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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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eine Begrüßung, die normalerweise Männern vorbehalten war. »Lord Ramsay, es ist mir eine Freude.«
    »Zu Euren Diensten, Mylady.« Leo schien nicht zu wissen, was er von der außergewöhnlichen Frau halten sollte.
    Amelia reagierte mechanisch, als ihr ein ähnlicher Handschlag aufgezwungen wurde. Als sie den festen Griff von Lady Westcliff erwiderte, blickte sie in mandelförmige Augen, die die Farbe von flüssigem Honig hatten.
    Lillian, Lady Westcliff, war eine hochgewachsene, schlanke junge Frau mit glänzendem rabenschwarzem Haar, feinen Gesichtszügen und einer ungezwungenen Freundlichkeit, die ihrem Gegenüber sofort ein Gefühl der Geborgenheit vermittelte. »Ihr müsst Amelia sein, auf die gestern geschossen wurde?«
    »Ja, Mylady.«
    »Ich bin sehr froh, dass Euch der Earl nicht ermordet hat. Normalerweise rühmt er sich nämlich schrecklich für seine Treffsicherheit.«
    Lord Westcliff reagierte auf die Ungeniertheit seiner Ehefrau mit einem unterdrückten Lächeln, und es hatte den Anschein, als sei er an solch dreiste Aussagen bereits gewöhnt. »Ich habe auf Miss Hathaway nicht gezielt«, korrigierte er sie ruhig.
    »Du solltest dir vielleicht eine weniger gefährliche Freizeitbeschäftigung suchen«, schlug Lady Westcliff vor. »Vögel beobachten. Schmetterlinge sammeln. Das wäre ein würdevollerer Zeitvertreib, als Explosionen auszulösen.«

    Amelia erwartete, dass der Earl diese Respektlosigkeit zumindest mit einem Stirnrunzeln tadelte, aber er wirkte geradezu amüsiert. Und als sich seine Gattin dem Rest der Hathaways zuwandte, starrte er sie mit unverhohlener Faszination an. Ganz offensichtlich bestand eine ungeheuere Anziehungskraft zwischen den beiden.
    Amelia stellte der unkonventionellen Komtesse ihre Schwestern vor. Glücklicherweise riefen sich alle drei rechtzeitig ins Gedächtnis, einen Knicks vor Lady Westcliff zu machen, und gaben höfliche Antworten auf ihre unverblümten Fragen. So erkundigte sich die Komtesse, ob sie gerne ritten, eine Schwäche fürs Tanzen hätten, schon eine der hiesigen Käsesorten probiert hätten und ihre Abneigung gegen englische Speisen wie glitschigen Aal oder labbriges Weißbrot teilten.
    Noch während die Hathaway-Schwestern über die drolligen Grimassen der Komtesse lachten, führte sie die Dame des Hauses in den Salon, wo sich ungefähr zwei Dutzend Gäste versammelt hatten, die bereits erwartungsvoll des Abendessens harrten. »Ich mag sie«, hörte sie Poppy in Beatrix’ Ohr flüstern. »Glaubst du, dass alle Amerikanerinnen so überwältigend sind?«
    Überwältigend … ja, das war das passende Wort, um Lady Westcliff zu beschreiben.
    »Miss Hathaway«, sagte die Komtesse in freundlicher Besorgnis, »der Earl hat mir erzählt, dass Ramsay House schon sehr lange unbewohnt ist. Es muss ein einziges Durcheinander sein.«
    Verwundert über die Ehrlichkeit der Amerikanerin schüttelte Amelia entschlossen den Kopf. »Ein
›Durcheinander‹ würde ich es nicht nennen, das wäre wohl übertrieben. Das Haus muss lediglich gut geputzt werden, ein paar kleinere Reparaturen sind vonnöten und …« Eine unbehagliche Stille folgte.
    Lady Westcliffs Blick war offen und mitleidvoll. »Es ist also doch so schlimm?«
    Amelia zuckte sachte mit den Schultern. »Es wird wohl viel Arbeit auf uns zukommen«, gestand sie. »Aber das stört mich nicht.«
    »Wenn Ihr Hilfe oder einen Ratschlag braucht, dann ist Westcliff Euer Mann. Er kann Euch alles besorgen, was Ihr …«
    »Das ist sehr gütig, Mylady«, fiel Amelia ihr rasch ins Wort. »Euer Angebot in Ehren, aber das ist wirklich nicht nötig.« Nichts wäre ihr unangenehmer, als wenn die Hathaways als eine Familie von Bettlern und Hausierern verschrien sein würde.
    »Wahrscheinlich wird Euch dennoch keine andere Wahl bleiben«, sagte Lady Westcliff grinsend. »Ihr befindet Euch jetzt in Westcliffs Welt, was bedeutet, dass Ihr seine Ratschläge erhalten werdet, ob Ihr wollt oder nicht. Das Schlimme daran ist nur, dass er fast immer Recht hat.« Sie warf ihrem Mann einen liebevollen Blick zu.
    Als Westcliff den Blick seiner Frau spürte, drehte er den Kopf. Eine stumme Botschaft wurde zwischen den beiden ausgetauscht … und Lord Westcliff reagierte mit einem raschen, beinahe unmerklichen Zwinkern.
    Lady Westcliff ließ ein unterdrücktes Kichern vernehmen. Dann wandte sie sich wieder Amelia zu. »Kommenden September werden wir unseren vierten Hochzeitstag feiern«, sagte sie ein wenig verlegen.
»Ich hatte

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