Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Geländer und schritt die Stufen hoch.
Dummerweise kam er mir nicht nach. In Gedanken hatte ich mir vorgestellt, wie Ren in der Rolle von Rhett Butler nicht gegen seine Gefühle anzukämpfen vermochte, mich in einem Anfall ungezügelter Leidenschaft in die Arme schloss und die Treppe hinauftrug. Ren warf mir lediglich einen amüsierten Blick zu, verschwand und schloss die Verbindungstür leise hinter sich.
Verdammt! Er besitzt mehr Selbstbeherrschung, als ich gehofft habe.
Aber das spielte keine Rolle. Es war nichts weiter als ein kleiner Rückschlag. Den Rest des Tages verbrachte ich mit angestrengtem Nachdenken. Wie überrumpelt man einen sehr alten, verschlagenen Tiger? Mach dir seine Schwächen zunutze: Essen, Poesie und sein Beschützerinstinkt. Der arme Kerl hat nicht die geringste Chance gegen weibliche List und Tücke.
Am nächsten Morgen öffnete ich die einst verbotene Seite meines Wandschranks und wählte eine blaue Strickjacke mit Zopfmuster und einen bedruckten Rock, einen dünnen Gürtel sowie braune Stiefel aus. Ich glättete mir die Haare und widmete meinem Make-up besondere Aufmerksamkeit, vor allem dem nach Pfirsich duftenden Lipgloss.
Anschließend bereitete ich Ren ein riesiges Dagwood-Sandwich zu – und legte ihm einen Liebesspruch darauf. Denn zwei können dieses Poesiespiel spielen, dachte ich selbst zufrieden.
Als er mich zur Uni abholen kam, sah er mich genüsslich von oben bis unten an und sagte: »Du siehst wunderschön aus, Kells, aber es wird nicht funktionieren. Ich habe dich durchschaut.«
Er half mir in den Mantel, und ich erwiderte mit Unschuldsmiene: »Ich weiß nicht, wovon du redest. Was wird nicht funktionieren?«
»Du willst mich dazu bringen, dass ich dich küsse.«
Ich lächelte zu ihm hoch und erwiderte keusch: »Ein Mäd chen sollte nicht all seine Geheimnisse preisgeben, nicht wahr?«
Er beugte sich herab, drückte seine Lippen an mein Ohr und flüsterte mit samtener Stimme: »Na schön, Kells. Behalt deine Geheimnisse für dich. Aber ich lasse dich nicht aus den Augen. Was auch immer du versuchen willst, es wird nicht klappen. Ich habe auch noch ein paar Tricks im Ärmel.«
Ren ließ mich den ganzen Nachmittag über allein. Ich ver steckte ein weiteres Zitat in seiner Sporttasche, als er vor Wushu aus dem Wagen stieg.
Ich saß auf den Matten und machte Dehnübungen, als ich sah, wie er den Zettel aus der Tasche zog. Er las ihn ein paarmal und hob dann den Kopf. Ich begegnete seinem funkelnden Blick mit einem unschuldigen Grinsen und winkte Jennifer freudig zu, als sie den Raum durchquerte.
Wieder zu Hause in unserer Garage, öffnete Ren mir die Tür. Anstatt mir hinauszuhelfen, lehnte er sich vor und knurrte sanft. Seine Lippen streiften die empfindliche Haut unter meinem Ohr. Seine Stimme war gefährlich verführerisch.
»Ich warne dich, Kelsey. Ich bin ein extrem geduldiger Mensch. Ich habe ungemein viel Übung darin, eine Fehde auszusitzen. Mein Leben als Tiger hat mich gelehrt, dass sich Beharrlichkeit und Fleiß immer auszahlen. Betrachte dich hiermit als vorgewarnt, Priyatama . Ich bin auf der Jagd. Ich habe deine Fährte aufgenommen, und ich lasse mich nicht beirren.«
Er trat beiseite und reichte mir die Hand, um mir beim Aussteigen zu helfen. Ich schlug sie aus und ging mit durchgedrücktem Rücken und weichen Knien zu meiner Tür. Sein leises Lachen wehte zu mir, während er in seinem eigenen Teil des Hauses verschwand.
Ren trieb mich schier in den Wahnsinn. Ich war versucht, seine Tür einzutreten und mich ihm an den Hals zu werfen, aber ich weigerte mich, klein beizugeben. Ich würde ihn dazu bringen, den ersten Schritt zu tun. Er würde derjenige sein, der um Gnade flehte, nicht ich .
Schon bald erkannte ich, dass der Wettstreit zwischen Ren und mir Li in den hintersten Teil meines Bewusstseins gedrängt hatte. Jedes Mal, wenn ich mit Li zusammen war, schweiften meine Gedanken ab, und ich heckte ausgefeilte Pläne aus, wie ich Ren verführen könnte. Es war so offensichtlich, dass Li es bemerken musste.
»Erde an Kelsey. Ich bin auch noch hier«, sagte Li eines Abends mit angespannter Stimme während eines seiner Lieblings-Kung-Fu-Filme.
»Was meinst du?«
»Kelsey, du bist die ganze letzte Woche mit dem Kopf woanders gewesen. Du bist nicht hier gewesen, bei mir.«
»Nun … Die Uni hat wieder angefangen, und die Hausaufgaben lenken mich ab.«
»Es sind nicht die Hausaufgaben, Kelsey. Es liegt an ihm .«
Augenblicklich plagten mich
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