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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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Überraschung für uns bereit hielt. Fehlte mir sonst noch ein Halt, so hingen genug Eiszapfen von der Hausflurdecke, an die ich mich klammern konnte.

    Der Frühling kam. Draußen wehte ein lindes Lüftchen. Wir rissen alle Fenster auf, damit die warme Luft auch unser kaltes Gemäuer durchdringe, und siehe da, es taute! Es tropfte von der Decke, es floß von den Wänden, über die Treppe lief ein Rinnsal. Das Pfarrhaus troff.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Manfred, »sonst bekommen wir Hochwasser und holen uns außerdem das Zipperlein.« Er drückte mir eine Schaufel in die Hand, nahm selber Pickel und Messer und fing an, die Wände abzukratzen. Wir hieben, stachen und schoben die kalte Pracht in den Badezuber. Fünf Zentimeter dick war die Eisschicht an den Wänden. Auch die Eiszapfen schlugen wir ab, soweit sie uns erreichbar waren. Durch diese Aktion entkamen wir zwar dem Hochwasser, doch löste sich auch der Kalk von den Wänden, so daß der Hausflur an Schönheit verlor.
    Rings um das Haus blühten die Schneeglöckchen. Unter dem Fliedergebüsch war es blau von Szilla, und der Birnbaum strahlte so weiß und leuchtend, daß wir die Leiden des Winters vergaßen. Auch das Bild des Pfarrhauses mit Zentralheizung und WC verblaßte vor meinem inneren Auge, zumal ich hörte, daß der Pfarrer dort mit Schwierigkeiten in der Gemeinde zu kämpfen habe.

Haustöchter und Pfarrmägde

    »Du hast zu viel Arbeit«, sagte Manfred, »willst du nicht eine Haustochter haben?« Ja, ich wollte und sah mich schon im Geiste geruhsam in der Sofaecke sitzen und lesen. Also machten wir zweimal den Versuch, mit Hilfe einer Haustochter besser über die Runden zu kommen.
    Das erste dieser, wie ich damals noch annahm, hilfreichen Geschöpfe hieß Marie-Antoinette und kam aus Brasilien. Ich hatte in unserem Bekanntenkreis eine unbedachte Äußerung getan in der Richtung, daß mir die Arbeit über den Kopf wüchse und daß ich eine Haustochter suche. Schon hatte ich Marie-Antoinette am Hals. Sie war bei einer Tante in Deutschland auf Besuch, schien aber dort das Familienleben empfindlich zu stören, so daß sie möglichst schnell aus dem Hause sollte. Uns wurde mitgeteilt, daß man der jungen Dame Gelegenheit geben wolle, in einer schlichten deutschen Familie den Haushalt zu erlernen.
    Diese Marie-Antoinette war genau wie ihre königliche Namensschwester ein kapriziöses Persönchen. Sie lugte mit feurigen schwarzen Augen nach der männlichen Dorfjugend aus, trug kurze Röcke über gut geformten, langen Beinen und war keineswegs gewillt, sich eines derselben im Dienste der schlichten deutschen Familie auszureißen. Schon das Zimmer im Dachgeschoß mißfiel ihr sehr. Am Morgen kam sie immer ganz gebrochen zum Frühstück herunter, klagte über Kreuzschmerzen und schwere Träume.
    »Warum bleiben Sie dann so lange im Bett?« fragte ich freundlich. »Sie könnten Ihre Leiden abkürzen, wenn Sie etwas früher aufstehen würden.«
    Aber auf dem Ohr hörte sie nicht. Das »terrible thing«, über das sie so jammerte, war mein Jungmädchenbett. Wir hatten es nach der Flucht für wenig Geld bei einem Bastler gekauft. Er war so gerührt über unser Interesse an seiner Schöpfung, daß er uns noch ein zweites Bett dazu schenkte. Das stand nun bei uns im Gastzimmer. Die Rahmenteile dieser Betten waren so sinnvoll miteinander verbunden, daß das ganze Gestell zusammenfiel, wenn der Schläfer mit dem Fuß an die hintere Leiste schlug. Sprungfedern, Röste oder dergleichen luxuriöse Dinge gab es nicht. Eine Anzahl waagerecht gelegter Bretter bildete den Untergrund für Matratze und Laken. Als junges Mädchen hatte ich tief und ohne Beschwerden in diesem Bett geschlafen. An gelegentliche Zusammenbrüche gewöhnte ich mich schnell und tat mit geschlossenen Augen die notwendigen Handgriffe. War ich zu müde, schlief ich auf dem Boden weiter. In unserem Mädchenzimmer hatten wir das Bett so geschickt zwischen Wand und Schrank geklemmt, daß Marie-Antoinette keine nächtlichen Zusammenbrüche mehr erlebte. Trotzdem benahm sie sich wie eine Prinzessin auf der Erbse. Sie jammerte zum Steinerweichen und wollte uns schon am Frühstückstisch die blauen Flecken der vergangenen Schmerzensnacht an ihrem schmucken Körper vorweisen. Manfred zeigte sich interessiert, bei mir aber stieß sie auf wenig Verständnis. Ich wehrte heftig ab und spritzte zur Bekräftigung noch etwas Kaffee auf ihre nackten Schenkel. Diese Demonstration verstand sie. Sonst aber

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