Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Amerika hat sich da einiges getan. Heutzutage machen die Eltern eine Vorauswahl, und die Kinder können sich aus den Kandidaten jemanden aussuchen.«
»Nun, das hast du doch schon mal durchgemacht. Ich meine, du warst damals mit Yesubai verlobt. Wolltest du sie denn heiraten? Immerhin haben deine Eltern sie für dich ausgesucht, nicht wahr?«
Er zögerte und sagte dann vorsichtig: »Ich … hatte mein Schicksal angenommen und mich gefreut, eine Ehefrau an meiner Seite zu haben. Ich hatte gehofft, eine ebenso glückliche Ehe zu führen wie meine Eltern.«
»Aber hättest du sie dir denn als Ehefrau ausgesucht?«
»Das stand nie zur Debatte.« Er lächelte, versuchte mich zu besänftigen. »Aber wenn es dich beruhigt, dich habe ich ausgesucht.«
Seine Antworten überzeugten mich nicht. »Du hättest es also durchgezogen, obwohl du sie … überhaupt nicht gekannt hast?«
Er seufzte. »Eine Heirat war und ist in der indischen Kultur immer noch etwas anders. Wenn man heiratet, will man seine Familie mit jemandem glücklich machen, der denselben kulturellen Hintergrund hat wie man selbst und der die Traditionen und Bräuche teilt, die deiner Familie wichtig sind. Viele Dinge sind dabei zu berücksichtigen, etwa Bildung, Vermögen, die Kaste, Religion und Herkunft.«
»Das erinnert mich an das Auswahlverfahren fürs College. Hätte ich den Test bestanden?«
Er lachte. »Das ist schwer zu sagen. Viele Eltern halten es für einen Makel, wenn man mit jemandem ausgeht, der nicht aus derselben Kaste oder demselben Kulturkreis stammt.«
»Du willst also sagen, es ist ein Makel, dass du mit einer Amerikanerin ausgehst? Was hätten deine Eltern über uns gesagt?«
»Meine Eltern haben in einer ganz anderen Zeit gelebt.«
»Trotzdem …, wir hätten nicht ihren Segen gehabt.«
»Mr. Kadam ist wie ein Vater für mich, und du hast seinen Segen.«
Ich stöhnte leise. »Das ist nicht dasselbe.«
»Kelsey, mein Vater hat meine Mutter geliebt, und sie war keine Inderin. Sie kamen aus unterschiedlichen Kulturen und mussten unterschiedliche Traditionen verbinden, und dennoch waren sie glücklich. Wenn uns irgendjemand aus dieser Zeit verstanden hätte … dann sie. Hätten mich denn deine Eltern gemocht?«
»Meine Mutter hätte dich vergöttert. Sie hätte dir jede Woche Schokoladen-Erdnussbutter-Cookies gebacken und jedes Mal gekichert, wenn sie dich gesehen hätte, so wie Sarah. Meinem Vater wäre kein Mann gut genug für mich. Es wäre ihm schwergefallen, mich gehen zu lassen, aber sie hätten dich gemocht.«
Wir bogen in die Garage, und unvermittelt überkam mich die Vision, wie wir vier gemeinsam in der Bibliothek meiner Eltern saßen und über unsere Lieblingsbücher redeten. Ja, sie hätten Ren von ganzem Herzen gutgeheißen.
Ich lächelte einen Moment, dann runzelte ich die Stirn. »Mir gefällt die Vorstellung überhaupt nicht, dass es dort draußen Mädchen gibt, die dir nachstellen.«
»Jetzt weißt du, wie ich mich gefühlt habe. Und da wir gerade davon reden, was wollte Jason von dir?«
»Oh. Er hat mir bloß die hier gegeben.«
Ich reichte ihm die Zeitung, während wir ins Haus schlenderten. Ren setzte sich und las den Artikel schweigend, während ich uns einen Snack zubereitete. Mit sorgenvollem Gesicht kam er in die Küche.
»Kelsey, wann wurde das Foto gemacht?«
»Vor etwa einem Monat. Warum? Was ist los?«
»Vielleicht nichts. Ich muss Kadam anrufen.«
Er hängte sich ans Telefon und redete leise auf Hindi. Ich saß auf dem Sofa und hielt seine Hand. Er sprach schnell und wirkte schrecklich beunruhigt. Die letzten Worte, bevor er auflegte, hatten irgendetwas mit Kishan zu tun.
»Ren, sag schon. Was ist los?«
»Dein Name und Foto sind in der Zeitung. Es ist ein völlig unbedeutendes Blatt, und vielleicht haben wir noch mal Glück.«
»Wovon redest du?«
»Wir fürchten, Lokesh könnte dich durch diesen Artikel aufspüren.«
Verwirrt erwiderte ich: » Oh. Aber was ist mit meinem Studentenausweis und meinem Führerschein?«
»Die haben wir ändern lassen. Mr. Kadam verfügt über gute Beziehungen. Er hat alles in die Wege geleitet, damit dein Name nicht mehr mit deinem Foto übereinstimmt. Hast du dich denn nicht gewundert, dass er innerhalb einer Woche einen Pass für dich besorgen konnte, als du letzten Sommer nach Indien gereist bist?«
»Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht.« In meinem Kopf wirbelten die neuen Informationen durcheinander, und das Bild des
Weitere Kostenlose Bücher