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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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dem Zeitplan«, begrüßte er sie.
    Lachend zog Amelia ein Taschentuch aus dem Ärmel und reichte es ihm. »In einer Familie mit vier Schwestern gibt es keinen Zeitplan.«
    Während sich Merripen den Staub und den Schweiß vom Gesicht wischte, ließ er den Blick über
die Hathaways gleiten, wobei er Win eine Sekunde länger als die anderen betrachtete.
    Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Amelia zu und erstattete ihr einen kurzen Bericht. Er hatte zwei Frauen und einen Jungen aus dem Dorf aufgetrieben, die ihm beim Herrichten des Hauses halfen. Drei Schlafzimmer waren bisher bewohnbar. Sie hatten viel Zeit darauf verwenden müssen, die Küche und den Herd zu schrubben, und die Küchenmagd bereitete gerade ein Essen vor …
    Merripen, der kurz über Amelias Schulter geblickt hatte, hielt mitten im Satz inne. Im nächsten Moment hastete er schon an ihr vorbei und erreichte Win in drei langen Schritten.
    Amelia sah, wie Wins zarter Körper schwankte und ihre Augen flatterten, bevor sie entkräftet zusammenbrach. Doch Merripen fing sie im letzten Moment auf und hob sie mit spielerischer Leichtigkeit hoch, während er ihr zuflüsterte, sie solle den Kopf an seine Schulter schmiegen. Obwohl sein Verhalten ebenso ruhig und distanziert wie immer war, erschrak Amelia über die besitzergreifende Art, mit der er ihre Schwester hielt.
    »Die Reise war zu viel für sie«, erklärte Amelia besorgt. »Sie muss sich ausruhen.«
    Merripens Gesicht war ausdruckslos. »Ich bringe sie hinauf.«
    Win blinzelte benommen. »Mist!«, hauchte sie atemlos. »Ich bin ganz stillgestanden, und dann ist der Boden plötzlich auf mich zugestürzt. Es tut mir leid. Ich hasse es, in Ohnmacht zu fallen.«
    »Ist schon in Ordnung.« Amelia bedachte sie mit einem aufmunternden Lächeln. »Merripen wird dich
ins Bett bringen. Oder besser gesagt …« Sie dachte kurz nach. »Er wird dich bis zu deiner Schlafzimmertür begleiten.«
    »Ich brauche keine Hilfe«, beschwerte sich Win. »Mir war nur für einen kurzen Moment schwindlig. Merripen, lass mich runter.«
    »Du würdest es allein nicht einmal bis zum ersten Absatz schaffen«, sagte er sanft und überging ihren Protest, während er sie zur Steintreppe trug. Und als er mit ihr im Arm die Stufen hinaufeilte, legte ihm Win zögerlich die blasse Hand um den Hals.
    »Beatrix, würdest du sie bitte begleiten?«, forderte Amelia ihre Schwester auf und reichte ihr geschwind das Köfferchen. »Wins Nachthemd ist hier drinnen – du kannst ihr beim Umziehen helfen.«
    »Ja, natürlich.« Beatrix huschte zum Treppenaufgang.
    Als Amelia mit Leo und Poppy allein war, drehte sie sich gemächlich im Kreis, um alles genauer in Augenschein zu nehmen. »Der Anwalt hat behauptet, das Anwesen sei ein wenig heruntergekommen«, seufzte sie. »Das Wort ›Ruine‹ hätte es wohl besser getroffen. Können wir es wieder instand setzen, Leo?«
    Vor nicht allzu langer Zeit – Amelia kam es allerdings wie eine Ewigkeit vor – hatte Leo zwei Jahre Kunst und Architektur an der Grande Ecole des Beaux-Arts in Paris studiert. Außerdem hatte er als Zeichner und Maler für den berühmten Londoner Architekten Rowland Temple gearbeitet. Leo hatte den Ruf eines außergewöhnlich begabten Studenten genossen, und er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, sich selbständig zu machen. Nun war all sein Ehrgeiz wie ausgelöscht.

    Leo sah sich desinteressiert in der Eingangshalle um. »Selbst wenn das Haus keine baulichen Mängel aufweisen sollte, bräuchten wir mindestens fünfundzwanzig bis dreißigtausend Pfund.«
    Die Summe ließ Amelia erbleichen. Sie senkte den Blick auf den durchlöcherten Boden und rieb sich erschrocken über die Schläfen. »Nun, eine Sache steht außer Frage. Wir müssen reich einheiraten. Was bedeutet, dass du dich allmählich nach einer guten Partie umsehen solltest, Leo.« Dann fügte sie scherzhaft hinzu: »Und du, Poppy … musst dir einen Viscount oder zumindest einen Baron angeln.«
    Ihr Bruder rollte mit den Augen. »Und was ist mit dir? Ich verstehe nicht, warum du verschont bleibst und nicht zum Wohle der Familie heiraten musst.«
    Poppy warf ihrer Schwester einen verschlagenen Blick zu. »Für Frauen in Amelias Alter ist die Zeit für Romantik und Leidenschaft längst vorbei.«
    »Man kann nie wissen«, rügte Leo seine kleine Schwester. »Sie könnte einen älteren Gentleman bezirzen, der eine Krankenschwester braucht.«
    Amelia war versucht, ihnen eine unverblümte Erwiderung

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