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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Bett. Die Szene mit Richmont hatte sie tiefer aufgewühlt, als sie zugeben wollte. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    »Meine Dame?«, fragte Zacharias. »Geht es Euch gut?«
    »Ja«, antwortete sie fest. Und dann fügte sie zögernd hinzu: »Nein.«
    Er sah sie einige Augenblicke lang schweigend an, bevor er sprach. »Es ist niemals einfach«, sagte er, »von jemandem betrogen zu werden, dem man vertraut hat.«
    Sie wusste, dass er aus Erfahrung sprach. Wie sollte es in seiner Position auch anders sein? Sein eigener Bruder hatte versucht, ihn zu vernichten.
    »Außerdem wurde Euch allzu viel auferlegt, während ich so lange bewusstlos war«, fuhr er fort. »Und das unmittelbar nach dem Tod Eures Vaters. Ich weiß, wie die Verantwortung für das Reich einem die Zeit und die Möglichkeit raubt, zu trauern und Dinge zu verarbeiten. Nachdem Destarion mir jetzt nicht mehr so starke Schlaftränke verabreicht, hoffe ich, Euch einen Teil der Bürde abnehmen zu können.«
    »Aber Ihr müsst Euch noch erholen.«
    »Dennoch geht es mir jeden Tag besser.« Er gähnte. »Colin hat mir einiges erzählt, was im Reich geschehen ist, und wie ich sehe, muss ich mich um vieles kümmern. Und wir müssen auch über die etwas peinliche Situation zwischen uns beiden sprechen, aber vielleicht nicht sofort.«

    Er schlummerte ein. Es würde noch eine Weile dauern, bis man ihm erlauben würde, aufzustehen und die Herrschaft über das Reich wieder selbst zu übernehmen. Die heutige Begegnung mit Richmont war zu viel für ihn gewesen, aber er hatte darauf bestanden, obwohl Destarion ihm abgeraten hatte.
    Er hatte die Tatsache, dass sie nun verheiratet waren, gefasst aufgenommen, aber Estora hatte den Verdacht, dass Destarion oder Colin es ihm schonend beigebracht hatten, bevor sie selbst mit ihm sprach. Er sagte, dass er sich an das Ehevollzugsritual erinnerte wie an einen Traum, und dabei hatte ein seltsames Licht in seinen Augen aufgeleuchtet. Eine Atmosphäre des Verlustes umgab ihn, die sie nicht erklären konnte, aber sie war darüber sehr unglücklich.
    Seine Brust hob und senkte sich in tiefen Atemzügen, und sein Gesicht war friedlich. Sie wusste nicht, was er ihr in Bezug auf ihre »peinliche Situation« noch hatte sagen wollen. Wollte er die Ehe annullieren? Sie bestrafen? Gehörte die Hochzeit zu den Dingen, »um die er sich kümmern musste«? Sie würde es erst wissen, wenn er aufwachte und sein Urteil sprach.

KÖNIG UND KÖNIGIN
    Estora saß in vollem Ornat im Thronsaal, Königin Isens Krone auf dem Kopf, die immer noch nicht vom königlichen Juwelier angepasst worden war, und eingehüllt in einen Umhang in Ginstergelb und Kobaltblau, der mit Perlen von den Küsten Coutres übersät war. Die Farben symbolisierten das Bündnis zwischen Hillander und Coutre. Dieser Umhang war gleich in Auftrag gegeben worden, als sie sich verlobt hatten, und war schon vor dem Anschlag auf Zacharias fertig gewesen.
    Auf ihrem Schoß ruhte das Zepter, das ebenfalls einst von Königin Isen geführt worden war und zu der Krone gehörte. Man munkelte, dass der Halbmond aus Kristall, der seine Spitze zierte, mehr als einmal hatte ersetzt werden müssen, weil die Königin in einem Anfall von Ungeduld das Zepter benutzt hatte, um diejenigen, die ihren Unwillen erregt hatten, damit zu schlagen.
    Estora war königlich herausgeputzt, strotzte vor Juwelen und fühlte sich äußerst unbehaglich auf dem Thron der Königin, der nun auf dem Podium neben dem Thron des Königs stand. Der Königssitz war noch immer leer und die Leute, die vor ihr standen – fünf Lordstatthalter und ihre Adjutanten  – verlangten zu wissen, was eigentlich los war und was aus dem König geworden war. Vorwiegend überließ sie es Colin, ihre Fragen zu beantworten, die an Unverschämtheit grenzten.

    »Woher wissen wir, dass diese Ehe keine hohle Scharade ist?«, fragte der junge Lord Penburn kämpferisch zum wiederholten Mal. Er hatte zu denjenigen gehört, die um ihre Hand angehalten hatten, und sie hatte erst kürzlich erfahren, wie wütend er über die Zurückweisung war.
    »Wie ich schon sagte, Eure Lordschaft«, antwortete Colin, und Estora spürte, dass selbst der abgeklärte Colin darum kämpfte, höflich zu bleiben, »die Hochzeitszeremonie und das Vollzugsritual wurden nach Brauch und Sitte und vor Zeugen durchgeführt. Diese Zeugen werden Euch zu gegebener Zeit zur Verfügung stehen.«
    »Ich würde insbesondere gern mit einem ganz bestimmten Zeugen sprechen«,

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