Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
einmal wie ein kleines Mädchen vor, das sich verkleidet hatte. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie jedes weibliche Wesen bei der Valentinsparty die Hand ausstrecken und ihm die Strähne aus der Stirn streichen wollte.
Ren lächelte, und mein Herz rutschte zu Boden, wo es wie ein Fisch am Strand zappelte. Hinter seinem Rücken holte Ren nun zwei Dutzend rote Rosen hervor. Er trat ein und stellte die Blumen in eine Vase mit Wasser.
» Ren! Du kannst nicht ernsthaft erwarten, dass ich mit dir auf diese Party gehe, wenn du so aussiehst! Es ist schon schlimm genug, wenn du dich normal anziehst!«
»Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wovon du redest, Kelsey.« Er streckte den Arm nach einer meiner Korkenzieherlocken aus und zog sanft daran, bevor er sie mir hinters Ohr schob. »Niemand wird mich auch nur eines einzigen Blickes würdigen, wenn ich neben dir stehe. Du siehst einfach umwerfend aus. Darf ich dir jetzt dein Valentinsgeschenk geben?«
»Du hättest mir nichts kaufen sollen, Ren. Glaub mir, du bist Geschenk genug.«
Er zog eine Schmuckschatulle aus seiner Smokingtasche und öffnete sie. Darin lag ein Paar Ohrringe in hochkarätigem Weißgold, mit diamant- und rubinbesetzten Sternchen-Anhängern.
»Sie sind wunderschön! «, flüsterte ich.
Er nahm sie aus der Schatulle und steckte sie mir an. Ich genoss das Gefühl, wie sie an meinen Ohren baumelten und mir ins Gesicht fielen, wenn ich den Kopf drehte.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Vie len Dank. Ich liebe sie.«
»Warum sehe ich dann ein ›Aber‹ in deinem Gesichtsausdruck?«
»Das ›Aber‹ bezieht sich darauf, dass du mir keine teuren Geschenke machen sollst. Ich wäre vollkommen zufrieden mit ganz normalen Sachen wie … Socken.«
Er schnaubte verächtlich. » Socken sind wohl kaum ein romantisches Geschenk. Das ist ein besonderer Tag. Verdirb mir den Abend nicht, Kells. Sag mir einfach, dass du mich liebst und dass du die Ohrringe liebst.«
Ich schlang ihm die Arme um den Hals und lächelte zu ihm hoch. »Ich liebe dich. Und … ich liebe meine Ohrringe.«
Sein Gesicht erhellte sich mit einem schmerzhaft schönen Lächeln, und mein Herz flatterte wieder.
Ich holte sein Geschenk vom Wohnzimmertisch und reichte es ihm.
»Im Vergleich zu Ohrringen und Rosen kommt mir das hier jetzt ziemlich mickrig vor, aber es ist nicht einfach, einen reichen Tiger zu beschenken.«
Er riss das Geschenkpapier auf, und da war mein lausiges Geschenk, ein Buch.
»Es ist Der Graf von Monte Cristo «, erklärte ich. »Es geht um einen Mann, der zu unrecht beschuldigt wird und sehr lange im Gefängnis eingesperrt ist, bis er schließlich fliehen kann und sich an seinen Peinigern rächt. Die Geschichte ist sehr spannend und hat mich an dich erinnert, weil du Hunderte von Jahren in Gefangenschaft gewesen bist. Ich dachte, wir könnten Shakespeare mal eine Pause gönnen und lieber den Roman hier zusammen lesen.«
»Ein perfektes Geschenk. Du führst mich nicht nur in ein neues Gebiet der Literatur ein, sondern bescherst mir auch noch unzählige Stunden gemeinsamen Lesens, was das absolut beste Geschenk ist.«
Mit einer Schere schnitt ich eine Rosenknospe von seinem Strauß ab und steckte sie ihm ins Revers. Dann ging es zum Abendessen, das wir in einem eigens nur für uns gemieteten Separee einnahmen.
Nachdem wir uns gesetzt hatten und von nicht weniger als drei Bedienungen umsorgt wurden, flüsterte ich: »Ein normales Restaurant hätte völlig ausgereicht.«
»In ein normales Restaurant führen heute Abend Hunderte von Männern ihre Dates aus. Es ist weder etwas Be sonderes noch kann man sich ungestört unterhalten. Ich will dich ganz für mich allein.«
Ren packte meine Hand und drückte einen Kuss auf meine Finger. »Es ist mein erster Valentinstag mit dem Mädchen, das ich liebe. Ich wollte, dass du im Kerzenschein vor Freude funkelst. Apropos …« Er zog ein Blatt Papier aus der Smokingtasche und reichte es mir.
»Was ist das?« Ich faltete es auseinander und erkannte Rens Handschrift. »Du hast mir ein Gedicht geschrieben?«
Er grinste. »Jawohl.«
»Liest du es mir vor?«
Er nickte und nahm das Blatt zurück. Der Klang seiner sonoren Stimme wärmte mich von innen.
Er senkte den Kopf, als wäre ihm die Schönheit seiner Worte peinlich. Ich stand auf und ging um den Tisch herum, setzte mich auf seinen Schoß und legte ihm die Arme um den Hals. »Es ist wunderschön.«
»Du bist wunderschön.«
»Ich würde dich
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