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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Sicher, seine Rückkehr zur
Marine war eine Flucht, aber auch seine einzige Hoffnung, das
Geschehene wenigstens einigermaßen vergessen zu können.
Gwendolyn würde ihn sicher nicht vermissen. Sie hatte nun ihren
Willen und damit war er nicht mehr wichtig für sie. Letztlich
würde sie es sicher vorziehen, zwar als verheiratete Frau zu
gelten, aber nicht mehr nach Dullham Manor zurückkehren zu
müssen. Dies schien ihm die beste Lösung zu sein.
Vielleicht würde er im Laufe der Jahre einen Weg finden,
wenigstens Zuneigung zu ihrem gemeinsamen Kind zu entwickeln.
    Müde
beugte er sich über seine Schriftstücke und widmete sich
seinem Vorhaben.

Kapitel
23

    Charlotte
strich sich mit der Hand über die Stirn. Sie fühlte sich
wirklich nicht sehr wohl. Im Laufe der Nacht hatten Halsschmerzen und
ein leichtes Unwohlsein eingesetzt. Die Erlebnisse der letzten Tage
und vor allem der Umstand, dass sie sich durch ihre eigene
Kopflosigkeit Regen und Kälte ausgesetzt hatte, forderten nun
ihren Tribut. Aber sie hatte keine Zeit für Krankheiten. Jetzt
waren mehr denn je ihre Umsicht und Entschlusskraft gefordert. Eben
rollte die einfache Kutsche vor das Eingangsportal von Millford Hall.
Es war fast acht Uhr morgens und es war unbedingt notwendig, dass es
Charlotte gelang, zunächst mit Mrs Sooner zu sprechen, bevor
ihre Tante ihrer gewahr wurde. Sie wusste aus Erfahrung, dass Lady
Millford nicht vor halb neun zum Frühstück herunterzukommen
pflegte und so blieb ihr nach optimistischer Einschätzung etwa
eine Dreiviertelstunde, um die Angelegenheit mit Emmy zu regeln und
Mrs Sooner entsprechend zu instruieren.
    Ein
Teil ihres Plans war es, den Kutscher aus Dullham Manor noch etwas in
Millford Hall festzuhalten, damit sie Emmy gleich mitschicken konnte.
So bliebe es der Armen erspart, in ihrer misslichen Lage die fünfzehn
Meilen nach Dullham allein und zu Fuß zurückzulegen.
    Kaum
hatte die Kutsche gehalten, sprang sie entschlossen von ihrem Platz
auf dem Kutschbock, wo sie sich neben dem Kutscher niedergelassen
hatte. Umsichtig lud sie ihn ein, sich noch ein wenig in der
Gesindeküche bei einem warmen Tee und etwas Porridge auszuruhen,
bevor er sich wieder auf den Heimweg mache, was dieser auch gerne
annahm. Dann wies sie den Kutscher noch an, ihr Gepäck in eine
Nische des Eingangsportals zu stellen und eilte zum Seitenflügel,
wo sie durch den Kräutergarten gehen und so ohne gesehen zu
werden die Küche betreten konnte. Sie war sich sicher, dass sie
Mrs Sooner dort bereits bei der Arbeit vorfinden würde.
    Als
sie den Seitenflügel umrundet hatte, sah sie, dass der obere
Schlag zur Küchentür, die zum Kräutergarten
hinausführte, geöffnet war. Deutlich konnte sie die Stimme
von Mrs Sooner ausmachen, welche, begleitet von einer Kakophonie aus
Stimmengewirr, metallischem Klappern und dem Klirren von Geschirr,
Anweisungen gab. Das Gesindefrühstück war wohl gerade
beendet worden und die meisten der Dienstboten verließen den
Raum. Charlotte beschloss, noch einen Augenblick zu warten, bis sich
die Küche geleert hatte. Indes öffnete sich die Pforte und
zwei der Gärtner traten heraus. Überrascht begrüßten
sie Charlotte, indem sie ihre Mützen vom Kopf zogen und sich
verbeugten. Ihre so unerwartet aufgetauchte Herrin nickte freundlich,
war aber nicht wie sonst an einem freundlichen Plausch interessiert.
Der ältere der Gärtner war darüber nicht wenig
erstaunt, sagte aber nichts, sondern gab seinem noch recht jungen
Gehilfen einen Klaps auf den Rücken und bedeutete ihm mit einem
Kopfrucken, dass er sich an seine Arbeit zu machen habe. Schließlich
waren ihre Aufgaben kaum zu noch schaffen, seit sie nur noch zu zweit
waren. Mit einem gemurmelten »Einen guten Tag noch, Miss …
schön, Sie wieder hier zu haben«, trollte schließlich
auch er sich den Gartenweg hinunter.
    Aus
der Küche drangen nun kaum mehr Geräusche und so beschloss
Charlotte, es zu wagen und den Arbeitstrakt zu betreten. Die Zeit
drängte.
    Das
Überraschungsmoment hätte größer nicht sein
können. Mrs Sooner, die eben einen Topf in den Händen
gehalten hatte, ließ diesen scheppernd in den Spülstein
fallen und stürzte ihr mit einem Freudenschrei entgegen: »Miss
Millford, wo um alles in der Welt kommen Sie denn her? Und so früh!
Hat mein Brief Sie erreicht? Sind Sie deshalb so schnell hergekommen?
Das hätten wir wirklich nicht zu hoffen gewagt, nicht wahr,
Emmy? Schau doch, Miss Millford ist da! Nun wird sicher alles gut.
Fasse Mut, Emmy!

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