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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Vorladung angerannt zu kommen. Als er endlich in den königlichen Gemächern ankam, wurde er direkt in Zacharias’ Zimmer geführt. Zerstreut nahm er am Rande wahr, dass ein Heiler seine Hand auf Zacharias’ Stirn gelegt hatte und eine Dienerin vor dem Kamin kniete und Asche auffegte.
    Eine Waffe stand drinnen dicht neben der Eingangstür, und eine weitere stand draußen hinter der Glastür zum Balkon, um ein Auge auf eventuelle Gefahren von draußen zu haben. Estora stand in einem cremefarbenen Gewand am Fußende des Bettes, hatte die Hände vor sich gefaltet und sah aus wie eine der klassischen Statuen, die die wichtigsten Räume des Schlosses zierten, trotz des Trauerschals, den sie noch immer über den Schultern trug. Sie nickte kaum merklich, und der Heiler verließ den Raum. Die Waffe nahm nun an der Außenseite der Tür Aufstellung.
    Interessant , dachte Richmont. Es würde eine private Audienz sein.
    »Ihr habt nach mir geschickt?«, fragte Richmont.
    »Ja.«
    »Geht es um den König? Steht es schlechter um ihn?« Richmont konnte den Eifer in seiner Stimme nicht verbergen.
    »Sein Zustand ist stabil.«
    Richmont trat näher, ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Gab es keine weiteren Ehevollzugsrituale?«
    »Das geht nur meinen Mann und mich etwas an.«
    Richmont näherte sich noch einen Schritt, näher als die
Sitte es erlaubte. »Alles«, sagte er leise, aber scharf, »das Euch und Eure königliche Ehe betrifft, wird mir zu Ohren kommen. Sämtliche intimen Einzelheiten, ausnahmslos alles, falls ich es wünsche. Wie Ihr wisst, kann ich mir alles verschaffen, was ich will, ob Ihr es mir nun sagt oder nicht.«
    »Durch Eure Informanten«, sagte Estora. »Durch diejenigen, die Ihr bestochen oder bedroht habt.«
    Richmont hatte die Kälte in ihrer Stimme erwartet, aber ansonsten schien sie sehr gefasst und sogar seltsam entspannt zu sein. Ihre trotzige Haltung sandte eine plötzliche Wärme durch seinen Unterleib, was ihn überraschte, denn er hatte sich seit seiner Kindheit nicht mehr vorgestellt, ihren Körper zu seinem Vergnügen zu benutzen. Vielleicht verführte ihn nun die Macht, die Estora aufgrund ihrer Heirat besaß, oder vielleicht erregte ihn der Gedanke, ihren Trotz zu brechen, sie selbst zu brechen. Er hatte sich von ihr und ihren Schwestern ferngehalten, um sein gutes Verhältnis zu Lord Coutre nicht zu gefährden, aber nun war Lord Coutre tot und konnte seinen Zwecken nicht mehr dienen.
    Rasch überschlug er die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten.
    »Ich habe Euch hergebeten«, sagte Estora, »weil ich hoffte, dass Ihr alles widerrufen würdet, was Ihr mir in jener Nacht gesagt habt, und dass Ihr Euch freiwillig aus Eurer angemaßten Position als mein Berater zurückzieht. Ich wünsche, dass Ihr Euch vom Hof entfernt.«
    Richmont lachte. Wie mutig und naiv ihre Worte waren. Er würde es genießen, sie zu zerbrechen, er würde darin schwelgen. »Trotz all der Dinge, die ich Euch über Eure Herrschaft gesagt habe, und darüber, wie ich Eure Schwester in Coutre vernichten und den guten Ruf Eurer Familie zerstören kann? Nach all der Arbeit, die ich investiert habe, erwartet Ihr, dass ich mich höflich verabschiede, ohne meine Belohnung zu erhalten?«

    Er packte ihr Handgelenk und zog sie an sich. Sie leistete keinen Widerstand. Das enttäuschte ihn. »Ihr seid nichts als eine Hure«, flüsterte er hart, »und Euer Zweck besteht darin, den neuen König zu gebären. Ihr werdet mich nicht los. Ich sehe nun sogar noch bessere Aussichten für meine Zukunft. Zum Beispiel, falls sich der Zustand des Königs verschlechtern sollte.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »So etwas lässt sich leicht arrangieren, und durch wen würdet Ihr ihn ersetzen? Fest steht, dass die Königin einen geeigneten Ehemann bräuchte.«
    »Schlagt Ihr mir etwa vor …«
    »Nein, meine Liebe, dies ist keineswegs ein Vorschlag. Ich sage Euch vielmehr, dass ich Euer Mann sein würde. Ich wäre König.«
    »Ich habe genug gehört«, kam eine Stimme vom Bett.
    Richmonts Herz begann wild zu klopfen. Er ließ Estoras Handgelenk fallen und trat zurück. »W-was? Mein Herr? Habt Ihr etwas gesagt?«
    Zacharias richtete sich auf seine Ellbogen auf, seine Wangen waren hohl und sein Blick ernst. »Ihr habt mich gehört.« Seine Stimme klang überhaupt nicht schwach.
    Das Blut sackte aus Richmonts Gesicht, während er fieberhaft überlegte, was er sagen, was er tun sollte. Wie viel hatte Zacharias gehört? Wie lang war er schon

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