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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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etwas anbot, was Gott egal sein konnte? Keine Schokolade mehr essen, das war so etwas. Interessierte sich Gott dafür, ob Katinka Palfy Schokolade aß? Oder ob Paula Stephanus lebte oder starb?
    Katinka lief am Brauereimuseum vorbei und verließ die Klosteranlage. Sie ging in die Stadt hinunter. Ihre Füße wirbelten das Herbstlaub auf. Jetzt war ihr so kalt, dass ihre Zähne klapperten. Sie sehnte sich nach jemandem, der sie in die Arme nahm und tröstete. Sie versuchte es mit Toms Handy. Aber er nahm nicht ab. Hatte er sie jemals verstanden? Oder hatte er nur Geduld mit ihr gehabt, immer wieder Geduld, weil er nicht ohne eine Frau sein wollte, die sein Zuhause angenehm machte? Alle Männer wollen nur einen Job und eine Frau. Katinka lief vor Cunos Worten davon, die Aufseßstraße hinunter. Wind kam auf und fegte zwischen den hohen Mauern hindurch. Sie drückte in kurzen Abständen die Kurzwahl für Toms Handy. Wenigstens würden die vielen Meldungen über nicht angenommene Anrufe ihm den Spaß nachträglich vergällen. Was für eine Frau war das, in deren Armen er gerade lag? Eine von den Schicksen mit der Figur eines Telegrafenmastes? Und wo hatte er sie kennengelernt? War sie eine Kundin? Stammte sie aus Toms Leben vor Katinka?
    Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Ich hab’s versaut, dachte sie, während sie die Untere Brücke überquerte. Ich bin selbst schuld. Ich hätte nicht zögern dürfen. Wer weiß, wie lange das schon geht, nur habe ich es nie gemerkt.
    Sie rief Hardo an. Auch er ging nicht an sein Handy, und in seiner Wohnung meldete sich der Anrufbeantworter. Sie legte auf. Vielleicht verbrachte er die Nacht bei Elvira. Noch mehr Tränen kamen geflossen. Er hatte zwar gesagt, er würde Elvira nicht häufig sehen. Aber was hieß das schon. Die Leute sagten ständig alles Mögliche. Aber für all die Wörter gab es keinen Gegenwert.
     
    Zu Hause lief Katinka einmal durch alle Zimmer, um sich zu vergewissern, dass Tom nicht mit verschmitztem Gesicht unter dem Sofa oder dem Bett hervorgekrochen kam. Dann stand sie schon wieder auf der Straße. Sie ging Richtung Wunderburg. Um Punkt Mitternacht bog sie zum Ulanenplatz ein und zählte die Schläge der Kirchturmuhr. Sie klingelte an Hardos Wohnung. Keine Reaktion. Katinka hockte sich auf die Stufen, lehnte den Kopf an das Geländer und wartete. Sie döste ein, obwohl ihr kalt war im Wind. Als eine Autotür mit Nachdruck zugeworfen wurde, schreckte sie hoch. Jemand kam in ihre Richtung. Nicht jemand. Hardo.
    »Katinka? Was machen Sie denn hier, um Himmels willen. Ist was passiert?«
    »Ja!«, sagte sie tonlos. »Tom geht fremd. Das ist passiert.«
    »Sakradi.« Er setzte sich neben sie. Nach einer Weile legte er den Arm um sie. »Sie frieren ja.«
    Katinka lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Nana«, sagte Hardo. » Warum sind Sie sich denn so sicher?«
    »Er geht nicht ans Handy. Ist nicht zu Hause. Hat keinen Zettel hinterlassen. Gar nichts.« Sie seufzte. »Da war schon mal was. Letzten Winter. Als Sie…auf der Intensivstation lagen. In derselben Nacht habe ich mit Tom telefoniert, und im Hintergrund war jemand. Jemand schloss eine Tür. Sehr behutsam, aber doch hörbar. Ich habe ihn damals gefragt, aber er meinte, es sei nichts.«
    Hardo sah sie eine Weile durchdringend an.
    »Ach, Mädchen!«, sagte er. »Kommen Sie mit rauf. Na los.«
    »Ich wollte Sie nicht stören«, sagte Katinka. Es klang selten dämlich, schließlich saß sie schon hier auf Hardos Treppe.
    »Sie stören nicht«, sagte er, packte sie an den Händen und zog sie hoch. Entgeistert sah er auf die Brandwunden. »Habe ich Ihnen wehgetan?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er schloss die Haustür auf. Im Fahrstuhl fanden sie beide großen Gefallen an ihren Schuhspitzen.
    »Kommen Sie rein«, sagte er, als sie aus dem Lift traten und vor seiner Wohnung standen. »Kaffee?«
    »Gern.«
    Er machte sich in der winzigen Küche zu schaffen. Katinka wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie lehnte sich an den Heizkörper.
    »Nachts drehen sie die Heizung runter, das kann ich nicht beeinflussen«, sagte er entschuldigend. Er streifte seinen Troyer über den Kopf. »Wäre das ein Ersatz?«
    Katinka nickte und schlüpfte dankbar in den Pulli.
    »Gibt’s was Neues wegen der Brandstiftungen?«
    »Wir arbeiten wie die Irren. Deswegen komme ich auch so spät nach Hause. Jetzt haben wir einen Zeugen. Ein Mann will einen Wagen gesehen haben, der sich zur passenden Zeit in der fraglichen Gegend aufgehalten

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