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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Lady
Millfords nichts dagegen einwenden konnte. Er musste der Bitte seines
Gastes nachkommen, wollte er dieses unbedingte Gebot der Höflichkeit
nicht verletzen.
    » Also
dann«, sagte Terency kühl, ergriff herrisch Charlottes Arm
und wandte sich dem Haus zu, »kommen Sie mit uns.«
    Charlotte
warf John einen verstohlenen, dankbaren Blick zu, der ihm zeigte,
dass er das Richtige tat. Er durfte sie auf keinen Fall mit diesem
Mann allein lassen. Wenn er sie schon nicht aus ihrer Zwangslage
befreien konnte, so wollte er sie zumindest nicht aus den Augen
lassen.
    Zusammen
betraten sie die Halle vor dem Speiseraum. Dort empfahl sich
Charlotte, um sich für den Ritt umzukleiden. Auch John musste
noch seine Reitkleidung anlegen und man vereinbarte, sich gleich nach
dem Garderobenwechsel in den Stallungen zu treffen. Da Johns
Gästezimmer in einem anderen Flügel des Gebäudes lag
als das der Damen, musste er sich von ihr trennen und hoffte, dass
Terency diesen Umstand nicht auszunutzen versuchte. Dieser wurde
jedoch gerade von einigen anderen Gästen begrüßt und
in ein Gespräch verwickelt, sodass John sich beruhigt entfernen
konnte.

Kapitel
31

    Als
John kurze Zeit später die Stallungen betrat, fand er Terency
dort bereits vor. Dieser war in ein Gespräch mit einer gewissen
Mrs Dellaford vertieft, die John schon am Abend zuvor durch ihr
lautes, fast männliches Lachen aufgefallen war. Sie war von
kräftigem Wuchs und sicher weit über vierzig Jahre alt. Das
leicht gerötete Gesicht wurde von einem energischen Kinn und
munteren grauen Augen dominiert. Terency stellte die beiden einander
aller Etikette entsprechend vor, wurde aber von Mrs Dellaford
ungeduldig unterbrochen: »Nun hören Sie schon auf mit
Ihren Kratzfüßen, Terency! Sie wissen, dass ich dieses
Getue nicht ausstehen kann.« Sie wandte John interessiert ihr
etwas grobschlächtiges aber gutmütiges Gesicht zu. »Captain
also! Captain der Marine, nehme ich an! Können Sie denn reiten,
Mann?«
    John
war zwar etwas überrumpelt ob der derben Ansprache, antwortete
aber lächelnd: »Ich denke doch, Mrs Dellaford, obwohl ich
Ihnen sicherlich nicht das Wasser reichen kann.«
    » Das
will ich meinen, Captain!«, antwortete sie und lachte dröhnend.
»Bin sozusagen im Sattel geboren worden. Mein Vater war bei den
Dragoon Guards, bei den Scots Greys, um genau zu sein. (39) Ein
echter Pferdenarr – und da er nur eine Tochter hatte, habe ich
sozusagen eine soldatische Ausbildung genossen.«
    » Sind
Sie denn mit meiner Auswahl an Pferden hier zufrieden, Mrs
Dellaford?«, erkundigte sich Terency, auf ein schmeichlerisches
Lob hoffend. Doch diese Gnade gewährte ihm die mannhafte Dame zu
Johns Belustigung nicht.
    » Sie
glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich auf einem fremden Pferd
reite! Ich bin selbstverständlich mit meinem eigenen Pferd
hergekommen, genauso wie die meisten Gentlemen auch. Sehen Sie, da
hinten steht es. Ihr Stallmeister versorgt es gerade. Guter Mann
übrigens, dieser Jenkins, versteht was von Pferden. Habe mich
vorher eine Weile mit ihm unterhalten.« Sie schlug dem
sichtlich gekränkten Terency derb auf den Rücken: »Nehmen
Sie es nicht so tragisch, Terency. Bevor man mich in einer Kutsche
vorfahren sieht, fließt eher das Wasser die Themse hinauf.«
John konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Mrs Dellaford
schien ein echtes Original zu sein und war ihm auf Anhieb
sympathisch.
    In
diesem Moment kam Charlotte in die Stallungen, wie John im Aufblicken
bemerkte. In ihrem hellgrauen Reitkostüm mit der kurzen roten
Jacke kam ihre schlanke, zartgliedrige Gestalt wunderbar zur Geltung.
Ihr Haar hatte sie zweckmäßig hochgesteckt und war gerade
dabei, Lederhandschuhe überzustreifen, als ihr Terency schon
entgegentrat. Wie John erwartet hatte, reagierte sie sichtlich
reserviert auf seine öffentlich zur Schau getragene Höflichkeit.
    » Ah,
die junge Millford, wie ich sehe«, meinte Mrs Dellaford zu John
gewandt, »Scheint ja ein mutiges Mädchen zu sein! Ihre
Tante, Lady Millford, hat mir gestern Abend erzählt, dass das
junge Ding morgen an der Parforcejagd teilnehmen will. Zum ersten
Mal, wie sie sagte. Schon recht verwegen! Wenn ich sie mir so ansehe,
glaube ich nicht, dass sie der Sache gewachsen ist, viel zu dünn
und zart.« Dem konnte John nur beipflichten, diese Idee war
blanker Unsinn. Sicher steckte Terency hinter diesem gefährlichen
Vorhaben. Schon beim Dinner am vergangenen Abend war er vollkommen
schockiert darüber gewesen, dass

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