Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
begleitete uns Kishan zum Abendessen in ein Restaurant, das in der Nähe des Hotels lag. Mr. Kadam suchte für mich Chatamari aus, eine Art nepalesische Pizza aus Reismehl. Für sich selbst bestellte er Masu , ein Currygericht mit Reis und Hühnchen, auch wenn er Hammel- oder Büffelfleisch hätte wählen können. Kishan bestellte Gemüse- Pulao , ein mit Kreuzkümmel und Kurkuma gewürztes Gericht, dazu gebratenen Reis, Schaffleisch- Masu und Thuckpa , ein Gericht mit gebratenem Reis und Ei.
Am nächsten Morgen standen wir sehr früh auf, um nach Bhaktapur weiterzufahren. Wir stiegen wieder in einem Hotel ab, und nachdem wir unser Gepäck in unsere Zimmer gebracht hatten, spazierten wir zum Hauptplatz der Stadt. Wir kamen an einem Markt vorbei, an dem es Dutzende von Keramikständen gab. Ein Großteil der Töpferware war aus dunklem Lehm hergestellt und mit leuchtenden Farben bemalt.
An anderen Ständen wurden Tier-, Götter-, und Dämonenmasken feilgeboten. Die Marktbuden mit Gemüse und Früchten besahen wir uns genauer. Wir kauften je eine Schüssel Kuju Dhau , einen mit Honig gesüßten Joghurt voller Nüsse, Rosinen und Zimt, der aus Büffelmilch hergestellt wird.
Wir verließen den Markt und bahnten uns einen Weg zum Hauptplatz, auf dem weder Rikschas noch Taxis erlaubt waren. Mr. Kadam erklärte, dass der Platz auf diese Weise sauber, ruhig und friedvoll bliebe. »Das hier ist der Königsplatz. Und das dort drüben ist unser Ziel – der Vatsala Durga Tempel.«
Zwei Steinlöwen bewachten den Eingang zum Heiligtum. Ähnlich dem Virupaksha-Tempel in Hampi wies er die Form eines Kegels auf, war jedoch von einer Steinmauer aus roten Ziegeln umschlossen. Neben dem Gebäude hing eine riesige Glocke an zwei großen Streben.
»Ich hätte mein Fußkettchen gar nicht mitbringen müssen, Mr. Kadam. Sehen Sie die große Glocke dort?«
»Ja. Das ist die Taleju-Glocke. Sie ist aus Bronze gegossen und ruht auf den Postamenten des Tempels. Sind Sie an der Geschichte der Glocke interessiert?«
»Sicher.«
»Im Volksmund wird sie auch die Glocke der bellenden Hunde genannt. Einer der früheren Könige soll einen Traum gehabt haben. Es gibt verschiedene Versionen von der Geschichte, aber auf jeden Fall haben in dem grauenhaften Albtraum des Königs des Nachts hundeähnliche Kreaturen die Menschen angefallen.«
»Hunde-Kreaturen? Klingt wie Werwölfe.«
»Das ist gut möglich. In seinem Traum war der einzige Weg, die Kreaturen in die Flucht zu schlagen und sein Volk zu retten, eine Glocke zu läuten. Das Dröhnen der Glocke war so laut und ohrenbetäubend, dass die Kreaturen die Einwohner in Frieden ließen. Als der König erwachte, gab er noch am selben Tag eine riesige Glocke in Auftrag, derart eindringlich war sein Traum gewesen. Die Glocke wurde von nun an benutzt, um den Einwohnern die abendliche Ausgangssperre anzukündigen. Solange die Menschen dem Tönen der Glocke folgten, waren sie angeblich sicher. Viele Menschen behaupten noch immer, dass die Hunde zu bellen und winseln anfangen, wenn die Glocke geläutet wird.«
»Was für eine tolle Geschichte!« Ich stieß Kishan den Ellbogen in die Seite. »Ich frage mich, ob die Glocke auch bei Wertigern funktioniert.«
Kishan umfasste meinen Ellbogen, zog mich zu sich und sagte mit einem Augenzwinkern: »Darauf würde ich nicht wetten. Wenn ein Tiger einmal eine Fährte aufgenommen hat, wird man ihn nicht so leicht wieder los. Wir sind treue Geschöpfe.«
Irgendetwas sagte mir, dass wir von zwei völlig unterschiedlichen Dingen sprachen. Händeringend suchte ich nach einem neuen Gesprächsstoff. Die meisten Männer auf dem Platz trugen hohe Hüte. Also fragte ich Mr. Kadam, was es damit auf sich habe, und er hielt mir aus dem Ste greif einen langen, ausführlichen Vortrag über die Geschichte religiöser Gewänder.
»Mr. Kadam, Sie sind ein wandelndes Lexikon. Es ist so praktisch, Sie bei sich zu haben. Man spart sich jeglichen Reiseführer. Sie sind der beste Lehrer, den ich jemals hatte.«
Er lächelte. »Vielen Dank. Aber seien Sie so gütig, mich darauf hinzuweisen, falls ich einmal übertreiben sollte. Das Dozieren ist nämlich eine meiner Marotten.«
»Falls ich mich je langweilen sollte«, sagte ich lachend, »gebe ich Ihnen Bescheid.«
Kishan grinste und nutzte meine Bemerkung als Ausrede, um mir den Arm um die Schultern zu legen und meinen Arm zu streicheln. »Ich kann dir garantieren, dass es mit mir auch nie langweilig wird.«
Es war angenehm, zu
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