie so vor, wie er sie mit seiner Gabe gesehen hatte. Sie sah verlassen und verwahrlost aus. Sein Blick fiel auf den Boden. Er schob den Teppich, der auf dem Boden lag und schon bessere Zeiten gesehen hatte, zur Seite und sah die in den Boden eingelassene Falltür. Er versuchte, die Falltür zu öffnen, aber sie war verschlossen.
„Scheiße“, fluchte er leise.
Dann nahm er sein Spezialwerkzeugkasten, holte aus diesem eine kleine spitze Zange heraus und steckte die Spitze dieser sehr dünnen Zange in das Schloss und drehte sie nach rechts. Die Falltür war nun offen.
Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er vorsichtig, die in den Boden eingelassene Tür öffnete, da er glaubte zu wissen, dass ihn nur noch wenige Momente von seiner Tochter trennten. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Carlos ihm die Wahrheit gesagt hatte, schließlich deckten sich seine Aussagen mit dem, was er während des Gabenfluges gesehen hatte.
Carlos war ein elender Feigling. Er hatte erkannt, dass Walsh keinen Spaß machte, was aufgrund der Folter auch nicht schwierig war. Aber in dieser aussichtslosen Situation hatte sich Carlos gegen seine perversen Freunde und für sein eigenes, kleines, erbärmliches Leben entschieden.
Und weil Carlos ein Feigling war und an seinem Leben hing, hatte Walsh auch nicht an seinen Worten gezweifelt. Aber Carlos hatte sich in Walsh geirrt. Walsh war ein Vollprofi. Er hätte Carlos alles erzählt, damit er ihn zu seiner Tochter führt. Aber dass Carlos sterben würde, und zwar qualvoll, stand für ihn zu jeder Zeit fest. Und an dieser Entscheidung hatte er auch nie gezweifelt, selbst dann nicht, als Carlos versuchte, ihm glaubhaft zu machen, dass er kein Kinderschänder war.
Und diesem Ralle würde gleich dasselbe Schicksal blühen. Dennoch war Walsh nicht unvorsichtig. Bei Carlos, als er die Kellertür mit seinem Körper gewaltsam aufgebrochen hatte, da war er unvorsichtig und fast hätte diese Unvorsichtigkeit ihn das Leben gekostet. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die Treppe, die hinunter führte.
Unten angekommen befand er sich in einem kleinen Flur. Diesen Flur hatte er während seines Gabenfluges nicht gesehen. Am Ende des Flurs war eine Tür, die er langsam öffnete.
Dahinter verbarg sich ein großer, wohnlich eingerichteter Raum, fast so, wie in Carlos´ Keller, nur dass er noch ein Stück größer war. Aber sonst befanden sich auch in diesem Raum Möbel, wie man sie in einem Wohnzimmer vorfand. Außerdem noch eine Videokamera mit Stativ und ein großer LCD-Fernseher an der Wand. Aus Richtung des LCD-Fernsehers kamen Geräusche, und Walsh musste schlucken, als er sah, was ihm der Bildschirm zeigte: Ein fetter, dicker Mann hatte sich selbst gefilmt, wie er gerade ein Mädchen auf einem Bett missbrauchte.
Und er kannte das Mädchen. Walsh wurde übel und er hatte alle Mühe, sich nicht direkt zu übergeben. Angstschweiß rann von seiner Stirn und er brachte kein Wort heraus. Ohne weiter nachzudenken griff er nach der Fernbedienung auf dem Tisch neben sich und schaltete den Fernseher aus.
Er holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Statt Ekel übernahm nun Wut seinen Körper. Das Mädchen, das er sah, war das Mädchen, das sich das Kellerzimmer mit Nina teilte. Am liebsten wäre er zum Kellerzimmer gestürmt und hätte jeden, der sich ihm in den Weg stellte, erschossen, um endlich seine kleine Tochter zu befreien und in den Armen halten zu können.
Wie können Menschen an so etwas Abscheulichem Gefallen haben , dachte er
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