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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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waren Ihre.«
    »Nicht so, wie Sie sie ausschmückten mit … mit …« Sie schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel, in dem sie um Ruhe flehte und dem Herrn dankte, dass sie nicht bewaffnet war. »Es war höchst unanständig, sehr anzüglich und entschieden zu … zu vertraut und … und …« Erotisch, erregend, verführerisch . Sie rang nach Atem und sah ihn an. »Unangenehm.«
    »Aber, Gabriella. Sie sind doch nicht …«Er schien zu begreifen und wurde ernst. »Sind Sie etwa verlegen? Sie erröten ja!«
    »Ja, nun ja …« Dass sie so leicht rot wurde, war der Fluch ihres Lebens, und es gab anscheinend nichts, was sie dagegen tun konnte. Aber natürlich war sie auch verlegen. Nicht so sehr wegen seiner Worte als vielmehr wegen der allzu deutlichen Bilder, die ihre Fantasie schuf. Was nicht hieß, dass nicht alles seine Schuld war.
    »Es tut mir leid«, sagte er sichtlich zerknirscht. »Ich hatte nicht beabsichtigt … Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie … also, ich meine …«
    »Keine Ahnung? Und warum nicht?«, platzte es aus ihr heraus. »Weil Frauen, die in Häuser einbrechen, die vorgeben, jemand zu sein, der sie nicht sind, die so klug sind wie Sie, die den guten Namen ihrer Familie retten wollen und Ehrgefühl besitzen, weil solche Frauen selbstverständlich nicht beschämt wären von solcherlei drastischen, unanständigen Bemerkungen? Weil solche Frauen die übliche Höflichkeit nicht verdienen, die Sie jeder anderen Dame auf der Straße angedeihen ließen? Weil meine Familie, meine Herkunft und meine Umstände keinen Respekt verlangen?«
    Nun war es an ihm auszusehen, als hätte man ihm einen Kübel Eiswasser ins Gesicht geschleudert. »Ich versichere Ihnen, Gabriella, dass meine Absicht lediglich war, Sie zu necken – mit Ihnen zu kokettiere, wenn Sie so wollen. Ich wollte nie …«
    »Das reicht, bitte!« Sie hielt eine Hand in die Höhe. Wo war der Ausbruch hergekommen? In Wahrheit war sie weit verärgerter als beschämt. Wie ihre Neigung zum Erröten, war auch die, im wütenden Zustand den Mund nicht halten zu können, ein leidiger Charakterfehler. »Nun muss ich mich entschuldigen.« Gewiss waren ihr die Unterschiede zwischen ihrer Familie und seiner, ihrem Leben und seinem letzte Nacht hinlänglich deutlich geworden. Und, ja, sie mochte einen Anflug von etwas empfinden, das man Missgunst oder gar Neid nennen könnte. Aber es war absurd. Das Leben war, was man daraus machte, egal welches Los einem zugeteilt wurde. »Ihre Familie war ausnahmslos freundlich und großzügig zu mir, weit mehr als ich verdiente. Meine Bemerkungen waren äußerst unangebracht.«
    »Nein, ich trage die Schuld. Ich habe Sie provoziert und bitte Sie um Verzeihung. Es tut mir wirklich leid. Ich verlor die Beherrschung.« Er nahm ihre Hand. »Zu meiner Verteidigung möchte ich anführen, Gabriella, dass Sie …« Er hob ihre Hand an seine Lippen, ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden. »… nicht die Einzige waren, die enttäuscht wurde.«
    »Ich war nicht …« Sie stockte. »Ich nehme Ihre Entschuldigung an. Und ich würde es vorziehen, diesen Vorfall nie wieder anzusprechen.«
    »Oh, da stimme ich Ihnen zu«, sagte Nathanial feierlich, obwohl das verführerische Augenfunkeln zurückgekehrt war.
    Sie sah ihn eine Weile stumm an. »Ich kann Ihnen überhaupt nicht vertrauen, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich können Sie. In den meisten Belangen bin ich äußerst vertrauenswürdig. Also.« Er zeigte auf die Briefe. »Was schlagen Sie vor, wo ich anfangen sollte?«
    »Hier.« Sie trat zum Schreibtisch, wo sie ihm notgedrungen weit näher war als angemessen wäre. Aber sie sollten doch zusammenarbeiten, und entsprechend müssten sich ihre Maßstäbe, was akzeptabel war und was nicht, ändern oder zumindest anpassen. Als sie vor ihn griff, streifte ihr Arm seinen, und ohne jede Vorwarnung war das Gefühl wieder da, in seinen Armen zu sein. Das sie sogleich aus ihren Gedanken verwies. Dies war nicht der Zeitpunkt, der, wie sie sich energisch ermahnte, niemals eintreten würde. Sie ordnete die Briefe in chronologischer Reihenfolge. »Es sind nur sieben. Die ersten kamen in recht rascher Folge, wie Sie feststellen werden, und sind die erhellendsten. Die letzten …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich schlage vor, dass Sie sie in der richtigen Reihenfolge lesen.«
    »Sehr vernünftig.« Er setzte sich und nahm einen Brief auf. »Ist dies der Erste?«
    Sie nickte. Nathanial begann zu lesen und sah wieder

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