Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
fühlte mich frei und glücklich. Ich liebte Kishan, aber in Ren war ich noch dazu ver liebt. Wie das geschehen war, spielte keine Rolle. Aber es war geschehen.
Wie Kishan gesagt hatte: Ich hatte jetzt mehr Zeit mit ihm verbracht als mit Ren. Es war nicht verwunderlich, dass wir uns nahestanden. Doch Ren hatte mein Herz gefangen. Mein Herz, das nur schlug, weil es ihn gab.
Ich war entschlossen, es Kishan so leicht wie möglich zu machen. Mit dem Thema Liebeskummer war ich gut vertraut. Mr. Kadam hatte recht damit, dass Kishan mich ebenfalls brauchte. Ich musste standhaft bleiben und ihm begreiflich machen, dass er mein Freund war. Dass ich alles für ihn tun würde – außer eine Liebesbeziehung mit ihm eingehen.
Ich fühlte mich besser. Rens Gedicht hatte mir die Augen geöffnet. Die Gefühle, von denen er sprach, waren im Einklang mit meinen. Ich steckte das Gedicht in mein Tagebuch und ging zum Abendessen mit Kishan und Mr. Kadam hinunter.
Kishan hob eine Augenbraue, als ich ihn anlächelte. Dann starrte er wieder auf seinen Teller, und ich nahm meine Gabel.
»Der Fisch sieht köstlich aus, Mr. Kadam. Vielen Dank.«
Verlegen winkte er ab, beugte sich vor und sagte: »Ich bin froh, dass Sie hier sind, Miss Kelsey. Es gibt Neuigkeiten.«
25
R ens Ret t un g
M ein Mund wurde trocken, als ich den Bissen Fisch hinunterschluckte. Ich hustete, und Kishan schob ein Glas Wasser in meine Richtung. Ich nippte an dem kalten Getränk, räusperte mich und sagte nervös: »Was für Neuigkeiten?«
»Wir haben die Baiga gefunden, und etwas stimmt da nicht. Der Stamm hält sich in einem Dschungelgebiet auf, das weit entfernt von jedem Dorf liegt. Weiter, als sie in den letzten hundert Jahren gewandert sind. Sogar weiter, als das Gesetz erlaubt. Aber eines ist noch sonderbarer. Die Satellitenbilder zeigen in ihrer Nähe Technologie.«
»Was für Technologie?«, erkundigte sich Kishan.
»Mehrere große Fahrzeuge parken nahe der Siedlung, und die Baiga besitzen keine Autos. Ein großes Gebäude wurde ebenfalls dort errichtet. Es ist viel größer als alles, was die Baiga normalerweise bauen. Ich vermute, es handelt sich um eine Art Militärlager.« Er schob den Teller beiseite. »Den Berichten zufolge gibt es dort bewaffnete Wachen, die den Wald absuchen. Es macht den Anschein, als würden sie die Baiga vor einem Angriff beschützen.«
»Aber wer würde die Baiga im Dschungel angreifen?«, fragte ich.
»Das ist die spannende Frage. Es gibt keinerlei Streitigkeiten oder Kampfhandlungen zwischen den Baiga und anderen Volksgruppen. Die Baiga haben keine Krieger und besitzen nichts, was für die Außenwelt von Wert wäre. Sie haben keinen Grund, einen Angriff zu fürchten. Außer, sie haben einen wertvollen …« Er blickte zu Kishan. »Tiger.«
Kishan schnaubte. »Das hört sich wirklich an, als wäre da was im Busch.«
»Aber warum die Baiga?«, fragte ich. »Warum hält er Ren nicht in der Stadt oder einem richtigen Militärlager gefangen?«
Mr. Kadam zog einen Stapel Papiere heraus. »Darauf habe ich vielleicht auch eine Antwort. Ich habe mit einem Freund telefoniert, der Professor für Alte Geschichte an der Bangalore-Universität ist und die Baiga eingehend studiert hat. Sie haben schreckliche Angst vor bösen Geistern und Hexen und glauben, dass jedes schlimme Ereignis – Krankheit, eine verlorene Ernte, Tod – auf das Konto eines bösen Geists geht. Sie glauben an Magie und verehren ihren Gunia , ihren Medizinmann. Wenn Lokesh vor ihren Augen einen Zauber angewandt hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Menschen alles für ihn tun würden. Sie betrachten sich als Hüter des Waldes. Lokesh könnte sie zum Umzug bewegt haben, indem er sie davon überzeugt hat, dass der Dschungel in Gefahr ist. Den anderen Punkt, den mein Freund angesprochen hat, erscheint mir indes als noch interessanter. Den Gerüchten zufolge sollen die Gunia die Fähigkeit haben, Tiger zu kontrollieren.«
Ich keuchte auf. » Was? Wie soll das möglich sein?«
»Das vermag ich Ihnen nicht zu sagen, aber irgendwie gelingt es ihnen, ihre Dörfer vor Tigerangriffen zu schützen. Vielleicht hat Lokesh herausgefunden, dass in dem Mythos ein Fünkchen Wahrheit steckt.«
»Sie glauben, sie benutzen eine Art Magie, um Ren dort festzuhalten?«
»Ich weiß es nicht, doch es scheint mir die Mühe wert, dieser Spur nachzugehen.«
»Worauf warten wir dann noch? Brechen wir auf!«
»Ich brauche etwas Zeit, um einen Plan auszuarbeiten, Miss Kelsey.
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