Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
schlecht von ihm dachte. Aber dass er für seinen Großvater ein offenes Buch war, erfuhr Walsh erst am Sterbebett seines geliebten Opas. Und der hatte ihm keinerlei Vorwürfe gemacht, sondern war einfach nur glücklich, dass er Walsh noch einmal sehen konnte, bevor er der Erde Lebewohl sagte. Das war vor über acht Jahren und Walsh hatte eine ganze Weile daran zu knabbern. Er versuchte, sich durch Arbeit Ablenkung zu verschaffen. Aber bis heute gab es Tage, wo er ihn sehr vermisste.
„Alles easy. Mann, wenn ich dir helfen kann, gerne. Was soll ich tun?“, holte ihn Joe mit seiner Frage aus seinen Gedanken zurück nach Mannheim.
„Hast du noch Zugang zu PRISM?“
„Was für eine Frage, Bro! PRISM, Xkeystore, Netbuster, Netpin, sag mir einen Zugang den du willst, ich besorge ihn dir. Was möchtest du wissen?“
„Ich muss herausfinden, ob irgendein Kind in den letzten Tagen oder Wochen in Deutschland entführt oder irgendein Fall bei der Polizei gemeldet wurde.“
„Und was ist, wenn sie nicht entführt wurde, sondern Opfer von häuslicher Gewalt ist und die Polizei keine Akte hat?“
„Daran möchte ich nicht denken. Wir werden dann sehen, was wir machen können.“
„Und wieso nur Deutschland?“
„Sie hat Deutsch gesprochen.“
„Na, das kann aber auch die Schweiz oder Österreich sein. Auch in anderen Ländern wird Deutsch gesprochen.“
„Ok, konzentrieren wir uns auf Deutschland, Schweiz und Österreich. Wenn wir da nix finden, bauen wir es aus. Irgendwo müssen wir leider anfangen zu suchen. Sag mal, diese ganze öffentliche Debatte um Snowden, behindert das eure Arbeit? Ist PRISM noch aktiv?“
„In keiner Weise . PRISM, Xkeystore und alle anderen Programme sind noch aktiv. Es ist, als hätte es die Veröffentlichung nie gegeben. Mann, du kennst doch die Geheimdienste! Die scheren sich einen Dreck um die Presse oder Regierungen. Snowden ist echt ein naiver Depp. Dabei ist er eigentlich verdammt smart.“
„Wie meinst du das?“
„Ach, ich kenne ihn. Habe schon mal an dem einen oder anderen Projekt mit ihm gearbeitet. Und bei einem Bier hat er mir mal verraten, dass er arge Gewissensbisse hat mit dem, was er da macht.“
„Und hast du das gemeldet?“, unterbrach ihn Walsh.
„Mann, Walsh, für wen hältst du mich? Deswegen bin ich kein Agent, sondern nur Mitarbeiter des Geheimdienstes. Ich verpfeife niemanden, der sich mir anvertraut hat. Ganz ehrlich: Vor der ganzen Geschichte mit Snowden war es mir relativ egal, was die NSA oder sonst wer mit den ganzen Daten gemacht hat. Ich war davon besessen, mein Können unter Beweis zu stellen. Inzwischen kann ich mich in fast jedes Netzwerk der Welt einhacken. Ich könnte der Presse Informationen liefern, die Snowden wie kalten Kaffee dastehen lassen. Ich könnte dir genau sagen, was Obama gestern Abend in seinem Wohnzimmer gemacht hat, welche anzüglichen SMS er seiner Frau schickt.“
„Du spinnst! Spionieren wir auch den Präsidenten aus?“
„Wach auf, Walsh! Wir spionieren jeden aus. Was denkst du, warum die NSA so mächtig ist, warum unser Geheimdienst so mächtig ist? Hä? Richtig, weil wir die Politiker an den Eiern haben. Wissen ist Macht, Bro. Und ich habe verdammt viel Wissen. Aber ich bin nicht so bekloppt wie Snowden. Ich liebe meinen Job und ich liebe das Leben.“
„Hast du dann gar keine Angst, mir zu helfen?“
„Nein, warum? Denkst du, ich logge mich mit meinen Zugangsdaten in PRISM oder Xkeystore ein?“
„Wie dann?“
„Man n, Mann … ich dachte immer, du wärst so klug und auch ein bisschen in der IT bewandert. Ich habe meinen eigenen Zugang, meinen eigenen VPN geschrieben, der ist unsichtbar. Ich nutze das Darknet und eine von mir geschriebene Ghostsoftware, die jedes Mal eine andere IP vergibt. Aber nicht vergleichbar mit diesem Shareware-Scheiß, diesen anonymen IP’s und VPN’s. Nein, das ist wirklich Safe . Und wenn mir langweilig ist, begebe ich mich damit auf die Suche. Ich habe so viele sensible Daten auf Darknet-Servern verschlüsselt, mit jeder Menge Informationen über unsere Chefs und Politiker, dass mich niemand erpressen oder beseitigen kann. Snowden hingegen..., ich sehe schwarz, dass er das nächste Jahr überlebt. Den Russen darf man nicht trauen.“
Walsh war über das gerade Gehörte erstaunt. Dass Joe seinen Job liebte, war ihm bewusst, aber dass Joe parallel zu den Zugängen der US-Behörden noch für sich selber welche geschrieben hatte und damit die Behörden ausspionierte
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