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Pferdekuss

Pferdekuss

Titel: Pferdekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Rippen. Wissenschaftlich glusten Petras Augen unter langen Wimpern, wenn ihre Hände meine Falten öffneten. Dann stopfte ich mir einen Ärmel ins Maul, um nicht zu schreien. Sie zog ihn raus und gab mir einen ihrer Brüste.
    »O Gott!« Noch nie hatte ich beim Orgasmus »O Gott!« gequietscht – natürlich leise.

13
     
    Als Mama Graber an die Kinderzimmertür wummerte – »Essen ist fertig!« –, hatten wir die Hosen gerade wieder an. Ich nahm Petra noch einmal in den Arm.
    »Du weißt, aus uns wird nichts. Wir sehen uns wahrscheinlich nie wieder.«
    Sie nickte mit dem Kopf an meinem Busen. »Ich weiß, aber vielleicht darf ich dich mal besuchen, wenn ich in Stuttgart bin.«
    »Aber klar, ich würde mich freuen.«
    Mit weichen Knien versuchte ich, die Berggasse hin unterzukommen, ohne mich an Hauswänden abzubrem sen. Ich rief über Handy in der PD in Reutlingen an, verlangte Kommissarin Feil vom Dezernat für Tötungsdelikte und teilte ihr mit, dass mir zufällig zu Ohren gekommen sei, dass Vanessa einen Freund namens Ronald Maiwald in Reutlingen gehabt hatte, einen Drucker beim Reutlinger Anzeiger .
    Ich wäre gern selbst hingefahren, um den Burschen in der Druckerei aufzuschrecken und zu fragen, ob er eigentlich nicht Manns genug sei, nach Vanessa zu suchen, wenn sie am Abend ihrer großen Verabredung nicht anrief und nicht auftauchte. Diese ganze pubertäre Heimlichkeit entband ihn, verdammt noch mal, nicht der Pflicht, Himmel und Hölle aufzustören, das gesamte Gestüt verrückt zu machen, den Vater zu alarmieren und zur Polizei zu gehen, wenn seine Freundin ins Gestüt hineinging, aber nicht wieder herauskam. Was für ein Triefel war das eigentlich?
    Aber ich hatte keine Zeit. Ich musste zum Dinner bei Gallion.
    Meine Mutter präsentierte sich elegant in blauem Fal tenrock und lindgrüner Bluse. Der weiße Dutt schimmerte silbrig. »Jetzt beeil dich aber. Wegen dir werden wir noch zu spät kommen.«
    Ich sprang die Treppen hinauf. Beim Eintritt in mein Kinderzimmer, in dem keine weichen Klamotten auf dem Boden herumwolkten, ereilte mich das Trillern des Han dys. Richard, das kannte ich schon, hatte die Neigung, im falschen Moment aus der Versenkung aufzutauchen, aber er war es nicht, auch nicht Sally. Es war Dieter Bongart.
    »Entschuldigen Sie.« Seine Stimme klang ziemlich knotig. »Störe ich? Ich muss mit jemandem reden. Ich muss Ihnen etwas sagen …«
    »Dann sprechen Sie jetzt«, sagte ich und schälte mich einhändig aus den Jeans, die von der Rennerei durchs Kaff und vorangegangenen Anstrengungen schwitzig an meinen Schenkeln klebten.
    »Nicht am Telefon. Könnten wir uns nicht irgendwo treffen? Ich könnte Sie zum Essen einladen. Hier im Hotel König haben sie eine anständige Küche. Wie fin den Sie das?«
    »Sagen Sie, flirten Sie mit mir?«
    Er lachte. »Hätten Sie was dagegen, mal so gefragt?«
    »Leider der falsche Moment«, sagte ich. »Ich muss mich jetzt blitzschnell in Schale werfen und ins Gestüt. Wer beim alten Gallion zu spät kommt, muss mit den Hunden hinterm Haus essen.«
    »Na gut«, sagte er im Ton des guten Verlierers, »da kann man nichts machen. Vielleicht ein andermal.«
    Zehn vor halb neun bog ich mit Emma und meiner Mutter von der Eninger Landstraße auf die Zufahrt zum Gestüt Gallion. Westlicht machte die Frühsommerfarben alt und schwer. Rot glühten die Klinker zwischen dem Fachwerk des alten Bauernhauses. Das Hauptgebäude strahlte orange, Bäume und Zäune leuchteten. Es sah nicht nach Regen aus, also ließ ich Emma mit offenem Verdeck auf dem Parkplatz zurück.
    Meine Mutter machte sich gut in so frivoler Kleidung. Auf der anderen Seite des Hofs streckte Falko seinen schönen Hechtkopf aus einer der Außenboxen.
    »Komm, Mama, ich zeig dir mein Lieblingspferd.«
    »Ach, lass mal.«
    Doch sie folgte mir über den Hof, wenn auch zögernd. Falko stellte seine Gazellenohren und streckte uns einen mutwilligen Schädel entgegen. Ich erklärte meiner Mutter, warum ich mir eine Zigarette anzündete. Falko schnoberte mit kitzligen Barthaaren über meinen nackten Arm. Ich kratzte ihn an der Stelle am oberen Schulterblatt, die sich Pferde gern gegenseitig beknabbern. Solche Kratzerei am Widerrist senkt sofort den Herzschlag. Falko entblößte genüsslich die unteren Schneidezähne und machte sich dann an meiner Handtasche zu schaffen. Meine Mutter sah mit einer Mischung aus Sorge und Bewunderung zu.
    »Guten Abend«, sagte Hajo von hinten. »Dann hat man Sie also doch noch

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