Pfad der Schatten reiter4
gehindert hat, den Turm zu betreten, als auch der Verteidigungszauber. Allmählich glaube ich, dass er auch die Brücken zerstört hat, was mich im Herbst daran gehindert hat herzukommen.«
»Aber warum?«, wollte Alton wissen. »Warum sollte er uns daran hindern wollen hereinzukommen?«
»Er wollte nicht uns am Hereinkommen hindern«, antwortete Merdigen, »sondern etwas hier drin gefangen halten.«
Alton schauderte. »Können Sie es sehen? Dieses Wesen?«
»Nein. Falls es hier ist, hält es sich völlig bewegungslos im Schatten. Erstaunlich, dass es Haurris’ Verteidigungsmechanismen überlebt hat.«
»Und nun?«
»Ich werde mich noch mal umschauen, um sicher zu sein, dass ich nichts übersehen habe«, antwortete Merdigen. »Dann kehren wir mit Haurris’ Tempesstein in meinen Turm zurück.«
Altons erleichterter Seufzer wirbelte eine rußige Staubwolke auf. Er war froh, dass Merdigen nicht darauf bestand, so lange mit ihm zusammen hier im Turm zu bleiben, bis er herausbekommen hatte, was hier eigentlich geschehen war.
Merdigen entfernte sich, pendelte zwischen den Säulen hin und her, spähte nach oben und nach unten. Dann kam er zurück und betrachtete das Skelett.
»Ich wünschte, wir könnten seine Knochen aufsammeln und anständig verbrennen«, murmelte Merdigen. »Aber ich nehme an, vorläufig sind sie hier sicher genug.«
»Heißt das, Sie sind bereit zu gehen?«
»So ist es.«
Alton überprüfte seine Abschirmung erneut und stand auf. Der Blitz schlug auf ihn herab, und er biss die Zähne zusammen. Obwohl er ihn nicht direkt berührte, rüttelte ihn die dahintersteckende Kraft durch, und er wäre fast wieder hingefallen.
»Faszinierend«, sagte Merdigen.
Alton hätte ein anderes Wort gewählt, aber er musste sich darauf konzentrieren, jede Bewegung zu planen und seine
Abschirmung aufrechtzuerhalten. Er griff nach Haurris’ trübem Tempesstein, und als er ihn berührte, erhob sich die flackernde, geisterhafte Gestalt eines gebeugten, uralten Mannes mit einem langen, struppigen Bart.
»Hüte dich vor dem Schläfer«, stieß sie hervor.
»Haurris!«, rief Merdigen.
Die Gestalt schien ihn nicht wahrzunehmen. Sie waberte und wiederholte: »Hüte dich vor dem Schläfer.«
Alton hob den Stein von seinem Sockel, und die Gestalt verschwand.
»Ich hoffe, das ist nicht alles, was …«, setzte Merdigen an.
Ein Kreischen durchbohrte die stille Luft, und wie aus dem Nichts stürzte irgendetwas aus großer Höhe herunter, stieß mit Alton zusammen und schlug ihm den Stein aus den Händen. Er hörte, wie er auf den Boden aufschlug und wie Merdigen aufheulte, aber er war vollauf damit beschäftigt, sich gegen Krallen zu verteidigen, die seine Abschirmung zerfetzten. Über ihm zuckten Blitze.
Das Wesen warf ihn um; er kämpfte darum, es sich vom Leib zu halten, und bemühte sich gleichzeitig, seine Abschirmung zu verstärken. Es war schwer, sich darauf zu konzentrieren, während dieses wilde, gnadenlose Wesen, das nur aus Knochen und Sehnen bestand, auf ihn einhieb, ihn zu beißen versuchte und anscheinend völlig unempfindlich gegen die Blitze war, die es trafen.
Alton schleuderte es von sich, rollte sich herum und kam schwankend auf die Füße. Bevor das Wesen ihn erneut anspringen konnte, packte er den Griff seines Schwertes.
»Nein!«, schrie Merdigen, aber es war zu spät.
Alton zog sein Schwert. Ein Blitzstrahl blendete ihn und schleuderte ihn zu Boden. Er warf sein Schwert weg, lag halb betäubt da und begriff, dass er ohne seine Abschirmung jetzt nur noch ein rauchender Aschehaufen gewesen wäre. Dann
stürzte sich das Wesen zischend wieder auf ihn und versuchte, seine Krallen durch seinen geschwächten Schild in seinen Hals zu graben.
Sie rollten über den Boden. Sie rollten über Haurris’ Skelett, dessen Knochen unter Altons Rücken zerbrachen. Noch einmal schleuderte er das Wesen weg und kam keuchend auf die Knie. Seine Hände waren voller Blut – wahrscheinlich sein eigenes, nahm er an. Das Wesen duckte sich, bereit, ihn erneut anzuspringen. Alton konnte seine Gestalt kaum erkennen, abgesehen von seinen spinnenartigen Gliedmaßen und den glühenden grünen Augen.
Das Wesen sprang ihn an. Alton packte einen zerbrochenen Schenkelknochen und bohrte ihm das scharfe, abgebrochene Ende in den Leib.
Ein schriller Klageschrei erfüllte den Turm. Alton fiel hintenüber und hielt sich die Ohren zu. Er lag zwischen Haurris’ Knochen auf dem Boden und war zu betäubt, um sich zu bewegen,
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