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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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hat. Allerdings haben wir kein Kennzeichen und keine vernünftige Beschreibung. Der Zeuge ist zweiundneunzig und war mit seinem Fahrrad unterwegs.«
    »Mit zweiundneunzig?«
    »Sein Gleichgewichtssinn ist perfekt, und auch geistig ist er voll dabei, aber die Augen machen nicht mehr mit. Er hat ein Auto gesehen. Eher groß als klein. Entweder grau oder blau. Könnte aber auch grün gewesen sein.«
    Katinka lachte. Hardo sah sie nachdenklich an.
    »Schön, wenn Sie lachen.« Als sie in Tränen ausbrach, nahm er sie in die Arme: »Das war jetzt genau der falsche Satz, hm?«
    Katinka wollte sich losmachen, aber ein Teil von ihr wollte es nicht. Der Kaffee duftete, Hardos Pullover roch gut, und seine Arme waren warm und gaben ihr den Trost, den sie suchte. Sie wusste, dass es nur eine vorübergehende Erleichterung war. Jeder Mensch musste aus der Höhle gekrochen kommen, irgendwann. Es gab keine ewige Geborgenheit.
     
    Gespräch 4
    Er: Paula hat versucht sich umzubringen.
    Der andere: Verflucht. Jetzt entscheide dich endlich!
    Beseitigen wir die beiden? Wann
    kommt überhaupt das Zeug?
    Er: Du musst mit den Tschechen reden.
    Der andere: Die kommen auf die Idee und verlan-
    gen Rabatt.
    Er: Es ist eine besondere Situation. Sag ih-
    nen das.
    Der andere: Ich tue, was ich kann. Die Detektivin
    kriegt auch die Muffe.
    Er: Eine ziemliche Versagerin.
    Der andere: Sei dir nicht zu sicher. Ich sage ja, räu-
    men wir sie lieber aus dem Weg, bevor
    sie rauskriegt, worum es geht.

16. Der Buchhalter
    »Jetzt ist unser Kaffee kalt geworden«, sagte Hardo. »Und du zitterst ja schon wieder.«
    »Ich friere immer nach der Liebe«, sagte Katinka.
    »Warum das denn?«
    »Männer sind meine Heizung.«
    Er lachte, drückte sie an sich und stopfte die Decke um sie beide fest.
    »Besser?«
    »Hm. Hardo?«
    »Ja?«
    »Es gibt da dieses Gedicht von Rilke. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Haben Sie…hast du das in einem von deinen vielen Büchern?«
    »Ich schleppe es in meinem Kopf mit mir herum.«
    Sie schmiegte sich in seinen Arm, während er rezitierte:
    »›Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren lass die Winde los.‹«
    Katinka schloss die Augen.
    »›…Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben‹«, endete Hardo * . »Schläfst du?«
     
    Das Telefon weckte sie auf. Es war noch dunkel. Hardo tastete nach dem Apparat.
    »Uttenreuther?« Er schaltete seine Nachttischlampe an und brummte ein paar Mal ins Telefon. »O.k.«, sagte er schließlich.
    »Was ist?«, murmelte Katinka. Ihr war kalt.
    »Komm her, Frostbeule.« Er zog sie zu sich. »Das war die Kollegin Stein.«
    Katinka schoss in die Höhe wie eine Rakete.
    »Ist was mit Paula?«
    »Es ging nicht um Paula. Wertinger hat sich umgebracht.«
    »Oh verdammt, verdammt«, murmelte Katinka. »Wann denn?«
    »Vor ein paar Stunden. Er hat sich in sein Auto gesetzt, es in die Garage gefahren, die Tür zugemacht und die Gase in den Wagen geleitet.«
    »Das ist nicht wahr. Wieso bringt er sich um? Hat er Hagen ermordet?«
    »Ruth Stein vermutet es. Es gibt einen Abschiedsbrief. Genaueres weiß ich nicht. Ein Nachbar kam von der Spätschicht nach Hause und bemerkte den laufenden Motor. Er roch die Abgase und zählte eins und eins zusammen.«
    Katinka ließ sich in die Kissen sinken. Das durfte nicht wahr sein. Ausgerechnet Wertinger, der Letzte, den sie fragen konnten zu Privateinlagen aufs Firmenkonto, zur Buchhaltung, zu den Giftfröschen. Zu allem einfach. Ein Dutzend Fragen schossen ihr durch den Kopf, zerliefen wie Tinte, formten sich neu, zersplitterten.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie.
    »Fast sechs Uhr. Ich muss gleich aufstehen.« Er wandte sich ihr zu. »Ich wollte dir was sagen.«
    »Nämlich?«
    »Ich habe…« Er sah weg. »Ich habe vergessen, wie man über Gefühle spricht, und wahrscheinlich habe ich es nie besonders gut gekonnt.«
    »Das macht nichts. Solange du Deutsch redest!«
    »Sehr charmant, Palfy.« Er lächelte. »Als ich dich getroffen habe, zum ersten Mal, vor fast drei Jahren im Spezi , war ich einfach nur erstaunt, dass ich überhaupt etwas für eine Frau fühlte. Nur wusste ich ja, du lebst in einer festen Beziehung.« Er küsste sie auf die Stirn. »Wahrscheinlich habe ich jetzt einiges zerschlagen. Es ist so

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