Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
der Wichser Nina heute übergeben will, das ist das Wichtigste. Aber es wäre natürlich besser, wenn ich ihm vorher einen Besuch abstatten könnte. Ich würde die Übergabe gerne verhindern.“
„Ich verstehe dich. Ich tue mein Bestes.“
„Ich weiß“, antwortete Walsh und drehte sich um, weil er Schritte hörte.
Es war Melanie, die ins Wohnzimmer eingetreten war.
„Guten Morgen“, sagte sie leise. Ihre Augen sahen noch müde aus. Sie hatte sich eine Jeans angezogen und trug ein gelbes T-Shirt.
„Guten Morgen“, antworteten Joe und Walsh.
„Möchtest du Kaffee?“, fragte Walsh.
„Nein, danke. Aber kann ich kurz mit dir sprechen?“
„Ja klar, worum geht’s?“
„In meinem Zimmer, bitte“, sagte sie und Walsh nickte.
Walsh folgte Melanie in ihr Zimmer. Er war gespannt, was sie zu sagen hatte. Er hoffte, dass es keine schlechten Nachrichten waren. Aber es musste etwas Persönliches sein, wenn sie es nicht vor Joe sagen wollte.
„Danke.“
„Wofür?“, fragte Walsh überrascht.
„Dass du dein Leben riskierst, um mir Nina zurückzubringen.“
Walsh war überrascht! Hatte sie sich gerade wirklich dafür bedankt? Noch gestern sah es aus, als ob sie ihn hasste, und heute sagte sie Danke.
Verstehe einer die Frauen , dachte Walsh. Aber dieses eine kleine Wort berührte sein Herz stärker, als er es sich eingestehen wollte. War es doch ein Wort, das vielleicht alles zwischen ihnen zurechtbiegen konnte, wenn er denn Nina finden würde. Wenn nicht? Walsh wusste nicht, was dann passieren würde. Ob Melanie das verkraften könnte? Ob ihre Familie das verkraften würde? Sie alle waren vernarrt in Nina. Und er?
Er konnte diese Fragen nicht beantworten. Obwohl er Nina noch nie persönlich gesehen hatte, außer bei seinem Gabenflug, und sie noch nie in den Armen hielt, empfand er für sie eine tiefe bedingungslose Liebe. Er wollte sich nicht ausmalen, in welches Loch er fallen würde, wenn er versagen würde. Er durfte nicht versagen! Erst recht nicht jetzt, wo Melanie die Blume der Freundschaft nach ihm ausgestreckt hatte.
„Ich habe dir versprochen, dass ich sie dir zurückbringe, und das werde ich auch tun. Ich werde sie finden. Wir sind diesem Clown sehr dicht auf den Fersen.“
„Wie gerne möchte ich daran glauben.“
„Du musst daran glauben, allein Nina wegen.“
„Ich weiß, aber immer wieder habe ich Alpträume, dass ich sie zu Grabe trage.“
„Nein, Melanie. Sie wird in deinen Armen liegen und dich anlächeln, weil sie dich liebt und lebt.“
„Du blutest ja“, sagte Melanie und Walsh schaute auf die Stelle, wo sein linkes Hosenbein rot getränkt war.
„Das ist nichts. Nur ein Kratzer, als ich mit Carlos gekämpft habe“, entgegnete ihr Walsh. Er hatte die Wunde gestern notdürftig mit dem Tuch, welches er Carlos in den Mund gestopft hatte, verbunden. Anscheinend war die Blutung noch nicht ganz gestoppt. Aber es war nur ein Streifschuss, das war kein Risiko für seinen Körper. Solche Streifschüsse hatte er während seiner Agentenzeit immer wieder am Körper gehabt. Die vielen Narben an seinem Oberkörper waren stumme Zeugen.
„Nein, lass mich sehen“, erwiderte Melanie und fügte hinzu. „Ich kann die Wunde säubern und desinfizieren. Wir brauchen dich topfit.“
Walsh wusste nicht, ob er sich freuen, weil sie sich um sein Wohlergehen sorgte, oder ob er verärgert sein sollte, weil diese Sorge berechnend war. Schließlich hatte sie ja gesagt, dass sie einen topfitten Walsh brauchten. War also Walsh nur jemand, der ihr Nina zurückbringen sollte?
Walsh beließ es bei diesen Gedanken und zog seine Hose aus. Das Tuch war blutgetränkt. Melanie hielt vor Schreck ihre Hand vor den Mund.
„Komm mit ins Bad“, sagte sie und beide gingen ins Bad, wo Melanie die Wunde desinfizierte und einen Verband anlegte.
Walsh wollte es sich nicht eingestehen, aber er genoss Melanies Berührungen. Sie hatte nach wie vor sehr zarte Hände und ihre Blicke trafen sich immer wieder. Er wusste, dass sie seinen Körper noch immer toll fand, denn immer wieder wandte sie ihren Blick ab. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass man nicht wollte, dass die Person merkte, dass man Sympathien hegte.
Vielleicht ... , dachte Walsh.
„Danke“, antwortete er, als Melanie fertig war.
„Du solltest dir eine neue Hose anziehen und dann auch gleich ein neues Hemd. Ich glaube, Papas Sachen müssten dir von der Größe her passen.“
Walsh lachte nur kurz, aber nickte dann und folgte Melanie. Ihre
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