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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Küche und drängte sich an Sandén und der Frau vorbei in die Diele. Der angenehme Duft eines nicht allzu aufdringlichen Parfums stieg ihm in die Nase. Er trat auf die Eingangstreppe hinaus und rief seine Leute zusammen. Der Fotograf und die Techniker wussten bereits, was sie zu tun hatten, den Schutzpolizisten gab er die Anweisung, Absperrbänder aufzuspannen und sich im Garten umzusehen. Er selbst würde die Besitzerin des Hauses befragen, bevor er sie bitten würde, sich eine Zeit lang eine andere Bleibe zu suchen.

    »Sie heißen Ingrid Johansson?«, fragte Sjöberg.
    »Ja«, antwortete Ingrid knapp.
    »Ich muss Sie leider bitten, das Haus für eine Weile zu verlassen. Sie können hier nicht bleiben, solange wir den Tatort untersuchen.«
    Statt zu antworten, schaute sie ihn nur ausdruckslos an.
    »Können Sie heute Nacht irgendwo bleiben?«
    »Ich werde mit Schwester Margit reden.«
    »Schwester Margit?«, wunderte sich Sjöberg.
    »Ja, ich war doch gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, als ich nach Hause kam und den Toten fand. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, also habe ich Schwester Margit gefragt, ob sie mir nicht helfen könnte. Sie arbeitet in der Abteilung, in der ich gelegen habe.«
    »Verstehe. Können Sie mir bitte alles noch einmal von Anfang an schildern?«
    Ingrid Johansson erzählte ihre Geschichte mit regungsloser Stimme, doch Sjöberg hörte ihr aufmerksam zu und kritzelte hin und wieder etwas in seinen Notizblock oder stellte eine Zwischenfrage. Es wunderte ihn, mit welcher Ruhe sie diese Angelegenheit betrachtete. Vielleicht war es auch gut so. Schließlich musste sie trotz allem in diesem Haus wohnen. Andere hätten in derselben Situation vielleicht spontan beschlossen umzuziehen. Und dennoch fragte er sich natürlich, was das für ein Mensch sein mochte, der einen Mord in seinem eigenen Haus mit einem Achselzucken quittierte? Vielleicht jemand, der die Nachrichten ausschaltete, wenn von Krieg und Elend die Rede war, der in eine andere Richtung schaute, wenn er auf Straßenmusikanten oder Leute mit Sammelbüchsen fürs Kinderhilfswerk stieß. Sjöberg wusste sehr genau, dass die Intuition ein wichtiges Hilfsmittel in seinem Beruf darstellte. Aber es widerstrebte ihm trotzdem jedes Mal, deshalb voreilige Schlüsse zu ziehen, und so begnügte er sich mit der Vermutung, dass Ingrid Johansson vermutlich aufgewühlter war, als man ihr ansehen konnte.
    »Sie kannten den Toten also nicht?«, fuhr er fort. »Da sind Sie sich ganz sicher?«
    »Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen«, antwortete sie mit fester Stimme.
    »Sie haben keine Kinder oder Verwandte, die einen Schlüssel zum Haus besitzen?«
    »Nein, ich habe keine Kinder, und niemand hat einen Schlüssel zum Haus.«
    »Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Seit sechzehn Jahren. Nachdem mein Mann gestorben war, bin ich hierhergezogen, um näher bei meiner Schwester zu sein.«
    »Wo haben Sie vorher gewohnt?«
    »Ich bin in Österåker aufgewachsen und habe dort gewohnt, bis ich hierhergezogen bin.«
    »Und Ihre Schwester wohnt hier in der Nachbarschaft?«
    »Sie ist gestorben.«
    »Das tut mir leid. Wer könnte davon gewusst haben, dass Sie im Krankenhaus liegen?«, fragte Sjöberg. »Oder besser gesagt, wer hat gewusst, dass Sie nicht zu Hause waren?«
    »Tja, niemand eigentlich. Die Nachbarn vielleicht. Der Briefträger. Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie Kontakt zu den Nachbarn?«
    »Wir grüßen uns.«
    »Wurde bei Ihnen schon einmal eingebrochen?«
    »Nein. Hier gibt es nichts zu stehlen.«
    Er pflichtete ihr im Stillen bei. Was er bisher von dem Haus gesehen hatte, ließ nicht darauf schließen, dass es hier irgendetwas von Wert geben könnte, abgesehen vielleicht vom Fernseher, der allerdings auch nicht besonders neu aussah. An den Wänden hingen nur billige Reproduktionen und eingerahmte Fotografien, und das Haus war ausgesprochen sparsam und ausschließlich mit Möbeln aus den sechziger und siebziger Jahren möbliert.
    »Vielen Dank erst einmal, das reicht fürs Erste«, sagte Sjöberg und klappte seinen Notizblock zu. »Ich werde sicherlich noch einmal mit Ihnen reden müssen. Wir werden dafür sorgen, dass das Haus wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wird, sobald wir hier fertig sind, darüber brauchen Sie sich also keine Gedanken zu machen«, sagte er und streckte ihr zum Abschied die Hand entgegen.
    Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie seine Hand ergriff, und plötzlich sah

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