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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Sahneschnitten. »Was soll ich herausfinden?«
    »Angeblich hasst Bernhild ihre Schwiegertochter. Das wäre ein Aspekt. Dann erkundige dich nach Marie, Bernhilds Tochter. Sie ist drogensüchtig. Ich habe den Eindruck, Paula durchschaut das Gewebe dahinter nicht ganz. Ich will wissen, warum Marie Junkie wurde. Verstehst du, ich brauche Bernhilds Interpretation. Außerdem sind Hagens letzte Lebenstage von Bedeutung. Paula sagt, er hatte Sorgen, hat aber nicht mit ihr darüber gesprochen. Hatte er mit seiner Mutter oder seiner Schwester Kontakt? Das wäre wichtig.«
    »Das finde ich raus.«
    »Cuno, noch was: Als privaten Ermittler wird sie dich nicht lieben.«
    »Keine Panik«, entgegnete Cuno cool. »Ich lasse mir was einfallen. Schauspielerei war schon immer meine Leidenschaft.«
    »Mach’s gut.«
    Katinka beendete das Gespräch und betrachtete halbherzig ein Bücherregal mit Erbauungsliteratur. ›Die Kinderpredigt‹. ›Katholische Sexualmoral in der Jugendgruppe‹. Katinka musste lachen. Sie tippte Hardos Nummer in ihr Handy.
    »Uttenreuther?«
    »Palfy hier.«
    Da war sie wieder, die kleine Verlegenheitspause.
    »Palfy. Wie nett.«
    »Tolle Begrüßung.«
    Er lachte.
    »Gibt’s Schwierigkeiten? Wo treiben Sie sich herum?«
    »In einem Pfarramt.«
    »Sieh einer an. Findet das Brautexamen statt?«
    »Was für ein Examen?«
    Er lachte wieder.
    »Sie würden es nicht bestehen.«
    »Keine Panik. Ich heirate bestimmt nie kirchlich. Nein, es geht um die Beerdigung des Curare-Opfers. Sie soll am Mittwoch stattfinden.«
    »Traurige Geschichte. Kann ich Ihnen bei irgendetwas helfen?«
    »Im Augenblick nicht«, sagte Katinka. »Ich wollte mich nur einfach mal melden. Nicht, dass Sie behaupten, ich rufe immer nur an, wenn’s brennt«, fügte sie hastig hinzu.
    »Ich wollte Sie schon die ganze Zeit zu einem Bier einladen.«
    Katinka gab ihm Paulas Adresse in Schweinfurt durch. Von Cuno sagte sie lieber nichts. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie die beiden aufeinanderprallen würden: der vorbestrafte norddeutsche Linke mit der Indianerfeder im Ohr und der erdverbundene fränkische Polizeibeamte.
    »Ich beschütze Paula«, versicherte Katinka. »Mit den Mordermittlungen habe ich gar nichts zu tun.«
    »Ruth Stein hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Sie ist ganz angetan von Ihnen.«
    Katinka wurde rot und war froh, dass Hardo es nicht sehen konnte.
    »Ich habe mich von meiner besten Seite gezeigt.«
    »Melden Sie sich, wenn Sie wieder in Bamberg sind. Dann trinken wir ein Bier, ja?«
    Seine Stimme klang eigenartig hell. Wenn es nicht so ein miserables Grummeln in ihrem Magen erzeugen würde, hätte sich Katinka ein wenig mehr mit dieser Tatsache beschäftigt. Stattdessen war sie beinahe dankbar, dass ihr Telefon einen zweiten Anrufer meldete. Sie verabschiedete sich rasch und nahm das neue Gespräch an.
    »Palfy?«
    »Cuno hier. Es könnte dich interessieren, dass gerade ein Typ zu Paula wollte. Ein ziemlich havariertes Schiffchen.«
    »Wer war das?«
    »Ihr Liebhaber.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er war nervös wie ein Bräutigam. Eigentlich ein netter Kerl.«
    »Hat er seinen Namen gesagt?«, fragte Katinka.
    »Henz heißt er.«
    »Dann war es der Liebhaber.«
    »Sag ich doch. Ich muss weiter. Bernhild wartet.«
    Katinka drückte die rote Taste und stellte sich voller gehässiger Freude vor, wie Cuno die selbstsichere Frau Stephanus senior in die Zange nehmen würde. Und sie ihn.
     
    Es war ihm immer schwergefallen, sich einen Platz zu erarbeiten.
    Zu dem zu stehen, was er dachte und fühlte. Das bekam er nicht hin. Als schwanke der Boden unter ihm, während er den anderen festen Stand gewährte. Die anderen gingen aufrecht, als sei es das Natürlichste der Welt. Es war das Natürlichste der Welt. Menschen beanspruchten den aufrechten Gang für sich, waren wie Masten, Scheitel oben, Zehen unten. Nur er nicht. Er torkelte. Taumelte. Schwankte. Havarierte. Er hasste es, dabei beobachtet zu werden. Fürchtete die abschätzig herabgezogenen Mundwinkel, das Blinzeln, wenn sie sich darüber verständigten, wie dämlich er war. Dann kasperte er herum, um sich zu beweisen, dass er noch lebte, wirklich existierte und nicht nur eine Luftspiegelung war.
    Sein großer Bruder zeigte ihm, wie man ein Streichholz anriss. Selbstverständlich durfte er das nicht, die Mutter hielt alles, was mit Feuer zu tun hatte, streng unter Verschluss. Kein Wunder, nach der traurigen Geschichte mit Onkel Daniel. Der war in den Flammen

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