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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Überraschung! Wie es der Zufall will, bin ich gerade bei Freunden zu Besuch. Und Ihr?« Sein überaus höflicher Ton stand in beunruhigendem Gegensatz zu seiner körperlichen Nähe.
    »Ich wohne hier.«
    »Das bezweifle ich stark. Wir befinden uns auf Lord Westcliffs Anwesen.«
    Ihr Herz pochte lautstark in ihrer Brust, während
ihr Körper jedes noch so kleine Detail von ihm in sich aufsog. »Ich meinte natürlich nicht genau hier, sondern auf der anderen Seite des Wäldchens. Das Ramsay Anwesen. Wir haben es gerade erst bezogen.« Sie konnte einfach nicht aufhören, ununterbrochen zu plappern. Es mussten die Nachwirkungen des Schocks sein. »Was war das für ein Krach? Was habt Ihr getan? Und warum habt Ihr diese Tätowierung am Arm? Es ist eine Pooka … ein irisches Geschöpf … nicht wahr?«
    Die letzte Frage brachte ihr einen verblüfften Blick seinerseits ein. Doch bevor Rohan antworten konnte, kamen die anderen beiden Männer bereits auf sie zu. Wie Rohan hatten sie die Hemdsärmel hochgekrempelt und die Westen aufgeknöpft.
    Einer von ihnen war ein beleibter älterer Gentleman mit silbernem Haar. Er hielt einen kleinen, aus Holz und Metall gefertigten Sextanten in Händen, der an einer langen Schnur um seinen Hals hing. Der andere, ein schwarzhaariger Mann, schien Ende dreißig zu sein. Er war kleiner als Rohan, aber eine Aura von Macht und aristokratischer Arroganz umgab ihn.
    Amelia rührte sich mit hilfloser Tollpatschigkeit, während sich Rohan in einer einzigen fließenden Bewegung von ihr wegrollte. Dann half er ihr galant beim Aufstehen. »Wie weit ist sie geflogen?«, erkundigte er sich bei den Männern.
    »Der Teufel soll die Rakete holen«, kam die heisere Antwort. »Wie geht es der Frau?«
    »Sie ist unverletzt.«
    »Beeindruckend, Rohan«, bemerkte der grauhaarige Gentleman. »Ihr habt die fünfzig Meter in weniger als sechs oder sieben Sekunden zurückgelegt.«

    »Ich konnte mir doch die einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen, mich ausnahmsweise einmal eines guten Zweckes wegen auf eine wunderschöne Frau zu stürzen«, sagte Rohan und brachte den älteren Mann zum Lachen.
    Im nächsten Augenblick entwand sich Amelia seiner Berührung, die eine allzu große Ablenkung für sie darstellte, und hob die Hand an ihre Wange, um sich die zerzausten Strähnen hinters Ohr zu streichen. »Warum schießt Ihr überhaupt Raketen ab? Und noch wichtiger, warum schießt Ihr sie auf meinen Grund und Boden?«
    Der Fremde bedachte sie mit einem scharfen, abschätzigen Blick. » Euer Grund und Boden?«
    Rohan griff in das Streitgespräch ein. »Lord Westcliff, das hier ist Miss Amelia Hathaway. Lord Ramsays Schwester.«
    Stirnrunzelnd führte Westcliff eine formvollendete Verbeugung aus. »Miss Hathaway. Ich wusste nichts von Eurer Ankunft. Hätte ich gewusst, dass Ramsay House wieder bewohnt ist, hätte ich Euch natürlich von meinen Experimenten in Kenntnis gesetzt, so wie ich auch alle anderen in der näheren Umgebung vorgewarnt habe.«
    Es war offenkundig, dass Westcliff ein Mann war, der normalerweise sofort über alles informiert wurde. Er wirkte verärgert, dass die neuen Nachbarn gewagt hatten, in ihr Haus zu ziehen, ohne zuerst ihn davon in Kenntnis zu setzen.
    »Wir sind erst gestern angekommen, Mylord«, erwiderte Amelia. »Ich hätte Euch natürlich einen Besuch abgestattet, sobald wir uns ein wenig eingelebt haben.« Unter normalen Umständen hätte sie es bei
dieser Erklärung belassen. Aber sie stand immer noch unter Schock, und nichts in der Welt hätte ihrem Redeschwall Einhalt gebieten können. »Nun, ich muss sagen, dass uns das Reisehandbuch nicht ausdrücklich vor Raketen im friedvollen Hampshire gewarnt hat.« Sie bückte sich und klopfte den Staub und die Blätter von ihrem Kleid. »Ich bin sicher, Ihr kennt uns Hathaways nicht gut genug, um uns zu beschießen. Dennoch. Sobald sich unsere Bekanntschaft vertiefen sollte, bin ich überzeugt, dass wir Euch hinreichende Gründe liefern, die Artillerie herbeizurufen.«
    Hinter sich hörte sie Rohan lachen. »Wenn ich unsere Vorliebe für genaues Zielen und die Treffsicherheit in Betracht ziehe, Miss Hathaway, kann ich versichern, dass Ihr nichts zu befürchten habt.«
    Der silberhaarige Mann riss das Wort an sich. »Rohan, wenn Ihr die Güte besäßet und herausfinden könntet, wo die Rakete gelandet ist …«
    »Natürlich.« Rohan verschwand beschwingten Schrittes.
    »Ein wendiger Bursche«, sagte der ältere Mann voll Bewunderung.

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