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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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konnte er nicht mehr an sich halten: »Charlotte, bitte
verzeih mir, aber ich musste einfach herkommen.«
    Sie
sah ihn nicht an, während sie weiter in gebührendem Abstand
den Gartenweg entlangging. »John, du solltest wirklich nicht
hier sein. Du darfst nicht! Ich dachte, du hättest verstanden,
dass wir keine Zukunft haben können. Du hast eine Frau, die ein
Kind von dir erwartet! Wie kannst du annehmen, dass ich …?«
Sie stockte einen Augenblick, sprach dann aber mit sichtlicher Mühe
weiter. »Bitte dringe nicht weiter in mich. Ich könnte das
nicht auch noch verkraften.« Ihre Stimme zitterte bei diesen
Worten leicht, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    » Ich
weiß!«, sagte er deshalb schnell, »Ich weiß
es doch, und ich respektiere deine Entscheidung und achte sie, auch
wenn es mir schwerfällt. Ich …«, John biss sich auf
die Lippen. Beinahe hätte er seinen Empfindungen erneut freien
Lauf gelassen, aber er durfte sie jetzt auf keinen Fall in weitere
Bedrängnis bringen. Seine leidenschaftlichen Gefühle für
sie, die in ihrer unmittelbaren Nähe wirklich übermächtig
waren, musste er um ihretwillen zurückstellen. Es durfte jetzt
nur noch um sie gehen! »Verzeih mir, bitte! Charlotte, hör
mich an: Ich bin nur hierhergekommen, um dir meine Hilfe anzubieten.
Ich habe die ernsthafte Befürchtung, dass dir hier auf Rockbury
Gefahr droht.«
    Nun
sah sie ihn doch erschrocken an: »Hat dir Dr. Banning etwa
berichtet, weshalb ich bei ihm war?«
    » Nein,
wo denkst du hin? Kein Wort hat er gesagt! Hat er etwa davon gewusst?
Das darf doch nicht wahr sein!« John wurde schlagartig klar,
dass Walter über die Bedrohung durch Terency im Bilde gewesen
sein musste. Er konnte es kaum glauben. Es war ihm unverständlich,
wieso dieser nicht eingegriffen hatte. Oder hatte sie ihm nicht alles
erzählt? »Wie konnte er dich gehen lassen? Das hätte
ich nie zugelassen!«, stieß er heftig hervor.
    Charlottes
Antwort war dagegen sehr beherrscht. »Gerade deshalb war es
meine Entscheidung, ihm Stillschweigen aufzuerlegen. Du weißt,
es ging nicht anders … nach dem, was zwischen uns geschehen
ist. Davon weiß er allerdings nichts.« Sie schwieg eine
Weile. Eine bedeutsame Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Doch
dann richtete sie ihren forschenden Blick auf ihn: »Es war der
Brief von Lady Millford, nicht wahr? Du hast ihn gelesen …?«
    Er
nickte zustimmend. »Charlotte, mein Engel«, begann er mit
zärtlicher Besorgnis. Es gelang ihm einfach nicht, kühle
Distanziertheit zu heucheln. »Ich weiß jetzt, warum du an
jenem Tag in der Bibliothek so verstört gewesen bist. Dieser
gewissenlose Schuft! Wie kannst du glauben, ich könnte zulassen,
dass du dich freiwillig diesem … diesem Schwein auslieferst?
Du hättest nicht gehen dürfen, auch nicht um meinetwillen.
Denkst du denn, ich könnte es ertragen, wenn dir etwas zustoßen
sollte? Charlotte, das kannst du nicht wirklich glauben!« Seine
Stimme war lauter geworden und spiegelte deutlich seine heftigen
Gefühle wider.
    Sie
blieb abrupt stehen, wandte sich ihm zu, suchte nach Worten und
schlug plötzlich die Hände vor ihr Gesicht. Ihre Schultern
zuckten vor mühsam unterdrücktem Schluchzen. Es kostete ihn
alle Selbstbeherrschung, sie nicht in den Arm zu nehmen und zu
trösten, aber er befürchtete, sie würde ihm dann
wieder weglaufen. Das durfte er auf keinen Fall riskieren, deshalb
zwang er sich, mit ruhiger und sehr sanfter Stimme fortzufahren:
»Charlotte, bitte sag mir, ist er dir zu nahegetreten? Hat er
dir etwas getan?«
    Es
dauerte einen Augenblick, bis sie in der Lage war zu antworten. Ein
Augenblick, der in John die schlimmsten Befürchtungen
hervorrief. Dann sagte sie und es war nur ein Flüstern: »Er
hat es versucht, aber ich konnte ihm gerade noch entkommen. Doch er
hat Emmy …«, die Stimme versagte ihr endgültig.
Plötzlich verzerrten Ekel und Grauen ihre verweinten Züge.
Die Wahrheit schockierte ihn mehr als er sagen konnte. Sein Magen
verkrampfte sich und er rang um Fassung. Mit Entsetzen wurde ihm
bewusst, dass offenbar schon ein Verbrechen auf Millford Hall
stattgefunden hatte und Charlotte einem weiteren wohl nur mit knapper
Not entgangen war. Es war unerträglich, doch er musste ruhig
bleiben. Es kam jetzt darauf an, dass er ihr seinen Vorschlag so
vernünftig wie möglich unterbreitete und sich nicht von der
flammenden Wut auf den Täter, die jäh in ihm aufloderte,
leiten ließ.
    » Hör
mir zu, Charlotte! Keiner, hörst du,

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