Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
an Sie.«
Mr. Kadam lächelte großmütig. »Natürlich. Was können wir für Sie tun?«
»Können Sie mir etwas von den Tigern erzählen? Ich kenne den Ort, den Sie suchen, und kann Ihnen Ratschläge geben, aber die Tiger wurden mit keinem Wort erwähnt, und ihr Platz in der Geschichte ist ein großes Geheimnis. Wissen Sie Genaueres?«
Kishan, Mr. Kadam und ich sahen uns einen Moment an, dann hob Kishan eine Augenbraue, und Mr. Kadam nickte leicht.
»Ist dieses Zimmer sicher?«, erkundigte sich Mr. Kadam.
»Ja, selbstverständlich.«
Mr. Kadam und ich drehten uns beide zu Kishan. Er zuckte mit den muskulösen Schultern, erhob sich und verwandelte sich in den schwarzen Tiger, woraufhin er dem Mönch mit seinen goldenen Augen zuzwinkerte, sanft knurrte und sich auf dem Boden neben mir niederließ. Ich lehnte mich hinab, um ihm das dunkle Ohr zu kraulen.
Überrascht setzte sich der ozeangleiche Lehrer auf seinem Stuhl zurück. Dann rieb er sich über die Glatze und lachte entzückt. »Vielen Dank, dass Sie mir dieses unglaubliche Geschenk gemacht haben!«
Kishan verwandelte sich zurück und hockte sich wieder in seinen Sessel. »Ich würde es nicht als Geschenk bezeichnen.«
»Ach, und wie würden Sie es nennen?«
»Eher eine Tragödie.«
»In Tibet gibt es ein Sprichwort: ›Eine Tragödie sollte als Quell der Kraft dienen.‹« Der Mönch lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und berührte mit einem Finger seine Schläfe. »Anstatt zu grübeln, warum dies geschehen ist, sollten Sie vielleicht darüber nachdenken, warum dies Ihnen geschehen ist. Sie dürfen nie vergessen, manchmal ist es ein großer Glücksfall, gerade das nicht zu bekommen, was man sich wünscht.« Er wandte sich hoffnungsvoll an mich. »Und was ist mit dem weißen Tiger?«
»Der weiße Tiger ist Kishans Bruder Ren, der von einem Feind gefangen genommen wurde«, erklärte ich.
Nachdenklich neigte er den Kopf. »Ein Feind ist oftmals der beste Lehrer der Toleranz. Und was ist mit Ihnen, meine Liebe? Wie passen Sie in diese Suche?«
Ich hob die Hand, drehte mich um und ließ die Energie in mir brodeln. Sie floss durch meine Finger, und ich zielte auf die Blume, die in einer Vase auf dem Schreibtisch des Mönchs steckte. Meine Hand funkelte, und ein winziger weißer Strahl schoss auf die Blume. Die Blüte leuchtete einen Moment auf, bevor sie in einem sanften Ascheregen auf den Holztisch niederrieselte.
»Ich bin die Mittellinie auf dem Tigermedaillon, der Kettfaden. Ich helfe, die zwei Tiger zu befreien.« Ich deutete auf den ruhigen Mann zu meiner Rechten. »Und Mr. Kadam ist unser Führer und Mentor.«
Der ozeangleiche Lehrer schien von meiner Macht nicht schockiert zu sein. Glücklich wie ein kleiner Junge an Weihnachten klatschte er in die Hände. »Wie schön! Wunderbar! Und jetzt werde ich Ihnen, so gut es geht, weiterhelfen.«
Er stand auf, streifte sich das Tigermedaillon über den Kopf, das unter seiner weit geschnittenen Robe verborgen gewesen war, und schob es in einen Schlitz neben dem Bücherregal. Ein schmales Schränkchen öffnete sich, aus dem er eine alte, in einer Flasche aufbewahrte Schriftrolle und eine Phiole mit einer öligen grünen Substanz herausholte. Er bedeutete uns, zum Schreibtisch zu kommen. »Erzählen Sie mir, was Sie über Ihre Aufgabe bereits wissen.«
Mr. Kadam zeigte ihm die übersetzte Prophezeiung.
»Ah ja. Bis auf wenige kleine Abweichungen deckt sie sich mit der Schriftrolle. Ihre Prophezeiung besagt, dass ich drei Dinge für Sie tun soll, und das werde ich auch. Ich soll die Schriftrolle der Weisheit entfalten, euch die Augen salben und euch zu den Geistertoren führen. Dieses uralte Pergament, das Sie hier sehen, trägt angeblich alle Weisheit der Welt in sich.«
»Was bedeutet das?«, wollte ich wissen.
»Legenden, Mythen, die Geschichten um den Ursprung der Menschheit – sie alle beruhen auf den ewigen Wahrheiten, und einige dieser Wahrheiten sind hier aufgeführt. Das zumindest wurde mir erzählt.«
»Sie haben sie nicht gelesen?«
»Nein, natürlich nicht. In meiner Religion ist es nicht wichtig, alle Wahrheiten zu kennen. Ein Teil der Erleuchtung besteht darin, die Wahrheit allein durch Selbstbeobachtung zu entschlüsseln. Auch keiner der früheren Dalai Lamas hat diese Schriftrollen gelesen. Sie sind nicht für unsere Augen bestimmt. Wir haben sie sicher aufbewahrt, damit wir sie euch geben, sobald die Zeit gekommen ist.«
Mr. Kadam fragte: »Wenn die Schriftrollen im Geheimen von
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