Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
mich wie eine Mumie ein. Ich trat kreischend um mich, als er mich hochhob und auf seinen Schoß setzte.
»Lass uns gemeinsam etwas lesen, Kells. Ich hätte Lust auf ein weiteres Shakespeare-Drama. Ich habe versucht, alleine eines zu lesen, aber ich hatte Schwierigkeiten, die Wörter korrekt auszusprechen.«
Geräuschvoll räusperte ich mich aus meinem Kokon heraus. »Wie du sehen kannst, lieber Entführer , sind meine Arme gebunden.«
Ren beugte sich herab, um mein Ohr zu liebkosen, da erstarrte er jäh. »Jemand ist hier.«
Es klingelte an der Tür. Ren sprang auf, stellte mich auf die Füße und wirbelte mich aus der Decke, bevor ich auch nur blinzeln konnte. Einen verwirrten Moment lang war mir schwindelig. Dann schoss mir die Schamesröte ins Gesicht.
»Was ist mit deinem Tigergehör los?«, fauchte ich ihn an.
Er grinste. »Ich war abgelenkt, Kells. Das kannst du mir schlecht vorwerfen. Erwartest du jemanden?«
Wie ein Schlag traf es mich. »Li!«
»Li?«
Ich verzog das Gesicht. »Wir haben ein … Date.«
Rens Augen verdunkelten sich, und er wiederholte leise: »Ein Date? «
»Ja …«, sagte ich zögerlich.
Meine Gedanken überschlugen sich. Ren ist zurück, aber was bedeutet das? Was soll ich jetzt nur tun?
Es klingelte ein zweites Mal. Zumindest eines wusste ich: Ich konnte Li nicht einfach dort draußen stehen lassen.
Mit einer raschen Drehung sagte ich zu Ren: »Ich muss jetzt gehen. Bleib bitte hier. Im Kühlschrank gibt es genug, damit du dir ein Sandwich machen kannst. Ich komme später wieder. Hab bitte Geduld. Und sei … nicht … sauer .«
Ren verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich mit schmalen Augen an. »Wenn das dein Wunsch ist, werde ich ihn dir erfüllen.«
Ich seufzte vor Erleichterung. »Vielen Dank. Ich komme sobald wie möglich zurück.«
Hastig schlüpfte ich in meine Schuhe und nahm die eingepackte DVD -Box, die ich für Li gekauft hatte. Schweigend half mir Ren in den Mantel und schlich dann in die Küche. Mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen lehnte er an der Arbeitsplatte. Ich warf ihm ein schwaches, flehentliches Lächeln zu und eilte zur Haustür.
Der Anflug eines schlechten Gewissens traf mich, weil ich ein Geschenk für Li und keines für Ren hatte, aber ich schob den Gedanken rasch beiseite und riss die Tür auf, als wäre nichts vorgefallen. »Hi, Li.«
»Frohe Weihnachten, Kelsey«, sagte Li, der nicht ahnte, dass mein Leben mit einem Schlag völlig auf den Kopf gestellt worden war.
Mein Date mit Li verlief nicht wie geplant. Eigentlich hatten wir erst einen Kung-Fu-Film anschauen und dann zu Grandma Zhi zum Weihnachtsessen gehen wollen. Ich war bedrückt, und meine Gedanken wanderten immer wieder zu Ren zurück. Es fiel mir schwer, mich auf Li zu konzentrieren – oder irgendetwas anderes.
»Was ist los, Kelsey? Du bist so still.«
»Li, würde es dir etwas ausmachen, wenn wir den Film ausfallen lassen und gleich zu deiner Großmutter fahren? Ich muss noch telefonieren, wenn ich nach Hause komme. Du weißt schon, ein paar Freunden frohe Weihnachten wünschen.«
Li ließ sich von seiner Enttäuschung kaum etwas anmerken und sagte fröhlich wie immer: »Ja, klar. Kein Problem.«
Es war keine richtige Lüge. Ich wollte Mr. Kadam später wirklich anrufen. Aber trotzdem fühlte ich mich schlecht, unsere Pläne im letzten Moment einfach geändert zu haben.
Bei Grandma Zhi steckten die Jungs bereits mitten in einem Spielemarathon, der bereits seit dem frühen Morgen andauerte. Ich gesellte mich zu ihnen, war aber unkonzentriert und traf ständig schlechte Entscheidungen – so schlechte, dass selbst meine Mitspieler keinen Hehl daraus machten.
»Was ist heute Abend nur los mit dir, Kelsey?«, fragte Wen. »Normalerweise lässt du mich mit einem solchen Zug nicht durchkommen.«
Ich lächelte ihn an. »Keine Ahnung. Vielleicht der Weihnachtsblues.«
Ich verlor haushoch, weshalb mich Li an der Hand nahm und mich ins Wohnzimmer führte, damit wir dort unsere Geschenke auspackten. Wir tauschten unsere Päckchen aus, rissen das Papier auf und brachen in schallendes Gelächter aus. Wir hatten einander genau das gleiche Geschenk gekauft. Es tat gut, lachend einen Teil der Anspannung abzuschütteln.
»Wie es scheint, mögen wir beide Kung-Fu-Filme«, kicherte Li.
»Es tut mir leid, Li. Ich hätte mir mehr Mühe geben müssen.«
Er lachte immer noch. »Das macht doch gar nichts. Es ist ein gutes Zeichen. Grandma Zhi würde sagen, dass
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