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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Spießgesellen, was die
Beziehung der Männer zueinander wohl besser umschrieb –
umgaben ihn ständig und gehorchten ihm wie Hunde. Einer von
ihnen hieß Daniel Porter, wie John sich erinnerte, und schien
Terency in Sachen Verschlagenheit und Gewissenlosigkeit kaum
unterlegen zu sein. Die anderen beiden wirkten eher tumb, aber
brutal.
    Terency
war unbestritten der umschwärmte Mittelpunkt der
Festgesellschaft. Ein Umstand, der ihn sichtlich befriedigte. In
vollen Zügen genoss der Hausherr die Aufmerksamkeit, die man ihm
entgegenbrachte, indem er lautstark seine Meinung zu allem und jedem
kundtat. Er verstand es wirklich, sich in Szene zu setzen, stellte
John mit steigendem Widerwillen fest, und nicht einmal sein wirklich
abstoßend arrogantes Gelächter vermochte diesen Erfolg zu
mindern. Unverständlicherweise schien sein selbstherrliches
Verhalten sogar einen Teil der Damenwelt zu beeindrucken. Vielleicht
war es aber auch einfach die Tatsache, dass Terency noch Junggeselle,
ausgesprochen vermögend und von recht ansehnlicher Statur war,
was einige der weiblichen Anwesenden so sehr für ihn einnahm.
Seltsamerweise wirkte Terency allerdings an der offenkundigen
Huldigung des weiblichen Geschlechts wenig interessiert. Lediglich
auf Charlotte verweilte öfter sein Blick, die sich aber so weit
als möglich vor ihm zurückgezogen und sich, sobald es die
Höflichkeit zuließ, Arm in Arm mit den beiden
pferdegesichtigen Schwestern zu den Gästezimmern begeben hatte.
Das schien ihn jedoch eher zu amüsieren und anzustacheln. Mehr
als einmal bemerkte John im Laufe des Abends einen beunruhigenden,
fast grausamen Gesichtsausdruck auf Terencys glattem Gesicht, wenn
dieser sich unbeobachtet glaubte. Er führte Ungutes im Schilde,
das war nicht zu leugnen. Johns Angst um Charlotte stieg von Stunde
zu Stunde. Er musste sie davon überzeugen, diesen Ort
schleunigst zu verlassen, sonst drohte ernste Gefahr, dessen war er
sich sicher. Doch würde sie überhaupt bereit sein, mit ihm
zu sprechen? Diese Frage hatte ihn auch in der darauf folgenden Nacht
keine Ruhe finden lassen.
    Als
er nun am Morgen in den halb gefüllten Raum kam, hoffte er
inständig, Charlottes ansichtig zu werden. Tatsächlich und
zu seiner großen Erleichterung saß sie mit den beiden
Schwestern zu Tisch. Lady Millford war nirgends zu sehen.
    Die
günstige Gelegenheit nutzend, trat er hinzu, verbeugte sich
höflich und bat darum, den Damen Gesellschaft leisten zu dürfen.
Das wurde ihm zumindest von den Schwestern mit größter
Freude gewährt, während sich Charlotte eher abwartend
verhielt. Sie konzentrierte sich, nachdem sie ihm knapp zugenickt
hatte, auf ihr Morgenmahl und beteiligte sich kaum am Gespräch.
Tapfer bemühte er sich um eine freundliche und ungezwungene
Konversation mit seinen willigeren Gesprächspartnerinnen,
während er nach einer Möglichkeit suchte, Charlotte um eine
persönliche Unterredung zu bitten. Doch sie wich ihm geschickt
aus. Als sie sich schließlich erheben und verabschieden wollte,
wusste er sich nicht mehr anders zu helfen, als sie direkt
anzusprechen.
    » Miss
Millford, ich hatte Sie doch gestern gebeten, mir ein wenig zu
erzählen, wie es Ihnen in der Zwischenzeit ergangen ist«,
sagte er mit leichtem Vorwurf in der Stimme, hinter dem er seine
weitaus flehentlichere Bitte zu verbergen suchte, »und nun
laufen Sie mir schon wieder davon. Meine Frau wird sehr enttäuscht
sein, wenn ich ihr berichte, ich hätte Sie hier angetroffen und
nicht gründlich ausgefragt, ob es Ihnen gut ergangen ist seit
Ihrem Besuch auf Dullham Manor. Meine Gattin vermisst Sie sehr!«
Das war natürlich gelogen, denn der Name Charlotte Millford war
seit der Ankunft der Battingfields in Wellesley House buchstäblich
totgeschwiegen worden. »Bitte, gewähren Sie mir doch ein
paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit! Wir könnten einen Spaziergang
durch den Garten machen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Die
beiden Schwestern, denen die Enttäuschung darüber, dass er
verheiratet war, ins Gesicht geschrieben stand, sahen neugierig zu
Charlotte hinüber, die sich bereits halb von ihrem Stuhl erhoben
hatte und zogen sich, nachdem sie schließlich zögerlich
genickt hatte, höflich zurück. John hatte endlich erreicht,
was er wollte und verließ in Begleitung Charlottes den Raum, um
in den Garten hinunterzugehen, der hinter einer mit Rosenranken
umkränzten Pergola in den Park von Rockbury Castle überging.
Als sie endlich außer Hörweite der anderen Gäste
waren,

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