Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
eine Augenbraue und schwieg.
Trotz meiner Beteuerung, dass er mich nicht bewachen müsste, war es ein schönes Gefühl zu wissen, dass dort auf dem Balkon ein Tiger lag. Im Nu war ich eingeschlafen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich keinen Albtraum.
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V atsa l a Durg a T empe l
Z wei weitere Wochen hielten wir unsere Routine aufrecht. Ich wurde stärker und gewann an Zuversicht, dass ich mich in einem Kampf behaupten könnte. Nicht wegen meiner körperlichen Kraft, sondern wegen des Blitzstrahls. Längst war er mir in Fleisch und Blut übergegangen. Ich konnte jetzt einen einzelnen Grashalm auf der gegenüberliegenden Seite des Feldes verbrennen, ohne den angrenzenden Pflanzen Schaden zuzufügen.
Mr. Kadam verbrachte den Großteil seiner Zeit mit Nachforschungen nach Rens Aufenthaltsort, doch obwohl er alle Hebel in Bewegung setzte, blieb er unauffindbar. Allerdings hatten wir herausgefunden, dass es sich bei der gesuchten Stadt um Lhasa handelte, und so ergab auch der Rest der Prophezeiung allmählich Sinn. Wenn wir unsere Reise dort beginnen würden, davon war Mr. Kadam überzeugt, würden wir finden, wonach wir suchten. Bevor wir uns jedoch auf die Expedition begaben, mussten wir einen Tempel Durgas aufsuchen.
Während der Vorbereitungen auf unsere Reise trudelten unzählige Pakete ein. Mr. Kadam hatte eine ganze Garnitur Kleidung für mich gekauft. Wanderschuhe, ein Dutzend Paar Wollsocken und Fleecepullover, Goretex-Jacken, Hosen und Handschuhe, dicke, langärmelige T-Shirts, ein Paar weiße gefütterte Schneestiefel, mehrere wind- und wasserabweisende Hosen und eine Auswahl an Mützen füllte eine Ecke meines begehbaren Kleiderschranks.
Nachdem endlich das letzte Päckchen geliefert worden war, in dem sich Sonnenbrillen, Sonnenmilch und Toilettenartikel befanden, ging ich nach unten.
» Mr. Kadam , es scheint mir nun doch so, als wollten Sie, dass ich den Mount Everest besteige. Wie soll ich das ganze Zeug denn überhaupt mit mir rumschleppen?«
Er kicherte. »Kommen Sie herein, Miss Kelsey, kommen Sie. Ich habe etwas Interessantes, das ich Ihnen zeigen möchte.«
»Was denn? Vielleicht eine Jacke, die mich warm hält, falls ich von einer Lawine begraben werde?«
»Nein, nein. Hier.« Er reichte mir ein Buch.
»Was ist das?«
» Der verlorene Horizont von James Hilton. Kennen Sie es?«
»Nein. Von dem Buch habe ich noch nie gehört.«
»Sagt Ihnen der Begriff Shangri-La etwas?«
»Hm, ja. So heißen doch die Nachtclubs in alten Hollywoodfilmen? Ich glaube, es gibt sogar ein Casino in Las Vegas mit diesem Namen.«
»Nun, das ist möglich, allerdings habe ich eine Verbindung zwischen diesem Buch und unserer Suche gefunden. Können Sie gerade etwas Zeit erübrigen?«
»Ja. Lassen Sie mich nur rasch Kishan holen, dann kann er auch zuhören.«
Als wir zurückkamen, machte ich es mir in einem Sessel bequem, während sich Kishan auf dem Boden vor mir zusammenrollte.
» Der verlorene Horizont wurde 1933 verfasst und beschreibt eine utopische Gesellschaft, in der den Bewohnern ein außergewöhnlich langes Leben in perfekter Harmonie beschieden ist. Die Stadt befindet sich im Kunlun-Gebirge, einer Bergkette im Himalaja.
Der wahrlich interessante Punkt ist der, dass Mr. Hiltons Geschichte auf der uralten tibetanisch-buddhistischen Sage von Shambhala basiert, einer mystischen Stadt, die vom Rest der Welt abgeschottet ist und viele sorgsam gehütete Geheimnisse birgt. In der heutigen Zeit steht der Begriff Shangri-La für einen Ort der Zufriedenheit, eine Utopie, ein Paradies.«
»Das heißt, wir suchen nach diesem Ort, diesem Shangri-La?«
»Das jedenfalls ist meine Vermutung. Dieser Mythos ist äußerst faszinierend. Das Buch stützt sich auf verschiedene bedeutende Städte und ihre jeweilige Geschichte. Es gibt Anspielungen auf den Heiligen Gral, die Quelle der Ewigen Jugend, El Dorado, die Stadt Zion und Hyperborea. All diese Mythen ähneln der Geschichte um Shangri-La. Bei jeder von ihnen sind die Menschen entweder auf der Suche nach Unsterblichkeit oder einer perfekten Gesellschaft. Selbst der Garten Eden enthält viele dieser Themen – der Baum, die Schlange, ein Paradies, wunderschöne Gärten. Viele haben nach einem solchen Ort gesucht und ihn niemals gefunden.«
»Fantastisch. Je mehr ich darüber erfahre, umso schwieriger erscheint mir die Aufgabe. Vielleicht wäre es besser, all dieses Zeug nicht zu wissen. Zumindest wäre die Suche dann weniger Angst einflößend.«
»Wäre es
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