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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Verspieltheit.«
    Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ihr nennt es Verspieltheit, wenn ein Geschöpf Euch packt, sich in die Lüfte aufschwingt und Euch anschließend in einen Graben oder den Sumpf fallen lässt?«
    »Das ist eine der Geschichten«, gab Rohan mit einem Grinsen zu. »Aber in anderen Überlieferungen will die Pooka den Menschen nur zu einem Abenteuer überreden und fliegt ihn an Orte, die man nur aus Träumen kennt. Und dann bringt sie ihn nach Hause zurück.«
    »Aber die Legenden behaupten, dass man nie wieder derselbe ist, wenn man das Pferd auf seiner mitternächtlichen Reise begleitet hat.«
    »Nein«, sagte er leise. »Wie könnte man das auch?« Unwillkürlich hatte Amelia ihr Tempo verlangsamt und ging nun gemächlichen Schrittes. Es schien unmöglich, an einem derart heißen Tag schnell zu marschieren. Die Sonne war zu stechend, die Luft zu stickig. Außerdem war dieser ungewöhnliche Mann an ihrer Seite, dieser dunkle, gefährliche, charmante Cam Rohan.
    »Von allen Orten, an denen man sich hätte wiedersehen
können«, sagte sie, »wäre mir Lord Westcliffs Anwesen nie in den Sinn gekommen. Woher kennt Ihr den Lord? Wahrscheinlich ist er ein Mitglied des Clubs, oder?«
    »Ja. Und mit dem Besitzer befreundet.«
    »Wie reagieren Lord Westcliffs andere Gäste auf Eure Anwesenheit in Stony Cross Manor?«
    »Ihr meint, weil ich ein Roma bin?« Ein verschlagenes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. »Ihnen bleibt keine andere Wahl, als höflich zu sein. Erstens aus Achtung vor Westcliff. Und zweitens müssen die meisten von ihnen im Club zu mir kommen, wenn sie ihren Kreditrahmen erhöhen wollen – was bedeutet, dass ich alles über ihre finanzielle Situation weiß.«
    »Ganz abgesehen von ihren Skandalen«, fügte Amelia hinzu, als sie sich an die Prügelei in der dunklen Gasse erinnerte.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Ein paar von ihnen, ja.«
    »Dennoch müsst Ihr Euch manchmal wie ein Außenseiter vorkommen.«
    »Immer«, entgegnete er ausdruckslos. »Aber ich bin auch bei meinen Leuten ein Außenseiter. Ihr müsst wissen, ich bin ein Mischling – ein Poshram , wie wir es nennen – gezeugt von einer Zigeunerin und einem irischen Gadjo -Vater. Und da allein der Familienstammbaum des Vaters von Bedeutung ist, zähle ich nichts bei den Roma. Es ist der schlimmste Verstoß gegen den Ehrenkodex, wenn eine unserer Frauen einen Gadjo heiratet.«
    »Lebt Ihr aus diesem Grund nicht bei Eurer Sippe?«
    »Das ist einer der Gründe.«
    Amelia fragte sich, wie es für ihn sein musste, zwischen
zwei Kulturen gefangen zu sein, ohne jemals einer völlig anzugehören. Ohne Hoffnung, von einer Seite völlig akzeptiert zu werden. Und dennoch war keine Spur von Selbstmitleid in Rohans Stimme.
    »Die Hathaways sind ebenfalls Außenseiter«, sagte sie. »Es ist offensichtlich, dass wir nicht zur Oberschicht passen. Wir verfügen weder über die richtige Bildung noch das feine Benehmen, um der Hautevolee etwas anderes vorzugaukeln. Eine Abendgesellschaft in Stony Cross Manor sollte ein wundervolles Ereignis sein – ich hingegen bin überzeugt, dass wir hochkant hinausgeworfen werden.«
    »Ihr werdet womöglich eine Überraschung erleben. Lord und Lady Westcliff legen wenig Wert auf Etikette. Und ihr Haus beherbergt eine Vielzahl an unterschiedlichen Gästen.«
    Amelia war skeptisch. Für sie war der Adel ein prächtig verziertes Fischbecken in einem elegant eingerichteten Salon, in dem sich exotische, schillernde Geschöpfe tummelten, deren Handlungen und Beweggründe Amelia immer fremd bleiben würden. Die Hathaways könnten ebenso gut die Absicht verfolgen, unter Wasser zu leben, als jemals zu einer solch erhabenen Gesellschaft dazuzugehören. Und dennoch blieb ihnen keine andere Wahl, als es zu versuchen.
    Als Amelia am Rand einer feuchten Wiese eine Stelle mit wild wachsender Brunnenkresse entdeckte, riss sie eine Handvoll aus und roch daran. »Hier gibt es Brunnenkresse im Überfluss, nicht wahr? Ich habe gehört, man kann daraus einen köstlichen Salat oder leckere Soßen zubereiten.«
    »Außerdem ist sie eine Heilpflanze. Die Roma nennen sie Panishok . Meine Großmutter benutzte sie, um
Wickel gegen Verstauchungen oder kleinere Verletzungen zu machen. Und sie ist ein mächtiges Liebesserum. Insbesondere bei Frauen.«
    »Ein was?« Die zarten Grünpflanzen fielen Amelia aus den nervösen Fingern.
    »Wenn ein Mann das Interesse seiner Geliebten zurückgewinnen möchte, pflückt er

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