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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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entgegenzuschleudern und zu beteuern, dass sie bereits einmal verliebt gewesen war und nicht die geringste Lust hatte, diese unangenehme Erfahrung jemals zu wiederholen. Sie war von Leos bestem Freund umworben worden, einem charmanten jungen Architekten namens Christopher Frost, der wie Leo bei Rowland Temple in die Lehre gegangen war. Aber an dem Tag, als sie mit voller Überzeugung geglaubt hatte, er wolle ihr einen Antrag machen, hatte Frost ihre Beziehung mit unmenschlicher Gefühllosigkeit beendet und behauptet, er hege Gefühle für
eine andere Frau, die zufälligerweise und nicht ganz unwillkommen auch noch Rowland Temples Tochter war.
    Ein solches Verhalten war bei einem Architekten vorhersehbar, hatte ihr Leo erklärt, den schreckliche Gewissensbisse geplagt hatten. Einerseits war er wutentbrannt über das schändliche Benehmen Christophers gewesen, andererseits traurig über den Verlust eines Freundes. In der Welt von Architekten gab es nur Meister und Schüler und die endlose Jagd nach Mäzenen. Alles, selbst die Liebe, wurde auf dem Altar des blinden Ehrgeizes geopfert. Sein Leben anders zu führen wäre gleichbedeutend gewesen damit, die wenigen kostbaren Gelegenheiten an sich vorbeiziehen zu lassen, in denen man seine Kunst ausüben konnte. Eine Heirat mit Temples Tochter verschaffte Christopher Frost einen Platz am Architektenhimmel. Amelia hätte ihm eine solche Karriere nie bieten können.
    Alles, was sie zu bieten gehabt hatte, war ihre Liebe für ihn.
    Amelia schluckte ihre Verbitterung hinunter, sah ihren Bruder an und rang sich ein gezwungenes Lächeln ab. »Vielen Dank, aber in meinem fortgeschrittenen Alter habe ich keinerlei Ambitionen mehr, unter die Haube zu kommen.«
    Leo überraschte sie, indem er sich hinabbeugte und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte. Seine Stimme war leise und liebenswürdig. »Wie dem auch sei, ich bin fest überzeugt, dass du eines Tages einem Mann begegnest, der es wert ist, dass du deine Unabhängigkeit für ihn aufgibst.« Grinsend fügte er hinzu: »Trotz deines biblischen Alters.«

    Für einen Moment glitten Amelias Gedanken zu der Erinnerung an den Kuss in der Dunkelheit, dem Mund, der ihren köstlich langsam erforscht hatte, die zärtlichen maskulinen Hände, das Wispern an ihrem Ohr. Latcho drom …
    Als ihr Bruder sich umdrehte und weggehen wollte, fragte sie mit leichtem Groll in der Stimme: »Wohin willst du? Leo, du kannst nicht einfach verschwinden, wenn noch so viel zu tun ist.«
    Er blieb abrupt stehen und blickte sich mit hochgezogener Augenbraue um. »Du flößt mir seit Tagen literweise ungesüßten Tee ein. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich nun gerne meine Blase entleeren.«
    Sie verengte die Augen zu Schlitzen. »Ich kenne mindestens ein Dutzend höflicher Euphemismen, derer du dich bedienen könntest.«
    Leo drehte sich wieder um. »Ich mag keine Euphemismen.«
    »Ebenso wenig wie höfliches Verhalten«, entgegnete sie, was ihm ein Lachen entlockte.
    Als Leo die Eingangshalle verließ, verschränkte Amelia seufzend die Arme. »Er ist viel netter, wenn er nüchtern ist. Wie schade, dass es nicht häufiger vorkommt. Na schön, Poppy, lass uns die Küche suchen.«
     
    Ein so altes und staubiges Haus wie das Ramsay Anwesen setzte Wins angeschlagenen Lungen sehr zu, und sie musste die ganze Nacht unaufhörlich husten. Nachdem Amelia unzählige Male aufgestanden war, um ihrer Schwester Wasser zu bringen, die Fenster zu öffnen oder ihr bei einem Anfall den Oberkörper zu stützen, erwachte sie am nächsten Morgen mit verquollenen Augen.

    »Genauso gut könnten wir uns direkt in den Staub legen«, beschwerte sie sich bei Merripen. »Es wäre besser, wenn sie den Tag über im Freien bleibt, bis wir ihr Zimmer richtig gesäubert haben. Die Teppiche müssen gut ausgeklopft werden. Und die Fenster strotzen vor Dreck.«
    Der Rest der Familie lag noch in den Betten, aber Merripen war wie Amelia ein Frühaufsteher. Während Amelia ihm von Wins Zustand erzählte, stand er stirnrunzelnd da.
    »Sie ist von dem quälenden Husten ganz erschöpft, und ihr Hals schmerzt so fürchterlich, dass sie kaum sprechen kann. Ich habe versucht, sie zu etwas Tee und Toast zu überreden, aber sie will nichts essen.«
    »Ich bringe sie schon dazu.«
    Amelia sah ihn ausdruckslos an. Eigentlich hätte sie seine Bemerkung nicht überraschen dürfen. Immerhin hatte Merripen geholfen, Win und Leo beim Scharlachfieber zu pflegen. Ohne ihn, davon war Amelia überzeugt,

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