Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
angenehm. Schuldbewusst reagierte ich über und wand mich hastig unter seinem muskulösen Arm hervor. »Hey! Pfoten weg! Schon mal was davon gehört, zuerst um Erlaubnis zu fragen?«
Kishan beugte sich zu mir und flüsterte: »Hab dich nicht so.«
Ich funkelte ihn finster an, dann konzentrierte ich mich wieder auf unseren Rundgang.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, uns mit der Umgebung vertraut zu machen, und entschieden, am folgenden Abend nach Sonnenuntergang zurückzukehren. Mr. Kadam hatte entweder seine Beziehungen spielen lassen oder mit seiner dicken Brieftasche gewedelt, jedenfalls durften wir nach der regulären Öffnungszeit wiederkommen.
Farbschlieren überzogen den dämmrigen Himmel, als wir uns am nächsten Abend zum Tempel aufmachten. Mr. Kadam begleitete uns bis zu den Stufen vor dem Eingang und reichte mir einen Rucksack voller Gegenstände, die als Opfergaben dienen sollten und irgendwie mit dem Thema Luft zu tun hatten: verschiedene Vogelfedern, ein chinesischer Fächer, ein Drache, ein heliumgefüllter Ballon, eine hölzerne Flöte, ein Plastikflugzeug, das mithilfe eines Gummibands flog, ein winziges Barometer, ein Spielzeugsegelboot und ein Prisma, das Licht in einen Regenbogen verwandelte. Außerdem hatten wir etwas Obst als Glücksbringer eingesteckt.
Mr. Kadam reichte mir Fanindra, die meinen Arm emporkroch. Sie rollte sich zusammen und erstarrte zu ihrer goldenen Armreifform, was ich als Zeichen ansah, dass sie mitkommen wollte. Kishan und ich stiegen die Steintreppe hinauf, die zum Tempel führte, und ließen die Steinelefanten und das Paar Löwen hinter uns. Die Durga-Statue, die hoch über uns in einer Mauernische stand, war von der Straße aus zu sehen, weshalb ich mir Sorgen machte, was geschehen würde, falls sie zum Leben erwachte, während gerade jemand auf der mit Ziegelsteinen gepflasterten Straße entlangspazierte.
Schweigend gingen Kishan und ich entlang der von Pfeilern gesäumten Steinmauer um das Gebäude herum und fanden die gewundene Treppe, die zum oberen Geschoss des Tempels führte. Er streckte die Hand nach mir aus. Im Innern des Gebäudes war es dunkel und kühl. Die Straßenlaternen vom Königsplatz tauchten den Gang zur Statue in ein unheimliches Licht. Kishan, der neben mir schritt, wirkte wie der Tempel um uns: ruhig, finster und unnahbar. Ich mochte Kishan sehr, aber ich vermisste das Licht und die Wärme, die Ren immer zu umgeben schienen.
Wir betraten einen kleinen Raum. Die Statue befand sich an der gegenüberliegenden Steinmauer in einer offenen Wand nische, erleuchtet vom Licht der Straßenlaternen, etwa einen Meter von der Außenmauer des Tempels zurückversetzt. Wir konnten uns links und rechts von ihr aufstellen und denn och im Schatten ungesehen bleiben.
»Okay, letztes Mal haben wir eine Opfergabe dargeboten, eine Glocke geläutet, um weise Worte und Hilfe gebeten, und dann hat sich Ren in den Tiger verwandelt. Das schien so zu funktionieren.«
»Ich bin dein ergebener Diener.«
Wir holten unsere Gaben aus dem Rucksack und legten sie zu Füßen der Statue nieder, bevor wir zurück in den Schatten traten. Ich hob den Fuß, schüttelte ihn kurz und strich mit den Fingern über die klirrenden Glöckchen. Bei dem Gedanken an Ren musste ich lächeln.
Wir wichen von der Wand zurück, und Kishan ergriff erneut meine Hand. Ich war dankbar um den Halt, den er mir gab. Obwohl ich schon einmal erlebt hatte, wie eine Steinstatue zu Leben erwachte, war ich dennoch schrecklich nervös.
»Ich sage zuerst etwas, und dann übernimmst du.«
Er nickte und drückte meine Hand.
»Große Göttin Durga, wir sind hier, um deine Hilfe zu erbitten. Ich ersuche dich um deinen Segen, da wir die zweite Aufgabe erfüllen wollen, um diese beiden Prinzen von ihrem Fluch zu befreien. Wirst du uns an deiner unendlichen Weisheit teilhaben lassen?« Mit einem Nicken wandte ich mich an Kishan.
Er stand eine Weile still da und sagte dann: »Ich … verdiene deinen Segen nicht.« Er blickte zu mir und seufzte traurig, bevor er fortfuhr: »Was geschehen ist, ist allein meine Schuld, aber ich bitte dich um meines Bruders willen um Hilfe. Bring ihn in Sicherheit … ihr zuliebe. Hilf mir, sie auf dieser Reise vor allen Gefahren zu beschützen.«
Er sah mich fragend an, als wüsste er nicht, ob er etwas Falsches gesagt hatte. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, küsste ihn auf die Wange und flüsterte: »Vielen Dank.«
»Gern geschehen.«
Während er sich in einen
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