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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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zu sein. David
hoffte inständig, dass das Vorhaben glücken und sich für
seinen älteren Bruder ein interessantes neues Kommando finden
würde. Wäre dieser gezwungen, sich weiterhin ohne Aussicht
auf Besserung in der derzeitigen Umgebung aufzuhalten, wäre er
in ernster Gefahr, nach und nach in Schwermut zu versinken. Offenbar
schien John aber noch mehr als nur die Unstimmigkeiten mit Lady
Battingfield zu bedrücken, das spürte David genau. Doch
sein Bruder hüllte sich die ganze Fahrt über in Schweigen.
In der Admiralität angekommen, entstiegen sie ihrer Kutsche und
betraten das ehrwürdige, in ansprechendem Rot und Weiß
gehaltene Gebäude. Es lag in direkter Sichtweite von Carlton
House, der Residenz des wenig beliebten Prinzregenten, der sich aber
zurzeit ohnehin wieder einmal in Brighton aufhielt. Die beiden
Besucher durchschritten zunächst das beeindruckende
Ministerialgebäude Ripley House, um zu den inneren Räumen
der Admiralität zu gelangen. Es kam nicht von ungefähr,
dass die Hauptverwaltung der Admiralität noch näher beim
Palast angesiedelt war als die Ministerien und das Parlament. Die
englische Streitmacht zur See war eine der wichtigsten Säulen
des nationalen Selbstverständnisses und so strahlte das Gebäude
auch folgerichtig enorme Gewichtigkeit und Geschäftigkeit aus.
Obwohl David dort häufig ein und aus ging, war er immer wieder
fasziniert von der Machtfülle, die ihm in den ehrwürdigen,
langen Gängen mit den vielen Räumen entgegenschlug. John
schien dieser Ort weniger stark zu beeindrucken, wie es schien. Er
stand, das wusste David nur zu gut, der Marine und ihrem
Machtanspruch in gewisser Weise kritisch gegenüber, obwohl er
sich in den oberen Rängen einen beachtlichen Ruf erworben hatte.
Gerade deshalb hoffte David, dass sich für seinen Bruder ein
Kommando auf einem Forschungsschiff der Admiralität finden
würde. Dies schien mehr seiner eigentlichen Neigung, die ihr
Vater nie hatte gelten lassen, zu entsprechen. David hoffte sehr,
dass ihn ein entsprechendes Kommando von seinem verborgenen Kummer
nachhaltig heilen könnte, denn schließlich war eine
lohnende Aufgabe die beste Medizin für einen Mann.
    Als
sie das geräumige Büro von Admiral Gordon betraten, wurden
sie freundlich empfangen. Der Admiral war ein fähiger und
wohlwollender Mann, der zwar schon lange nicht mehr selbst auf See
Dienst tat, aber die leitenden Offiziere, ihre Fähigkeiten und
Karrierewünsche gut einzuschätzen und zu nutzen wusste. Der
Erfolg der britischen Marine war zu einem nicht unwesentlichen Teil
auch seinem Geschick zu verdanken, die vorhandenen Posten mit den
fähigsten Männern zu besetzen.
    Captain
Battingfield grüßte mit militärischem Gruß,
während sich der Anwalt als Zivilist vor dem Admiral verneigte.
Diesem war der Name Battingfield vertraut. David Battingfield nahm
ohnehin regelmäßig Ausarbeitungen und Niederlegungen von
wichtigen Schriftstücken für die Admiralität vor und
hielt sich deshalb häufig im Gebäude der Admiralität
auf. Sein Bruder, Captain John Battingfield, hatte hingegen vor mehr
als einem Jahr seinen Abschied genommen, um sich seinen Pflichten als
Herr und Erbe eines größeren Landsitzes zu widmen, wie der
Admiral sich erinnerte, gelesen zu haben.
    » Sir,
darf ich Ihnen meinen Bruder, den jetzigen Lord Battingfield,
vorstellen. Er ist Captain a.D. der Marine Seiner Majestät«,
begann der Anwalt das Gespräch.
    » Ah,
ja«, antwortete Admiral Gordon freundlich und an den Captain
gewandt, »so habe ich doch einmal die Gelegenheit, Sie
persönlich kennenzulernen. Man hörte ja nur Gutes über
Sie in Ihrer aktiven Zeit. Aber wie ich zu meinem Bedauern vernahm,
haben Sie Ihren Abschied genommen. Behagt Ihnen denn das Landleben
als passioniertem Seemann, der Sie sind?«
    » Ich
halte mich zurzeit mit meiner Gattin, einer geborenen Wellesley, in
London auf, Sir«, erläuterte der Captain und nahm wie sein
Bruder auf einem der Stühle vor dem geräumigen Schreibtisch
des Stabschefs Platz.
    » Die
Landluft war wohl doch nicht so das Wahre«, meinte dieser und
lachte herzlich. »Ja, das bekomme ich oft zu hören von
ausgeschiedenen Angehörigen der Marine. Auf dem Schiff sehnt man
sich nach dem Land und der Familie und ist man endlich dort
angekommen, zieht es einen wieder hinaus, nicht wahr?«
    » So
könnte man es beschreiben, Sir«, meinte der Captain dazu
vorsichtig, fügte dann aber hinzu: »Tatsächlich geht
es mir ähnlich. Ich spiele ebenfalls mit dem

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