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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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eines Überraschungsangriffs gewesen zu sein.«
    »Bei meinem nächsten Besuch, Captain«, sagte sie, »werde ich dennoch eine weiße Flagge mitnehmen.«
    Lachend verabschiedete er sich.
    Bevor sich Lord Westcliff zum Captain gesellte, sah er Cam Rohan auffordernd an. »Ich werde Swansea nach Stony Cross begleiten. Vielleicht könntest du Miss Hathaway sicher nach Hause bringen?«
    »Selbstverständlich«, antwortete der geschwind.
    »Vielen Dank«, sagte Amelia, »aber das ist nicht nötig. Ich kenne den Weg, und außerdem ist es nicht weit.«
    Ihr Einspruch wurde ignoriert, und während sich die beiden älteren Männer auf den Weg machten, warf Amelia Cam Rohan einen unbehaglichen Blick zu.
    »Ich bin wahrlich kein hilfloses, kleines Mädchen«, sagte sie bestimmt. »Ich brauche keine Begleitung.
Und in Anbetracht Eures jüngsten Verhaltens, wäre es sicherer, wenn ich allein nach Hause gehe.«
    Es folgte eine kurze Stille. Rohan legte den Kopf schief und sah sie neugierig an. »Mein jüngstes Verhalten?«
    »Ihr wisst ganz genau, wovon ich …« Sie brach ab, und bei der Erinnerung an den Kuss in der dunklen Gasse schoss ihr die Röte ins Gesicht. »Ich beziehe mich auf die Geschehnisse in London.«
    Sein Blick zeugte von höflicher Verblüffung. »Ich kann Euch leider nicht folgen.«
    »Ihr könnt doch nicht vorgeben, plötzlich an Gedächtnisschwund zu leiden«, rief sie empört. Womöglich hatte er derart viele Frauen geküsst, dass er sich nicht mehr an alle erinnern konnte? »Wollt Ihr etwa ebenfalls leugnen, eine Schleife meiner Haube gestohlen zu haben?«
    »Ihr besitzt eine blühende Fantasie, Miss Hathaway.« Sein Ton war ausdruckslos. Aber ein amüsiertes Funkeln blitzte in seinen Augen auf.
    »Das stimmt nicht! Der Rest meiner Familie mag zugegebenermaßen in einer Fantasiewelt leben – ich bin die Einzige, die sich verzweifelt an die Realität klammert.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und schlug ein rasches Tempo an. »Ich gehe jetzt nach Hause. Es besteht kein Grund für Euch, mich zu begleiten.«
    Ohne ihren Einwand auch nur im Geringsten zu beachten, schritt Rohan leichtfüßig neben ihr her. »Als Ihr meinen Arm gesehen habt«, murmelte er nach einer Weile, »die Tätowierung … Woher wusstet Ihr, dass es eine Pooka ist?«
    Amelia ließ sich Zeit mit einer Antwort. Während ihres Spaziergangs glitten die Schatten der Äste über
ihre Gesichter. Ein Rotschwanzbussard schwebte am Himmel und verschwand zwischen den Bäumen. In der friedlichen Umgebung wirkte Amelias Begleiter noch größer, als sie ihn in Erinnerung hatte. »Ich habe irische Sagen gelesen«, sagte sie schließlich. »Die Pooka ist ein böses, gefährliches Geschöpf. Erfunden, um den Menschen Alpträume zu bescheren. Wie kommt man nur auf den Gedanken, sich ausgerechnet dieses Fabelwesen auszusuchen?«
    »Es wurde mir tätowiert, da war ich noch ein Kind. Ich erinnere mich nicht, wann es geschehen ist.«
    »Weshalb? Welche Bedeutung könnte es haben?«
    »Meine Familie hat es mir nie erklärt.« Rohan zuckte mit den Schultern. »Vielleicht würden sie es jetzt tun. Aber ich habe sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Könntet Ihr sie wiederfinden, falls Ihr den Wunsch hättet?«
    »Vorausgesetzt, dass ich genügend Zeit mitbringe.« Beiläufig knöpfte er sich die Weste zu und rollte die Hemdsärmel hinunter. »Ich erinnere mich, wie mir meine Großmutter von der Pooka erzählt hat. Sie ermunterte mich, an ihre Existenz zu glauben – vermutlich hat sie selbst an sie geglaubt. Sie hat die alte Magie ausgeübt.«
    »Was bedeutet das? War sie eine Wahrsagerin?«
    Kopfschüttelnd steckte Rohan die Hände in die Hosentaschen. »Nein«, sagte er amüsiert, »obwohl sie manchmal Gadjos die Zukunft vorhergesagt hat. Die alte Magie ist der Glaube, dass alles in der Natur miteinander verbunden und gleichwertig ist. Alles lebt. Selbst die Bäume besitzen Seelen.«
    Amelia war fasziniert. Merripen hatte sich stets
gesträubt, etwas über seine Vergangenheit oder die Lebensart der Roma preiszugeben, und hier war ein Mann, der ihr freiwillig von seinen Wurzeln erzählte. »Glaubt Ihr an die alte Magie?«
    »Nein. Aber mir gefällt die Vorstellung.« Rohan nahm ihren Ellbogen und führte sie galant über eine unebene Stelle. Bevor Amelia die sanfte Berührung dankend ablehnen konnte, war alles schon wieder vorüber. »Die Pooka ist nicht ausschließlich böse«, erklärte er. »Manchmal handelt sie auch aus Übermut.

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