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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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das
Landleben aus tiefster Seele.« Er lachte bitter auf. »Es
ist fast wie im Märchen vom Fischer und der Meerjungfrau: beide
können im Lebensraum des anderen nicht existieren und müssen
zu Tode kommen. Im Märchen hat schließlich der arme
Fischer das Nachsehen gehabt und ich fürchte, dieses Schicksal
wird auch mich ereilen, wenn ich gezwungen werde, hier zu leben.«
    » Aber
John, ist das nicht etwas melodramatisch? Immerhin lebe ich auch in
London und ich liebe es.«
    » Du
hast aber auch einen Beruf, der dich befriedigt und ausfüllt.
Dazu noch eine reizende, intelligente Gattin und genauso reizende
Kinder«, war die lapidare Antwort.
    Darauf
konnte David nichts erwidern. Seiner Schwägerin ähnliche
Eigenschaften zuzuschreiben, wäre einem Meineid gleichgekommen.
Auch er konnte mit Gwendolyn Battingfield nicht allzu viel anfangen
und hatte seinen Bruder aufrichtig bedauert, als dieser zur Ehe mit
ihr buchstäblich gezwungen wurde. Als zweiter Sohn, der weder
Titel noch Ländereien zu erben hatte, war er wesentlich freier
in seiner Wahl gewesen. Finanziell großzügig ausgestattet,
hatte er seine Frau nach Neigung geheiratet und diese Entscheidung in
den elf Jahren seiner Ehe nicht einmal bereut. Mit Sicherheit richtig
aber war, dass sein Bruder als ein Mann von großer
Geistesschärfe und Tatkraft eine fordernde Aufgabe brauchte, um
zufrieden sein zu können. Etwas, was er hier in London als Teil
des Hauses Wellesley nicht zu erwarten hatte.
    » Du
solltest wieder ein Kommando übernehmen.«
    » Das
habe ich mir auch überlegt«, stimmte sein Bruder
schließlich zögernd zu. »Eigentlich wollte ich es
verschieben bis nach der Geburt des Kindes, aber so wie die Dinge
liegen wird es das Beste sein, ich mache diesen Schritt so früh
wie möglich. Vielleicht ist es sogar besser so. Gwendolyn
braucht mich ohnehin nicht, sie fühlt sich hier rundherum wohl.
Ich störe sie nur.«
    David
überlegte einen Augenblick und zuckte dann mit den Schultern.
»Ich denke, du hast recht. Es tut mir zwar leid, das sagen zu
müssen, aber die Aussichten, dass sich eure Ehe noch zum
Besseren wendet, sind eher gering. Immerhin stehst du nicht allein da
mit diesen Schwierigkeiten. Ich kenne doch einige Gentlemen, die sich
mehr häusliche Behaglichkeit wünschen würden, so es
diese zu erwerben gäbe. Da ist es wohl die bessere Idee, sich
einer sinnvollen Aufgabe zuzuwenden anstatt möglicherweise einer
Mistress, was viele von ihnen als Ausweg aus der häuslichen
Misere wählen. Das bringt nur unnötige Probleme mit sich.
Die Damen sind recht kostspielig und manche auch mehr als forsch in
ihren Forderungen. Als Anwalt habe ich in diese Dinge leider einen
tieferen Einblick, als es mir lieb sein kann.«
    Er
konnte nicht übersehen, dass John bei dem Wort »Mistress«
unmerklich zusammengezuckt war. Vielleicht hatte seine Frau Anne doch
recht gehabt mit ihrer Vermutung, dass sein Bruder ein gewisses
Gefallen an jener, ihm nicht bekannten Nichte von Sir Alistair
gefunden hatte. Er selbst hatte diesen Gedanken weit von sich
gewiesen. John war schon immer der aufrichtigere und
pflichtbewusstere von ihnen beiden gewesen. Trotzdem schien sein
Bruder nun Rat und Hilfe zu benötigen, daher schlug er vor, dass
John ihn am nächsten Tag zu einem seiner Klienten, Admiral
Gordon, begleiten solle. Gordon war ein wichtiger Mann in der Marine
Seiner Majestät und vornehmlich als Stabschef in London
beschäftigt. Ihm oblag die Berufung und Einsetzung des
Führungspersonals bei einem umfangreichen Teil der Flotte, unter
anderem auch in der Abteilung, die mit Erkundungs- und
Forschungsfahrten betraut war. Sicher ergab sich bei Johns
hervorragender Reputation in der Marine eine Möglichkeit, ihn in
diesem Bereich wieder als Kapitän eines Schiffes einzusetzen.
Dieses Arbeitsgebiet würde seinen Bruder am ehesten von was auch
immer ablenken.
    John
stand diesem Vorschlag mehr als positiv gegenüber und begann zur
Erleichterung seines Bruders sogar wieder zu lächeln, als man
sich zu den anderen Gentlemen ins Billardzimmer gesellte, um sich die
Zeit bis zum Dinner zu vertreiben.

    ******

    Am
nächsten Tag wurde Captain Battingfield von seinem Bruder
abgeholt, um besagtem Admiral Gordon seine Aufwartung zu machen. John
hatte Lady Battingfield nichts von seinem Vorhaben mitgeteilt und so
nahm sie es gleichmütig hin, dass er den Vormittag mit seinem
Bruder zu verbringen gedachte. Auf der Fahrt war er nicht sehr
gesprächig und schien in Gedanken versunken

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