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Pferdekuss

Pferdekuss

Titel: Pferdekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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wolltest. Aber du hast alles kaputtgemacht. Siglinde ist unfruchtbar. Sie hat alles probiert. Aber das Material der Beschäler aus den Rennställen in Oldenburg und Hannover hat nicht angeschlagen, und auch der Bürohengst Bongart konnte nichts liefern. Du glaubst doch an Psychologen, auch wenn sie deinen Sohn zum Mörder erklären. Dann schick Siglinde mal hin. Unfruchtbarkeit hat oft seelische Ursachen.«
    Jetzt lachte er wenigstens nicht mehr.
    »Du bist schuld, dass Todt Siglinde fallen ließ. Du hast das Fenster aufgerissen und ihn mit deinem Geschrei abgelenkt. Und beschwer dich nicht. Du hast das Schul digsprechen angefangen auf deinem Hof.«
    »Am Ende willst du mich auch noch verantwortlich machen für den Tod der kleinen Vanessa«, schnarrte er. »Aber was kann ich dafür, wenn dieser polnische Zigeuner durchdreht, dieser Hajo.«
    »Die Tote ist nicht Vanessa. Es ist Heide. Was sagst du nun?«
    »Heide ist auf Teneriffa. Sie ist gestern geflogen.«
    »Hast du sie zum Flughafen gebracht?«
    Friedrich blinzelte. »Gestern war ich den ganzen Tag hier, wie du weißt.«
    »Warum leihst du ihr eines deiner Privatpferde? Frü her hast du nicht mal Todt auf eines deiner Pferde gelassen. Warum sie auf einmal, eh?«
    »Man wird eben älter und toleranter.«
    »Verarsch mich nicht«, sagte ich. »Ich weiß, was Hei de für eine war. Du hattest was mit ihr.«
    Der General lachte leise. »Wie stellst du dir das vor. Ich bin siebzig. Da steigt man nicht mehr auf jede Stute. Und denk endlich mal nach. Weißt du, warum ich nach Karolines Tod nicht wieder geheiratet habe?«
    Na, die Stallnutte hätte er ja wohl nicht heiraten wollen.
    »Kandidatinnen gab es genug. Jede hätte meine Launen in Kauf genommen, wenn sie hier hätte einziehen dürfen. Mir wär’s auch lieber gewesen, die Frau im Haus zu haben, statt immer nach Reutlingen zu fahren für ein bisschen Spaß. Aber hätt ich das meinen Kindern antun können? Hätte ich ihnen ein fremdes Weib vor die Nase setzen sollen, damit sie am Ende im Gestüt mitredet? Das hast du nie kapiert. Du glaubst, ich hätte immer nur an mich gedacht und meine Kinder gequält.«
    »Todt ist an dir zerbrochen.«
    »Nein. Er ist an dem zerbrochen, was er Siglinde angetan hat. Ich habe ihn aufs Internat schicken müssen, nicht um Siglinde vor ihm zu schützen, sondern ihn vor ihr. Weil ich gesehen habe, dass er es nicht aushielt, sie jeden Tag zu sehen. Ich hoffte, er werde fern von hier zu sich selbst finden. Darum habe ich beide auseinandergehalten. Aber ich wollte, dass Todt einmal das Gestüt leitet …«
    Die Stimme rutschte ihm weg.
    »… zusammen mit Siglinde.«
    »Warum«, fragte ich, »wenn du deine Kinder liebst, stellst du sie ständig bloß. Warum musstest du Siglinde gestern vor allen Leuten mit Hajo aufziehen? Er will sie doch gar nicht. Außerdem bist du offenbar der Meinung, dass er bei dir im Stall eine Frau umgebracht hat. Warum willst du ihn dann noch mit Siglinde verkuppeln?«
    »Bei mir zündet er jedenfalls keine Scheune an.«
    War es schon Altersschwachsinn oder die Galli on’sche Intelligenz, die mich zwang, den Sprüngen des Alten hin terherzuhüpfen wie ein Känguru. »Du kannst doch nicht einfach behaupten, Hajo sei ein Mörder und Brandstifter. So was muss man beweisen.«
    »Wenn die Tote nicht Vanessa ist, sondern Heide, dann ist es noch viel einfacher. Ich habe mich nämlich gefragt, warum Vanessa, warum tötet er die Tochter, wenn er hinter der Mutter her ist? Hajo sucht eine Frau, die Geld hat. Er will seine eigenen Pferde züchten. Er will ein Gestüt haben. Weil Siglinde ja erst mal mit diesem Bongart rummachen musste, hat er sich an Heide gehalten. Jetzt ist sie ihm lästig geworden, jetzt, wo er Siglinde haben kann. Wahrscheinlich haben sie sich gestritten, Heide und er, und Hajo ist durchgedreht. Er ist unberechenbar. Ich habe immer gewusst, dass wir mit ihm noch mal ernste Probleme kriegen. Aber ohne Not kannst du so einen ja nicht fortjagen. Wer riskiert schon, dass die Scheune brennt.«
    »Moment mal. Willst du damit sagen, dass du das von Marbach schon lange weißt?«
    »Ich habe mich natürlich erkundigt. Siglinde ist mir zu vertrauensselig. Sie ist immer gleich Feuer und Flamme für jemanden, wenn er gut reitet. Ich habe sie gewarnt. Beim Hajo kannst du das nicht machen, heut hü und morgen hott. Den schickst du gleich fort oder den hast du für immer, oder er zündet dir was an.«
    In meinem Hirn legten sich sämtliche Schalter um. Siglinde

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