Pflege daheim oder Pflegeheim
zweitens ist nicht jede Demenz eine vom Alzheimer-Typ (benannt nach dem Psychiater Alois Alzheimer, der 1901 die erste Patientin mit dieser Erkrankung beschrieben hat). Generell ist eine Demenz eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die mit Verlust von Gedächtnis und Orientierung einhergeht. Das Demenz-Risiko steigt mit dem Alter – insbesondere für Hochbetagte – an. Und da wir – glücklicherweise – im Durchschnitt erheblich älter werden als früher, erhöht sich auch die Zahl der Demenzkranken in der Bevölkerung. Gleichzeitig aber gibt es weniger Kinder, die sich um ihre „geistig verwirrten“ Eltern kümmern könnten. Die Politik versucht, die Versorgung von Demenzkranken vor allem in der Pflegeversicherung zu verbessern. Steigende Kosten für die Gesellschaft sind in den nächsten Jahrzehnten jedenfalls unvermeidlich.
In diesem Buch können wir nicht näher auf Vorbeugung, Ursachen, Diagnostik und Behandlung von Demenzen eingehen. Heilbar sind sie nicht. Dass bestimmte Medikamente den Krankheitsverlauf verzögern, ist möglich, aber nicht endgültig wissenschaftlich bewiesen. Doch selbst wenn solche Mittel die Pflegebedürftigkeit nur für ein Jahr hinauszögern, ist das auch für Angehörige eine Entlastung. Und nicht-medikamentöse Methoden wie „Gehirnjogging“ helfen jedenfalls dann nichts mehr, wenn eine Demenz „ausgebrochen“ ist. Für die Lebensqualität des Patienten sind aber bestimmte Behandlungsformen wie Bewegungs- oder Musiktherapie oft angenehm und hilfreich.
Belastende Pflege
Eine Demenz schreitet unweigerlich fort. Und nach wie vor werden auch die meisten Demenzkranken zu Hause durch Angehörige betreut, vor allem von Frauen. Diese Pflege ist nicht nur körperlich, sondern vor allem seelisch sehr belastend. Denn die Erkrankten verändern sich oft in ihrem Wesen und Verhalten: Sie werden aggressiv, wehren sich manchmal wütend gegen die Hilfe, am schlimmsten aber: Sie erkennen ihre Nächsten nicht mehr, verlangen oft gerade nach solchen Kindern oder Verwandten, die nicht tagtäglich da sind, nicht da sein können oder wollen. Sie sollten sehr früh im Kreise der Familie und gegebenenfalls Freunde entscheiden, was Sie sich zutrauen können und was nicht und dies vielleicht, so lange es möglich ist, auch mit dem Angehörigen besprechen, der die Diagnose „Demenz“ gestellt bekommen hat. Irgendwann kommt die Zeit, von der an der Demenzkranke rund um die Uhr beaufsichtigt werden muss. Vielleicht müssten Sie Ihren Beruf aufgeben – können Sie sich das leisten? Sind Sie selbst fit genug für die Anstrengungen, die mit der Pflege eines Demenzkranken verbunden sind? Werden sich Ihre Partner und Kinder vernachlässigt fühlen, weil die Pflege des Demenzkranken sehr viel Zeit und Kraft verschlingt? Ist Ihre Wohnung dazu geeignet, mit einem Demenzkranken zusammen zu leben? (Siehe Kapitel 6 ) Auch wenn Ihr „Pflegling“ eine hohe Pflegestufe bekommt, kann die Einsatzzeit von professionellen Pflegekräften nicht ausreichen. Sicher, die meisten Menschen würden ihren Ehemann, ihre Ehefrau oder Mutter schon aus Dankbarkeit oder einem Gefühl moralischer Verpflichtung „bis zum Schluss“ pflegen, aber seien Sie sicher: Auch wenn „Ihr“ Demenzkranker in einem Heim betreut wird, wird Ihre seelische Belastung bei seiner Begleitung noch groß sein. Ferner gibt es spezialisierte Wohngruppen für Demenzkranke, durchaus eine Alternative zum Heim (siehe Kapitel 3 , „Senioren-WG“).
Depressionen im Alter
Vielleicht bemerken viele von uns nicht, dass ein älterer Angehöriger „einfach nur“ depressiv ist, weil wir denken, „Traurigkeit“ sei doch eine normale Begleiterscheinung „in diesem Alter“. Außerdem äußern sich Depressionen oft in körperlichen Symptomen, die wirkliche, die vom Patienten oft auch bewusst versteckte seelische Krankheit wird so übersehen. Dabei sind Depressionen neben Demenzen die häufigste psychische Krankheit von alten Menschen, vor allem, wenn sie unter körperlichen Gebrechen oder Erkrankungen leiden. Depressionen gehen in jedem Alter mit erhöhter Suizidgefahr einher. Vor allem: Depressionen sind behandelbar – ebenfalls in jedem Alter.
Behandlung durch Facharzt
Bei geringsten Anzeichen sollten Sie versuchen, Ihren Angehörigen zu überzeugen, sich von einem Facharzt untersuchen zu lassen. Das ist sicherlich nicht immer einfach, denn gerade in der älteren Generation herrscht oft noch die Vorstellung, wer zum Psychiater gehe, sei „ja
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