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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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damit er sie leichter greifen kann. Welch eine außergewöhnliche Waffe!«
    Später am Abend, nachdem wir zu unserem Hotel zurückgekehrt waren, stellte Kishan ein Brettspiel auf den Tisch. Ich lachte.
    »Du hast Mensch ärgere dich nicht aufgetrieben?«
    Kishan lächelte. »Nicht ganz. Das hier nennt man Pachisi , aber vom Prinzip her ist es dasselbe.«
    Wir holten die Figuren heraus und bauten das Brett auf. Als Mr. Kadam das Spiel sah, klatschte er in die Hände, und seine Augen funkelten vor Freude.
    »Ah, Kishan, mein Lieblingsspiel. Erinnerst du dich noch, dass wir es mit deinen Eltern gespielt haben?«
    »Wie könnte ich das vergessen? Du hast Vater geschlagen, was er tapfer über sich ergehen ließ, aber als du Mutter so knapp vor Schluss rausgeworfen hast, hatte ich Sorge, das könnte dich den Kopf kosten.«
    Mr. Kadam rieb sich über den Bart. »Ja. Fürwahr. Sie war nicht besonders erfreut.«
    »Soll das heißen, ihr habt das Spiel schon damals gespielt?«
    Kishan kicherte. »Nicht genauso. Wir haben gewissermaßen die Live-Version gespielt. Anstelle von Spielfiguren haben wir echte Menschen benutzt. Wir haben ein riesiges Spielbrett entworfen, und in der Mitte gab es eine Zieltreppe. Es war lustig. Die Figuren trugen unsere Farben. Vater mochte blau, Mutter grün. Ich glaube, du warst damals rot, Kadam, und ich gelb.«
    »Welche Farbe hatte Ren?«
    Kishan nahm eine Spielfigur und rollte sie gedankenverloren zwischen den Fingern. »Er war zu der Zeit auf einer diplomatischen Reise, weshalb Kadam für ihn einspringen musste.«
    Mr. Kadam räusperte sich. »Hm-hm, ja. Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich liebend gerne wieder rot sein, da mir die Farbe beim letzten Mal so viel Glück gebracht hat.«
    Kishan drehte das Spielbrett, bis die roten Felder auf Mr. Kadam zeigten. Ich wählte gelb, Kishan blau. Wir spielten eine Stunde. Nie zuvor hatte ich Kishan so aufgeregt gesehen. Fast konnte man glauben, er wäre wieder ein kleiner Junge, der völlig sorgenfrei durchs Leben tänzelte. Mühelos konnte ich mir den stolzen, gut aussehenden, schweigsamen Mann als glücklichen, unbeschwerten Jungen vorstellen, der im Schatten seines älteren Bruders aufwuchs, ihn liebte und bewunderte und gleichzeitig das Gefühl nie abschütteln konnte, weniger wichtig zu sein. Weniger von Bedeutung. Kurz vor Ende des Spiels hatten Kishan und ich Mr. Kadam weit abgehängt. Jeder von uns hatte nur noch eine Figur, und meine war näher am Ziel.
    Kishan würfelte und hätte mich rauswerfen und damit das Spiel für sich entscheiden können. Einen Moment lang starrte er aufmerksam auf das Spielfeld.
    Mit den Fingerspitzen klopfte sich Mr. Kadam angespannt gegen die Oberlippe und lächelte kaum merklich. Ganz kurz schoss Kishan goldene Blicke auf mich, bevor er seine Figur nahm, sie über meine hinweg und auf ein sicheres Feld schob.
    »Kishan, was tust du da? Du hättest mich rauswerfen und das Spiel gewinnen können! Hast du das denn nicht gesehen?«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zuckte mit den Schultern. »Huch, das ist mir wohl entgangen. Du bist dran, Kelsey.«
    »Es ist völlig unmöglich, dass du das nicht gesehen hast«, murmelte ich. »Okay. Dann ist das dein Pech.« Ich würfelte eine zwölf und brachte meine Spielfigur ins Ziel. »Ha! Ich habe die zwei berühmt-berüchtigten Live-Version-Spieler geschlagen!«
    Mr. Kadam lachte. »Das haben Sie tatsächlich, Miss Kelsey. Aber jetzt verabschiede ich mich. Gute Nacht.«
    Kishan half mir beim Aufräumen des Spiels.
    »Raus mit der Sprache«, sagte ich. »Warum hast du absichtlich verloren? Du bist kein guter Lügner. Dein Gesicht hat dich verraten. Du hast genau gesehen, dass du mich hättest rauswerfen können. Was ist aus deiner Einstellung geworden, alles zu tun, was auch immer es kostet, um zu gewinnen?«
    »Ich tue immer noch alles um zu gewinnen. Vielleicht habe ich ja mehr gewonnen, indem ich das Spiel verloren habe.«
    Ich lachte. »Mehr gewonnen? Was hast du denn deiner Meinung nach gewonnen?«
    Er schob das Spiel an den Tischrand und streckte die Hand aus, um meine zu nehmen. »Ich habe dich glücklich gesehen, so glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich will, dass du dein Lächeln zurückgewinnst. Du lächelst, aber deine Augen lachen nicht mit. In den vergangenen Monaten habe ich dich nicht wirklich glücklich gesehen.«
    Ich drückte seine Hand. »Es ist schwer. Aber wenn Kishan, der ultimative Wettkämpfer, meinetwegen absichtlich verliert, dann

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