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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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Bewegung quietschte ich laut auf, während Kishan in aller Seelenruhe zu klettern begann. Er hangelte uns am Seil in die Höhe, krallte sich an Knoten fest, sobald er welche fand, hatte manchmal zum besseren Gleichgewicht nur eine Hand am Seil und die andere an einem Ast. Abgesehen von dem Umstand, dass wir auf mehreren Hundert oder gar Tausend Metern Höhe unterwegs waren und jeden Moment in die Tiefe stürzen konnten, war es sehr angenehm, so eng an ihn geschmiegt zu sein. Im Grunde sogar ein bisschen zu angenehm.
    Anscheinend habe ich eine Schwäche für Tarzan-Typen.
    Als wir die Tür des Baumhauses erreichten, kletterte Kishan noch ein Stück höher und hing völlig ruhig am Seil, während ich mich vorsichtig aus den Gurten schälte und auf den Holzboden sprang. Dann stieß er sich schwungvoll vom Stamm ab, pendelte mehrmals hin und her und landete übertrieben theatralisch. Ganz offensichtlich hatte er einen Riesenspaß.
    »Um Himmels willen, hör mit dieser Angeberei auf. Hast du vergessen, auf welcher Höhe wir sind, und dass du jeden Moment in den Tod stürzen könntest? Du führst dich auf, als wäre das alles hier ein lustiger, kleiner Ausflug.«
    »Ich habe nicht den geringsten Schimmer, auf welcher Höhe wir sind«, entgegnete er. »Und es kümmert mich auch nicht. Aber du hast recht. Ich habe Spaß. Ich genieße es, die ganze Zeit über in Menschengestalt zu sein. Und ich genieße es in vollen Zügen, mit dir zusammen zu sein.« Er legte mir die Hände um die Taille und zog mich zu sich.
    »Hmm.« So rasch wie möglich entwand ich mich seiner Umarmung. Die Sache mit dem Menschsein konnte ich ihm schlecht verübeln, und ich wusste nicht, was ich von der Sache mit mir halten sollte, weshalb ich einfach schwieg. Wir setzten uns auf den Holzboden des Baumhauses und gingen jede einzelne Notiz von Mr. Kadam durch. Wir lasen sie zweimal und warteten, aber es geschah noch immer nichts. Eigentlich hätte das hier das Haus der Vögel sein müssen, doch ich sah keine. Vielleicht waren wir am falschen Ort. Allmählich wurde ich unruhig.
    »Hallo! Ist da jemand?«, hallte meine Stimme wider.
    Ein Flattern und ein heiseres, krächzendes Rronk war die Antwort. Oben in einer Ecke des Baumhauses war ein verstecktes Nest zu sehen. Zwei schwarze Raben spähten über den Rand und beäugten uns. Sie schienen mit einem dumpfen Klicken zu kommunizieren, einem Schnalzen, das tief aus ihrer Kehle kam.
    Die Vögel verließen ihren Hochsitz und umkreisten das Baumhaus, wobei sie akrobatische Meisterleistungen vollführten. Sie schlugen Purzelbäume und flogen sogar kopfüber. Mit jeder Runde kamen sie näher. Kishan holte die Chakram hervor und hielt sie wie ein Messer.
    Ich legte die Hand auf seine und schüttelte sanft den Kopf. »Warten wir ab, was sie als Nächstes tun.« Dann wandte ich mich an die Vögel. »Was wollt ihr von uns?«
    Die Raben landeten knapp einen Meter von uns entfernt. Einer von ihnen neigte den Kopf und starrte mich mit schwarzen Augen an. Der Vogel schmeckte mit der schwarzen Zunge die Luft, während er auf uns zuhüpfte.
    Eine raue, kratzige Stimme sagte: »Wulltihrvununs?«
    »Versteht ihr mich etwa?«
    Die beiden Vögel schienen zu nicken und blieben immer wieder stehen, um ihr Gefieder zu putzen.
    »Was sollen wir hier tun? Wer seid ihr?«
    Die Vögel sprangen noch näher. Einer von ihnen krächzte »Hughhn«, und ich hätte schwören können, dass der andere »Muunann« sagte.
    Ungläubig fragte ich: »Ihr seid Hugin und Munin?«
    Die schwarzen Köpfe wippten wieder auf und ab. Die Raben hopsten noch näher.
    »Habt ihr mein Armband gestohlen?«
    »Und das Amulett?«, fügte Kishan hinzu.
    Ihre Köpfe nickten erneut.
    »Nun, wir wollen alles zurück. Ihr könnt aber gern die Honigkekse behalten. Wahrscheinlich habt ihr die eh schon gefressen.«
    Die Vögel kreischten heiser, klapperten laut mit den Schnäbeln und schlugen aufgeregt mit den Flügeln. Sie plusterten sich auf, was sie größer erscheinen ließ, als sie in Wirklichkeit waren.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich wollt uns die Sachen also nicht zurückgeben? Nun, darum kümmern wir uns später.«
    Zögerlich tänzelten die Vögel näher, und einer hüpfte auf mein Knie. Kishans Beunruhigung war nicht zu übersehen.
    Ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Wenn es Hugin und Munin sind, die Odin Gedanken und Erinnerungen ins Ohr geflüstert haben, werden sie sich wahrscheinlich auf unsere Schultern setzen und mit uns

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