Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
es in der chinesischen Kultur Glück bedeutet. Es bedeutet, dass wir zusammenpassen.«
»Ja«, sagte ich nachdenklich. »Vielleicht.«
Nach dem Essen gingen wir zurück zu den Jungs, und ich spielte mechanisch weiter, während ich über Lis Worte nachdachte. Er hatte in vielerlei Hinsicht recht. Wir passten zusammen und waren wahrscheinlich viel eher füreinander bestimmt als Ren und ich. Wie Sarah und Mike waren dies hier normale Menschen, eine normale Familie. Und Ren war es … nicht. Er war unsterblich und atemberaubend. Er war viel zu perfekt.
Es fiel mir nicht schwer, mir ein Leben mit Li auszumalen. Es wäre bequem und sicher. Er wäre Arzt und hätte eine Praxis in der Gegend. Wir würden zwei Kinder bekommen und die Ferien in Disneyland verbringen. Die Kids würden alle Wushu lernen und Fußball spielen. Die Feier tage würden wir bei seinen Großeltern verbringen und sonn tags alle seine Freunde und ihre Frauen zum Barbecue zu uns einladen.
Sich ein Leben mit Ren vorzustellen, war schwieriger. Wir sahen nicht aus, als würden wir zusammengehören. Es war, als hätte man Ken mit der dicklichen Strawberry Shortcake verkuppelt. Dabei gehörte er doch zu Barbie. Was würde Ren in Oregon tun? Würde er sich einen Job suchen? Was würde er in seinen Lebenslauf schreiben? Höchster Protektor und ehemals Prinz? Würden wir uns eine Jahreskarte für einen Themenpark mit wilden Tieren zulegen, damit er die Hauptattraktion am Wochenende wäre? Nichts davon machte Sinn. Aber ich konnte meine Gefühle für Ren nicht verleugnen – nicht mehr.
Mir wurde schmerzlich bewusst, dass sich mein widerspens tiges Herz nach Ren verzehrte. Und egal wie sehr ich mir einzureden versuchte, dass ich mich in Li verlieben könnte, zog mich Ren wie ein Magnet zu sich. Ich mochte Li. Vielleicht könnte ich ihn eines Tages sogar lieben. Auf gar keinen Fall wollte ich ihn verletzen. Es war einfach nicht fair.
Was soll ich nur tun?
Nachdem ich mich eine weitere Stunde beim Spielen bla miert hatte, fuhr mich Li nach Hause. Es war früh am Abend, als er in meine Auffahrt bog. Ich suchte in den Fenstern nach einem vertrauten Schatten, sah jedoch nichts. Das Haus war dunkel.
»Spielen mir meine Augen einen Streich, oder hängt dort oben ein Mistelzweig?«, fragte Li und nahm meinen Ellbogen, als er mich zur Tür begleitet hatte.
Ich blickte zu dem Mistelzweig und erinnerte mich an meinen Entschluss, Li heute Abend zu küssen. Das schien eine Ewigkeit her zu sein. Jetzt hatte sich alles verändert. Oder nicht? Was ist mit Ren? Konnten wir wirklich nur Freunde sein? Sollte ich alles aufs Spiel setzen und es mit Ren riskieren? Oder die sichere Alternative mit Li wählen? Wie soll ich mich nur entscheiden?
Ich schwieg lange, und Li wartete geduldig auf meine Antwort. Schließlich drehte ich mich zu ihm und sagte: »Ja. Das ist ein Mistelzweig.«
Ich legte ihm die Hand auf die Wange und küsste ihn sanft auf die Lippen. Es war nett. Nicht der leidenschaftliche Kuss, den ich geplant hatte, aber ihm schien es trotzdem zu gefallen. Lis Berührung war schön. Sicher. Aber nichts im Vergleich zu dem, was ich fühlte, wenn Ren mich berührte. Lis Kuss war ein Staubkorn im Universum, ein Tropfen Wasser neben einem tosenden Wasserfall.
Wie soll man mit dem Mittelmaß leben, wenn man etwas so Außergewöhnliches kennengelernt hat? Wahrscheinlich tut man es einfach und lernt, die kostbaren Erinnerungen zu bewahren.
Ich drehte den Schlüssel im Schloss und drückte die Tür auf.
»Gute Nacht, Kelsey. Bis Montag!«, rief Li glücklich.
Ich sah ihm nach, bis er weggefahren war, und trat dann ins Haus, um mich dem indischen Prinzen zu stellen, der dort auf mich wartete.
6
E ntschei d un g e n
I ch schloss die Tür hinter mir, gewöhnte meine Augen langsam an die Dunkelheit. Ich fragte mich, ob Ren nebenan wäre und ich die Sache zwischen uns noch heute Abend klären sollte.
Ich ging ins Wohnzimmer und rang nach Luft, als ich die vertraute Gestalt meines blauäugigen Tigers sah, die auf dem Ledersofa ausgestreckt lag. Ren hob den Kopf und blickte bis tief in meine Seele.
Tränen schossen mir in die Augen. Mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr ich diesen Teil von ihm vermisst hatte. Ich kniete mich vors Sofa, schlang ihm die Arme um den Hals, und heiße Krokodilstränen liefen an meinen Wangen herab und tropften in sein weiches weißes Fell. Ich tätschelte seinen Kopf und streichelte ihm den Rücken. Ren war hier. Er war endlich bei mir. Ich
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