Pfand der Leidenschaft
eingeschlagen«, sagte er reumütig. »Jetzt bin ich geläutert.«
Amelia warf ihm einen Seitenblick zu. »Ihr wollt das nicht. Ihr wollt mich nicht. Eine einzige Nacht kann nicht das gesamte Leben eines Menschen verändern.«
»Natürlich ist so etwas möglich.« Er streckte den Arm nach ihr aus, doch Amelia schlug die Hand fort und huschte zu einem Brunnen mit einer Meerjungfrau in der Mitte, der von Steinbänken gesäumt war.
Cam packte Amelia von hinten und zog sie an sich. »Lauft nicht die ganze Zeit vor mir davon und hört mir endlich zu! Ich will Euch. Ich will Euch, obwohl ich weiß, dass ich mir mit dieser Heirat eine komplette Familie aufbürde, einschließlich eines lebensmüden Schwagers und eines Lakaien mit dem Naturell eines aufgebrachten Stieres.«
»Merripen ist kein Lakai.«
»Nennt ihn, wie Ihr wollt. Er gehört zu den Hathaways. Das akzeptiere ich.«
»Aber sie werden Euch nicht akzeptieren«, rief sie verzweifelt. »Es gibt keinen Platz für Euch in meiner Familie.«
»Doch, den gibt es. Und zwar genau an Eurer Seite.«
Schwer atmend spürte Amelia, wie seine Hand über das Oberteil ihres Kleides strich. Obwohl ihre Brüste in einem schweren Korsett steckten, ließ seine Berührung sie erzittern.
»Es wäre eine Katastrophe.« Eine seidige Hitze kroch an ihren Brüsten bis zu ihrer Kehle und dem Gesicht empor. »Ihr würdet mich hassen, weil ich Euch die Freiheit geraubt habe … und ich Euch, weil Ihr meine genommen habt. Ich kann Euch nicht versprechen, Euch zu gehorchen, Eure Entscheidungen kritiklos hinzunehmen und niemals wieder meine eigene Meinung zu äußern …«
»So muss es nicht sein.«
»Oh? Würdet Ihr etwa schwören, mir nie einen Befehl zu geben, der gegen meinen Willen ist?«
Cam drehte sie zu sich, damit sie ihm ins Gesicht sah, und seine Finger streichelten sanft ihre heiß glühenden Wangen. Gewissenhaft dachte er über ihre
Frage nach. »Nein«, erwiderte er schließlich. »Diesen Schwur könnte ich nicht leisten. Nicht, wenn es zu Eurem Besten wäre.«
Soweit es Amelia betraf, war die Unterhaltung damit beendet. »Ich habe schon immer selbst bestimmt, was das Beste für mich ist. Und dieses Recht werde ich weder an Euch noch an sonst irgendjemanden abtreten.«
Cam spielte zärtlich mit ihrem Ohrläppchen und zog die feinen Windungen ihrer Ohrmuschel nach. »Bevor Ihr eine endgültige Entscheidung trefft, solltet Ihr ein paar Dinge in Erwägung ziehen. Immerhin betrifft diese Entscheidung nicht nur unser beider Leben.« Als Amelia einen Schritt von ihm zurücktreten wollte, umfasste er ihre Hüften und zwang sie, vor ihm stehen zu bleiben. »Eure Familie steckt in großen Schwierigkeiten.«
»Erzählt mir etwas Neues. Wir stecken immer in Schwierigkeiten.«
Cam führte seinen Punkt aus. »Immerhin steht es so schlimm um Euch, dass Ihr sogar noch besser als Ehefrau eines Roma aufgehoben wärt, als wenn Ihr versuchen würdet, alle Probleme allein zu lösen.«
Amelia wollte auf keinen Fall, dass er glaubte, ihre Bedenken hätten etwas mit dem Umstand zu tun, dass er ein Zigeuner war.
Aber er ließ sie nicht zu Wort kommen, sondern beugte sich zu ihr hinab und hauchte: »Heiratet mich, und ich werde Ramsay House instand setzen. Ich werde es zu einem Palast ausbauen. Wir könnten es als eine Art Brautpreis sehen.«
»Ein was ?«
»Eine Tradition der Roma. Der Bräutigam zahlt der
Familie der Braut vor der Hochzeit einen gewissen Betrag. Was bedeutet, dass ich außerdem Leos Schulden in London begleichen werde …«
»Er hat sich bei Euch Geld geliehen?«
»Nicht bei mir. Bei anderen.«
»O nein!«, entfuhr es Amelia, und ihr Magen verkrampfte sich schmerzhaft.
»Ich werde mich um Euch und Eure Familie kümmern«, fuhr Cam mit unnachgiebiger Geduld fort. »Kleidung, Schmuck, Pferde, Bücher … eine Schule für Beatrix … die Einführung in die Londoner Gesellschaft für Poppy. Die besten Ärzte für Winnifred. Ihr könnt das beste Sanatorium der Welt aussuchen.« Er legte eine gewollte Pause ein. »Würde es Euch nicht gefallen, sie wieder gesund zu sehen?«
»Das ist gemein«, flüsterte Amelia.
»Im Gegenzug müsst Ihr mir nur das geben, was ich will.« Seine Finger glitten zu ihrem Handgelenk und strichen an ihren Unterarmen entlang. Ein köstlicher Schauder breitete sich unter ihrer Seide aus.
Amelia zwang sich, ihre Stimme ruhig zu halten. »Ich hätte das Gefühl, ein Geschäft mit dem Teufel eingegangen zu sein.«
»Nein, Amelia.« Seine Stimme
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