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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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während der Schrei in seinem Geist widerhallte.
    Als er verklang, sah er Merdigen, der das Wesen, das auf dem Boden lag, nachdenklich betrachtete.
    »Wenn Ihr einen normalen Knochen benutzt hättet«, sagte Merdigen, »und nicht den eines großen Magiers, dann hättet Ihr dieses Wesen wahrscheinlich nicht getötet.«
    »Was? Wieso?«, fragte Alton. Seine Stimme war heiser und er schmeckte Blut.
    »Es war ein Eleter. Oder zumindest war es früher einmal ein Eleter gewesen.«
    Das Wesen ähnelte den lebendigen Eletern aus Fleisch und Blut, denen er begegnet war, überhaupt nicht. Sein Köper bestand nur aus pergamentdünner Haut, die straff über eckige Knochen gespannt war. Das Glühen war aus seinen Augen verschwunden, und das Haar, das sein Gesicht verschleierte, sah aus wie verfilzte Spinnweben.

    »Seit dem Langen Krieg seid Ihr wahrscheinlich erst der zweite Mensch, der je das Leben eines Eleters ausgelöscht hat«, sagte Merdigen. »Ihr habt ein Leben zerstört, das sonst ewig bestanden hätte.«
    Alton betrachtete seine blutigen Hände. Der zweite Mensch? Dann fiel ihm ein, dass Karigan der erste gewesen war.
    »Können wir jetzt gehen?«, fragte Alton erschüttert und erschöpft.
    »Durchaus«, sagte Merdigen. »Bis wir wieder in meinem Turm sind, habe ich genug Zeit, über all dies nachzudenken. Vergesst Haurris’ Stein nicht.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Und lasst mich diesmal nicht wieder fallen.«
    »Ich habe Sie ja gar nicht…« Aber Merdigen war verschwunden, bevor Alton den Satz zu Ende sprechen konnte.
    Er knirschte mit den Zähnen. Es war unfair, dass Merdigen einfach verschwinden konnte, wenn er etwas nicht hören wollte. Der Magier hatte wirklich das bessere Los gezogen. Alton überprüfte seine Abschirmung und stählte sich gegen die Blitze, die sich auf ihn stürzen würden, sobald er sich bewegte.
    Er hob die beiden Tempessteine und sein Schwert auf und raste zur Turmmauer, während die ganze Zeit Blitze auf ihn einschlugen. Als er endlich ins Freie taumelte, überschütteten ihn die beiden Frauen, die ihn erwartet hatten, mit ihrer Besorgnis und liebevollen Anteilnahme. Während er ihre Fürsorge genoss, überlegte er, dass er letztlich vielleicht doch das bessere Los gezogen hatte als Merdigen – besonders als Estral ihre Habseligkeiten in sein Zelt verlegte.

HAURRIS
    Zurück im Himmelsturm, legte Alton Merdigens Tempesstein vorsichtig wieder auf seinen Sockel. Augenblicklich materialisierte sich der Magier neben ihm.
    »Ah«, sagte Merdigen, »wie angenehm, wieder zu Hause zu sein, und noch dazu unversehrt.« Er schlenderte herum, schwang die Arme und reckte sich.
    Merdigen mochte unversehrt geblieben sein, aber Alton war während seiner Begegnung mit dem Wesen im Erdturm übel zugerichtet worden. Irgendwie hatte das Wesen seine Abschirmung durchdrungen und auf seiner Brust die Striemen seiner Krallen hinterlassen; sein ganzer Körper fühlte sich von dem Gerangel zerschlagen und wund an. Estrals Fürsorge und Anteilnahme hatten ihn eine Weile von seinen Verletzungen abgelenkt, aber nun tat ihm alles weh.
    »Möchten Sie, dass ich Haurris’ Stein heraushole?«, fragte er.
    Merdigen antwortete nicht. Er starrte zum Dach des Turms hinauf.
    »Was ist?«, fragte Alton.
    »Fällt Euch nicht auf, dass irgendetwas anders ist?«
    Alton sah sich um. Nun, da Merdigen es erwähnte, merkte er ebenfalls, dass sich irgendetwas verändert hatte, aber er hätte nicht sagen können, was. Er blickte zu Merdigen auf. Tageslicht fiel durch das Loch über ihm herein, und auf einmal begriff er.

    »Das Loch«, sagte er. »Ist es kleiner geworden?«
    »Ja, ich glaube schon«, antwortete Merdigen. »Und nicht nur das. Anscheinend werden auch andere Schäden wieder heil.«
    Er hatte recht. Die Turmkammer sah ordentlicher aus, der Schutt und Steinstaub, den Alton bisher liegengelassen hatte, war verschwunden, als hätte jemand sauber gemacht. Der schlimmste Schaden war jedoch noch da: die umgefallene Säule lag noch immer inmitten verschiedener Bruchstücke auf dem Boden.
    »Wie ist das möglich?«, wollte Alton wissen.
    »Die Hüter sind glücklicher als vorher«, antwortete Merdigen. »Sie sind wieder im Einklang miteinander und im selben Rhythmus. Wer hat ihnen das Ihrer Meinung nach ermöglicht?«
    »Estral«, murmelte Alton, und in seine freudige Überraschung mischte sich ein wenig Eifersucht, weil nicht er es gewesen war, der diese Dinge bewirkt hatte. Seit so langer Zeit galt sein ganzes

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