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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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ihr und dem Zweiten Reich.
    Sie beobachtete Lala, die auf eine Wurzel kletterte und von dort bis zu einem Baumstamm balancierte, um ein knotiges Astloch zu betrachten, das an ein Gesicht erinnerte – ein Gesicht, aus dessen Mund Harz träufelte wie Speichel. War Großmutter dazu fähig, ihre eigene Enkelin opfern?
    Sie würde es tun, wenn es nicht anders ging, denn Gott hatte ihr befohlen, die Schläfer zu wecken.
    Lala nahm ihr Messer, das sie sonst zum Essen benutzte, stocherte in dem Astloch herum und rammte es dann tief in die Stelle, von der die Fäulnis ausging. Der Baum wankte und warf Zweige, Nadeln und flüchtende Wesen ab. Die Erdriesen flohen hastig.
    Gubba klatschte in die Hände und lachte. »Lala guuuut!«
    Die alte Erdriesin hätte allerdings nicht gelacht, wenn einer der wahrhaft gewaltigen Äste auf sie gefallen wäre.
    Aus der Wunde, die Lala der Borke beigebracht hatte, rann noch mehr ockerfarbenes Harz.
    Sehr interessant , dachte Großmutter und rief das Kind zu sich, denn sie fürchtete, dass der Baum nach einem weiteren Messerstich einen Hauptast auf sie fallen lassen würde.
    Sie stand tief in Gedanken da und überlegte, was sie tun sollte, was getan werden musste. Die geflüchteten Erdriesen waren in der Nähe geblieben, sie plapperten untereinander, klaubten Käfer vom Waldboden auf und schoben sie sich in den Mund. Ihre eigenen Leute saßen auf einer Wurzel, um sich
nach der mühseligen Reise auszuruhen, und Lala fing an, ein Fadenspiel zu spielen.
    Jetzt hockte Gubba sich hin und sah Großmutter erwartungsvoll an, als erhoffte sie sich eine großartige Vorführung der Kunst. Großmutter seufzte, doch dann spürte sie ein leichtes Stechen im Nacken. Irgendetwas hatte sich verändert. Gubba spürte es ebenfalls und stierte in Richtung Schloss.
    Großmutter schloss die Augen und konzentrierte sich. Schon vor einiger Zeit hatte sie gespürt, dass der Wald abgelenkt war, und Gott hatte ihr befohlen, die Schläfer »vor den anderen« zu wecken. Nun fühlte sie, dass diese anderen hier waren, und dass sie alle ihre Bemühungen zunichtezumachen drohten.
    Gubba witterte. »Yelt«, sagte sie mit großen, furchtsamen Augen.
    Yelt? Ob das Wort Elt bedeutete? Waren etwa Eleter hier? Das würde zumindest das Interesse des Waldes und Gottes dringlichen Befehl erklären. Sie vertiefte ihre Konzentration und spürte die leuchtenden Geister unweit des Schlosses.
    »Sie müssen sterben«, sagte Großmutter, aber noch bevor sie einen organisierten Angriff planen konnte, schrie Gubba und ihre Erdriesen griffen zu den Waffen. Heulend und brüllend, ein formloses Rudel, jagten sie angriffslustig tiefer in den Hain.
    Das war völlig sinnlos, dachte Großmutter wütend, aber es war bereits zu spät. Ihre Leute kamen zu ihr.
    »Hinter wem sind sie diesmal her?«, fragte Griz.
    »Sie jagen Eleter.«
    »Eleter! Was wollen diese abscheulichen Wesen hier?«
    »Vielleicht dasselbe wie wir.«
    Plötzlich sank Griz in sich zusammen. Aus seiner Brust ragte der Schaft eines weißen Pfeils. Ein weiterer Pfeil fällte einen der Erdriesen, der bei Gubba geblieben war.

    »In Deckung!«, schrie Großmutter.
    Wie konnten die eletischen Pfeile sie zwischen all den Bäumen nur treffen? Die Schützen konnten unmöglich ein Ziel klar anvisieren. Deglin und Cole zerrten sie, Min und Sarat hastig hinter einen der gewaltigen Baumstämme. Lala saß ungerührt zu ihren Füßen.
    Eines war nun jedenfalls sicher: Großmutter würde ihr Blut bekommen.

DIE HERRIN DES LICHTS
    Das Schloss faszinierte Karigan so sehr, dass sie der Versuchung nicht widerstehen konnte, mehr zu erforschen als nur die Kammer, in die sie eingedrungen waren, deshalb steckte sie sich die Feder in ihren Zopf, wie sie es bei Graelalea gesehen hatte, hinkte quer durch den Raum und kümmerte sich nicht mehr um den Lärm der gegen die Tür donnernden Erdriesen oder um Grants Jammern, der sich an der Mauer zusammengerollt hatte. Sie kümmerte sich auch nicht mehr um Yates und Ard und die Eleter, die im Kreis um Graelaleas verhüllten Leichnam ihre Totenwache hielten. Niemand hielt sie auf und niemand fragte sie, was sie vorhatte.
    Irgendwie war es ihre Aufgabe, den Schläfern zu helfen, und sie musste sich von den anderen entfernen, um nachzudenken und dem Lärm zu entfliehen – und auch den Emotionen, die alle ihre Kameraden ausstrahlten, ihre Verwirrung, ihre Trauer, ihre Angst und Wut. Auch sie empfand diese Gefühle, aber es nützte ihr nichts, wenn sie durch die

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