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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Herzen im Kessel. Der Kessel hing über keinem Feuer, aber die Worte der Macht, die sie ausgerufen hatte, kochten inmitten der Organe und brachten sie mit magischer Hitze zum Brodeln und Blubbern. Sie ging nervös auf und ab. Der Hain füllte sich nicht nur mit dem Geruch des kochenden Fleisches, sondern auch mit Möglichkeiten. Ihre Leute, selbst Lala, standen in einiger Entfernung. Mithilfe einiger kurzer Garnreste hatte sie versucht, ein Schutzfeld für sie zu errichten, falls ein solch kläglicher Zauber in der Lage war, dem größeren zu widerstehen.
    Als sie meinte, die Knoten hätten lang genug zwischen den Herzen gekocht, hob sie sie aus dem Kessel- mit einem Löffel, den Min nun ebenfalls als für zukünftiges Kochen ungeeignet erklärte – und ließ sie in die Schale mit Gubbas Blut gleiten. Das Blut floss über, sickerte über den Rand und rann an den Seiten des Gefäßes hinunter.
    Großmuter sprach leise und langsam, während sie mit den Fingern das Garn in dem Blut herumrührte, damit es so viel wie möglich davon in sich aufnahm. Bald begann auch das Blut zu kochen.
    Sie trat zurück, und von ihren Fingerspitzen tropfte es Purpurrot. Dieser Zauber war nicht so vernichtend wie derjenige, der die Toten erweckte, aber sie spürte dennoch, dass die Schatten an ihrer Seele fraßen. Schließlich handelte es sich um einen Blutzauber. Der gesamte Wald schien sich über sie zu beugen und begierig darauf zu warten, dass sie den Zauber freiließ.
    Sie leckte sich die Lippen. »Erhebe dich!« , befahl sie. Eine
Kugel erhob sich aus der Schale, stumpf und erdfarben, und schwebte in der Luft. Kein Blut tropfte heraus, denn sie hatte alles in sich aufgenommen.
    »Erwecke die Schläfer«, sagte sie und wiederholte die Worte in der uralten Sprache.
    Die Kugel pulsierte und schoss dann durch den Hain, wirbelte um die Stamme der großen Bäume und zog ein sanftes Glühen hinter sich her, das in die Borke kroch. Ein klagender Schrei erhob sich, als die Aste sich in dem unnatürlichen Wind bewegten; ihr Holz zerbarst und zerplatzte und krachte so laut, dass Großmutter meinte, es wäre ihr eigener Verstand, der da auseinanderbrach. Sie hielt sich die Ohren zu. Sogar die in der Nahe liegenden Leichen zuckten und erzitterten von der Kraft, die sie entfesselt hatte.
    Baumrinde explodierte und barst vom Stamm. Ockerfarbenes Harz sickerte in Rinnsalen heraus. Riesige Aste stürzten um sie herum zu Boden. Baume fielen und brachten die Erde zum Erzittern.
    Dann sah sie die Gestalten, die aus den verrotteten Herzen der riesigen Bäume hervordrangen, heulend, hungrig, wütend, finster . Großmutter lächelte. Das Licht, einst die natürliche Essenz dieser Eleter, war im Lauf der vielen Jahrhunderte durch das Böse im Schwarzschleierwald ausgelöscht worden.
    Sie sahen aus wie Eleter, strahlten aber eine bösartige Finsternis aus. Sie ähnelten Gespenstern, sie waren dünn und wild, und die ehemaligen Prachtgewänder von Argenthyne hingen in Fetzen von ihren Gliedern.
    Sie spürte ihren Hunger, ihr Interesse für sie und ihre Leute. Sie wies auf die Leichen und den Kessel, in dem die Herzen lagen. »Esst«, kommandierte sie in der uralten Sprache.
    Die Eleter stürzten sich auf das Fleisch, aber es würde niemals ausreichen. Sie konnte gar nicht zählen, wie viele sie aufgeweckt hatte. Hundert? Zweihundert? Dreihundert?

    Sie nagten die Leichen bis auf die Knochen ab, und Großmutter wusste, dass sie sie in eine neue Richtung lenken musste, bevor sie in ihrer Gier nach weiterer Nahrung über sie und ihre Leute herfielen.
    »Geht zum Schloss«, befahl sie ihnen. »Dort gibt es noch mehr für euch zu essen.«
    Sie wusste, dass sie sämtliche noch verbliebenen Mitglieder von Gubbas Gruppe aufspüren würden, die noch immer hartnackig versuchten, die Burgtüren einzuschlagen. Doch wo die Erdriesen sich keinen Zutritt verschaffen konnten, würde es den Schläfern gelingen. Ob sie finster waren oder nicht, sie kannten das Schloss und seine Verteidigungsmechanismen. Der Rest lag in Gottes Hand. Großmutter hatte die Aufgabe erfüllt, um derentwillen sie die Reise unternommen hatte: Die Schläfer waren erwacht.
    Sie betrachtete das Trümmerfeld ringsum, den wirbelnden Nebel, wo einst die großen Bäume gestanden hatten. Sie konnte nicht glauben, dass sie das alles überlebt hatte, und als sie sich zu ihren Leuten gesellte, stellte sie fest, dass Sarat und Deglin weniger Glück gehabt hatten. Ein herabstürzender Ast hatte sie erschlagen

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