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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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vordringt«, sagte Spiney unerwartet. »Egal in welcher Mondphase. Ohne Mondlicht können wir kein Maß der Zeit erleben.«
    »Und Euer Muna’riel reicht nicht aus.«
    »Es enthält einen Mondstrahl, nicht den Mond selbst.« Er senkte seinen Mondstein und steckte ihn in eine Tasche, die an seinem Schwertgehänge befestigt war. Dunkelheit umfing sie. Als Karigan blinzelte, um ihre Augen an den Lichtwechsel zu gewöhnen, verließ der Eleter sie.
    Vorsichtig fingerte Karigan in ihrer Tasche nach ihrem Mondstein. Sie hatte ihn der Finsternis des Schwarzschleierwaldes bisher noch nicht offenbart, aber jetzt wollte auch sie sich die Monduhr näher ansehen. Deshalb nahm sie ihn heraus und fragte sich, ob ihre Mutter je geahnt hatte, dass er einst hier benutzt werden würde, in diesem Wald aus den finstersten Legenden. Sein Licht überflutete die Terrasse, und die Monduhr flammte erneut auf.
    Unter ihrer Reiterbrosche krampfte sich ihre Brust zusammen. Sie keuchte, krümmte sich vor Schmerz und umklammerte die Brosche. Lichtstrahlen erhoben sich aus der Monduhr und umzingelten sie wie die Gitterstäbe eines Käfigs, und die Welt um sie herum verschwamm und veränderte sich. Da war der Schwarzschleierwald, wie sie ihn gerade verlassen hatte, und die Zelte ihrer Kameraden, aber darüber lag eine zweite Schicht: ein ganz anderer Wald, der Wald, wie er gewesen war, bevor er zum Schwarzschleier geworden war. Er duftete nach grünem Leben, und über ihr funkelten die Sterne.
    Es roch nach Rauch.
    Das Tal erblühte in goldenem und orangenrotem Feuerschein,
Rauch stieg in Schwaden zum Himmel – oder war es nur der Nebel des gegenwärtigen Schwarzschleiers?
    Schreie aus der Vergangenheit drangen zu ihr, obwohl im selben Augenblick irgendein Wesen der Gegenwart kreischte. Geisterhafte Gestalten rannten die Treppe zur Terrasse hinauf, die so makellos aussah, als hätte man die Steine gerade erst verlegt – und zugleich war sie aufgrund ihrer doppelten Vision bedeckt von den Flecken der Zeit und des Verfalls.
    Die Leute hasteten in Panik, schreiend, sie trugen Kinder und stützten Verwundete. Eleter.
    Was sollten sie auch sonst sein? Dies war Argenthyne. Und es war der Schwarzschleierwald.
    Hinter ihnen strömten unförmige Ungetüme auf die Terrasse, deren kehliges Kriegsgebrüll in Karigans Ohren schmerzte. Pfeile flogen von ihren Bögen. Eleter fielen. Die Erdriesen jagten sie wie ein Rudel Kampfhunde, das vom Blutgeruch wahnsinnig geworden war.
    Andere – keine Erdriesen, sondern Menschen – erklommen die Terrasse hinter ihnen in gemütlicherem Tempo. Karigan erkannte die Uniformen der Arcosier, purpurrot und schwarz, und mit ihnen näherte sich irgendeine Macht. Über die Zeitalter hinweg spürte sie ihn , der diese Macht ausstrahlte. Er trug einen schwarzen Umhang und eine schwarze Kapuze.
    Am Rande ihrer Wahrnehmung hörte sie, dass Lhean sie rief. Es klang, als wäre er weit entfernt.
    Er, der die Macht besaß, blickte sie an, er sah sie. Er schob seine Kapuze zurück und betrachtete sie mit Augen, die geschwärzt waren von wilder Magie. Sein eindrucksvolles Gesicht mit den starken Wangenknochen, das lockige rabenschwarze Haar. Mornhavon .
    Sie hätte ihn überall erkannt. Sie hatte sein Bewusstsein über die Zeiten hinweg in ihrem Körper getragen und die Macht, seine Macht, war wie eine Mauer, die gegen sie prallte.

    Andere riefen nun nach ihr und schrien, sie solle zurückkommen …
    Mornhavon lächelte. Er streckte eine Hand in einem purpurroten Handschuh nach ihr aus.
    Der Krampf, der von ihrer Brosche ausging, wurde zu einem Dolch, der in ihrer Brust herumgedreht wurde. Sie schrie und fiel auf die Knie, und ihr Mondstein rollte aus ihrer Hand. Das Licht erstarb, und Karigan wurde von der Finsternis ihres Geistes verschlungen.
     
    Ein Tumult von Stimmen durchdrang die Dunkelheit.
    »Was in allen fünf Höllen ist passiert?«, schrie Grant.
    »Ein Maß der Zeit«, antwortete Graelalea.
    »Sie wäre fast hinübergegangen«, fügte Spiney hinzu.
    Karigan hielt ihre Augen geschlossen. Nicht schon wieder. Es war nicht das erste Mal, dass sie die Zeitalter überquert hatte, aber damals war die wilde Magie durch ihre Adern geströmt, von der sie nun angeblich befreit war. Wie?, fragte sie sich.
    »Wie hat sie das gemacht?«, fragte Ard wie ein Echo auf ihre Gedanken. »Das ist doch verrückt.«
    Eine Lichtvision erfüllte Karigan, und sie hörte murmelnde Lippen: Du überquerst die Schwellen . Die Vision verschwamm

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