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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Es gibt genügend konservativere Würdenträger, die über Eure Affäre mit einem Gemeinen entsetzt wären. Es wäre ihnen ein wichtiges Anliegen, Euren Ruf innerhalb des Reiches zu schädigen. Das Volk erwartet, dass der König eine reine Jungfrau heiratet, die nicht von irgendeinem niedrigen Boten entehrt wurde. Wenn Ihr meinen Wünschen nicht nachkommt, kann ich die Geschichte ausbauen, mit ein paar schlüpfrigen Einzelheiten schmücken und sie in der ganzen Welt in Umlauf bringen.«
    Estora wurde es eiskalt. Er hatte recht, was die Traditionalisten und ihre Reaktion betraf. Da ihr Vater zu ihnen gehört hatte, war sie mit ihrer Denkweise vertraut. Es gab viele Leute,
die sie verdammen würden, auch wenn sie ihr eben erst bei ihrer Hochzeit zugejubelt hatten. Man könnte sie zum Exil verdammen, oder noch Schlimmeres. Und was würde dann aus dem Reich werden? Es würde im Chaos versinken, dabei hatten sie das Hochzeitsritual durchgeführt, um genau das zu verhindern.
    »Würde das nicht auch die Pläne durchkreuzen, die Ihr für Euch selbst geschmiedet habt?«, fragte sie ihn aufgebracht.
    »Ich bin auf sämtliche Eventualitäten bestens vorbereitet«, erwiderte er und schien sich blendend zu amüsieren. »Ich kann nicht nur Euren Ruf zerstören, sondern auch den Eurer ganzen Familie. Ich könnte zum Beispiel Zweifel an Eurer Abkunft säen.«
    »Meine Abkunft!«
    Er sah sie abschätzend an. »Ihr ähnelt Eurer Mutter, aber von Eurem Vater sehe ich nichts in Euren Zügen. Ist Euch nie aufgefallen, dass Eure Schwestern ganz anders aussehen als Ihr?«
    »Richmont!«
    »Ich scheine mich zu erinnern, dass Eure Mutter vor einer bestimmten Anzahl von Jahren ein Auge auf einen gewissen Spielmann geworfen hat. Er kam und sang und spielte am Tag des Aeryon-Festes. Hmm, das wäre genau der Zeitpunkt gewesen, an dem …«
    »Wie könnt Ihr es wagen!«
    »Oh, das ist kein Wagnis. Ich kann nicht nur Eure Abkunft infrage stellen, sondern auch alles, was Euer Vater jemals getan hat. Beziehungsweise in diesem Fall, was er nicht getan hat.« Er lachte. »Möglicherweise sind aber Eure Schwestern die Bastarde. Ob Eure Schwester wohl stark genug ist, die Provinz Coutre zu regieren, wenn ich meine kleine Anekdote durchsickern lasse? Schon die Ahnung eines Gerüchts, schon eine versteckte Andeutung kann sie zu Fall bringen. Die Leute
werden ihre eigenen Schlüsse ziehen. Und wenn ich die Blutlinie Eures Vaters in Verruf gebracht habe, werden sie sich an mich wenden, an meine Blutlinie, um die Regierung der Provinz zu übernehmen.«
    Estora krallte ihre Hände in ihre Seiten, um sie daran zu hindern, ihm die Augen auszukratzen. Sie kochte innerlich. Es stimmte: Wenn die Blutlinie ihres Vaters scheiterte, fiel die Lordstatthalterschaft der Provinz Coutre an Richmont.
    »Sagt mir«, sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme zu beherrschen, »warum ich meinen Wachen nicht befehlen soll, Euch zu verhaften, weil Ihr die Königin bedroht habt? Ich könnte augenblicklich meine Waffe hereinrufen.«
    »Das werdet Ihr nicht tun, denn ich bin nicht müßig gewesen und habe Freunde gewonnen, wichtige und mächtige Freunde. Diese Freunde sind mir gewogen, aber Euch nicht unbedingt, und ich habe einem zuverlässigen und treuen Leibdiener gewisse Briefe zur Aufbewahrung gegeben, die er diesen Freunden übergeben wird, falls mir irgendetwas zustoßen sollte. Diese Briefe sind voll mit meinen kleinen Anekdoten, und meine Freunde werden sie sofort weiterverbreiten.«
    »Natürlich«, fügte er hinzu, als sei ihm der Gedanke gerade erst gekommen, »beruht ihre Freundschaft nicht unbedingt auf wechselseitigem Vertrauen, aber ich kenne ihre Geheimnisse ebenfalls. Ein winziges Flüstern in die Ohren der richtigen Person kann sehr wirkungsvoll sein, wie Ihr wisst. Es kann das Leben vieler Menschen ruinieren und ganze Regierungen stürzen.
    Macht Euch klar, teure Cousine, dass beim kleinsten Fehltritt Eurerseits das ganze Reich nicht nur von der Verworfenheit Eurer Blutlinie erfahren, sondern dies auch glauben wird.«
    Estora weigerte sich, zu weinen oder sonst irgendeine Schwäche zu zeigen. Sie hätte am liebsten geschrien, aber sie musste Ruhe bewahren. Sie hob ihr Kinn. »Mein Vater hat
Euch geliebt wie seinen eigenen Sohn, der ihm versagt blieb, und Ihr habt ihn betrogen.«
    »Seine Gefühle für mich machten es mir einfacher, ihn zu manipulieren. Wenn ich ihn zum Beispiel nicht davon überzeugt hätte, Euch für den König aufzubewahren, hätte er Euch

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